Schöne neue Einkaufswelt? RFID-Technologie braucht Transparenz und klare gesetzliche Regelungen!
Anlässlich ihres Besuches des FutureStore der Metro-Group auf der Cebit 2006 in Hannover erklärt Silke Stokar, innenpolitische Sprecherin Bündnis 90 / DIE GRÜNEN:
Der Supermarkt der Zukunft verspricht ein ganz neues Einkaufserlebnis. Der Kunde steckt seine Payback-Kundenkarte in den Einkaufswagen und wird augenblicklich über die Kundennummer identifiziert und persönlich begrüßt. Auf dem Display des Einkaufswagens erhält der Kunde Angebote, die auf sein Kaufprofil zugeschnitten sind. Alle Waren im Future-Store sind mit RFID-Chips versehen. Die winzigen Funkantennen können Informationen aufnehmen und versenden. Durch eine Check-out-Zone verlässt der Kunde den Supermarkt. Ohne lästige Warteschlange an der Kasse wird der Einkauf automatisch gelesen und der Betrag direkt vom Konto abgebucht. Wer ist nicht genervt von den Warteschlangen an den Kassen - aber wollen wir auch die Speicherung unseres ganz persönlichen Kaufverhaltens?
Die Zukunftsvisionen der RFID-Anwender sind beängstigend. Weltweit sollen alle Produkte und alle Konsumenten mit einer Identifikationsnummer versehen werden. So können gezielt Kundenprofile über jeden Einzelnen erstellt werden. Der gläserne Kunde wäre geschaffen, sein Kaufprofil weltweit in jedem Geschäft erkennbar. Die aktiven Chips in Kleidung, Waren und in der Kundenkarte könnten in jedem Kaufhaus schon beim Betreten, vom Kunden unbemerkt, ausgelesen werden. Der Kunde wird bevorzugt bedient, weil er als "High-Level-Kunde" erkannt wird - oder er wird gar nicht bedient, weil sein Konsum-Level niedrig ist.
Die Anwendungsmöglichkeiten der RFID-Technologie sind grenzenlos, sie brauchen Transparenz und klare gesetzliche Regeln. Die Speicherung und Auswertung unseres ganz persönlichen Kaufverhaltens ist ein unverhältnismäßiger Eingriff in das informationelle Selbstbestimmungsrecht. Durch eine klare gesetzliche Regelung wollen wir dies unterbinden. Wir brauchen eine Kennzeichnungspflicht für alle Produkte mit RFID-Chips, das Recht der Verbraucher, alle gespeicherten Informationen einsehen zu können und die Möglichkeit, die Chips beim Verlassen des Geschäfts zu deaktivieren.
Heimliche Modellversuche mit RFID-Chips darf es nicht geben. Geschäfte, die mit Antennen zum Auslesen von RFID-Chips versehen sind, müssen dies deutlich sichtbar machen. Der Verbraucher der Zukunft darf nicht zum allseits auslesbaren Informationsträger gemacht werden.
Quelle: Hannover / Berlin [ Silke Stokar ]