Ökologischer Jagdverein: Weg mit den Trophäenschauen!
Pflicht zur Vorlage entbehrt sachlicher Grundlage - Forderung nach "Umweltschau"
Quer durch Mecklenburg-Vorpommern finden in diesen Wochen die alljährlichen Trophäen- oder Hegeschauen der örtlichen Jagdverbände bzw. Hegegemeinschaften statt.
Hier werden im wesentlichen die Trophäen des im letzten Jahr in der Region erlegten Schalenwildes (Hirschen, Rehen und Sauen) ausgestellt und beurteilt. Es werden auch Medaillen für Trophäen, die eine bestimmte Stärke haben, vergeben. Vor Ort wird versucht zu beurteilen, ob ein Abschuß "falsch" oder "richtig" war, ob also das erlegte Tier nicht vielleicht in den nächsten Jahren noch eine stärkere Trophäe bekommen hätte und weiter ein "guter Vererber" im Revier gewesen wäre. Viele Jäger versuchen, der Peinlichkeit eines "Fehlabschusses" zu entgehen, indem der zur Altersbestimmung mit vorzulegende Unterkiefer vor der Schau durch einen passenden ersetzt wird.
Ihre Begründung finden diese Schauen in der These, dass man an der Qualität des Kopfschmuckes von Horn- und Geweihträgern erkennen könne, in welchem Gesundheitszustand sich der entsprechende Wildbestand befinde.
Die Wissenschaft hat dies längst ad absurdum geführt: Die Ausprägung der Trophäen ist zu sehr von Umweltfaktoren abhängig (wie Sozial- oder Nahrungssituation), der Einfluss der Gene ist dagegen gering zu bewerten (insbesondere beim Rehwild).
Eine hohe Anzahl von geringen Trophäen ist ein Hinweis auf eine zu hohe Wilddichte (hoher sozialer Stress).
Die Trophäenschauen beweisen, worum es den meisten Jägern leider wirklich geht. Das menschliche Interesse an der starken Trophäe bestimmt nach wie vor Land auf, Land ab das jagdliche Tun und Denken ("Trophäenkult"). Die übliche Selektion des Schalenwildes nach der Ausprägung seines Kopfschmuckes hat mit dazu beigetragen, die heutigen, in weiten Bereichen immer noch unnatürlich hohen Schalenwildbestände aufzubauen. Zudem gibt es nach wie vor starke und schwache Trophäen in allen Altersklassen und nicht nur noch "Kapitale".
Unter den hohen Wildbeständen leidet insbesondere der Wald, wie den letzten Ergebnissen der Bundeswaldinventur zu entnehmen ist: 40% aller jungen Bäume wurden allein im letzten Jahr vom Wild verbissen, eine naturnahe Waldentwicklung ist aufgrund der hohen Wildbestände auf großer Fläche in unserem Bundesland unmöglich.
Der Ökologische Jagdverein Mecklenburg-Vorpommern fordert daher alle Hegegemeinschaften und Hegeringe auf, zukünftig auf die Pflicht zur Vorlage der Trophäen zu verzichten. Sie entbehrt einer sachlichen Grundlage: Schauen auf freiwilliger Basis sollten, wie mancherorts von verantwortungsbewussten Jägern schon begonnen, in Zukunft in Richtung einer "Umweltschau" entwickelt werden: Artenvielfalt, Biotopqualitäten und auch die Ergebnisse von Gutachten über den Einfluss von Verbiss- und Schältätigkeit unserer großen Pflanzenfresser auf die Vegetation sollten im Vordergrund stehen.
Quelle: Sehlen [ ÖJV-MV ]