Vorschau auf die Märkte für tierische Produkte im Juni
Jungbullenpreise mit Schwächen
In Deutschland werden die Erzeugerpreise für Jungbullen im Juni gegenüber dem Vormonat voraussichtlich etwas nachgeben; diese saisontypische Entwicklung hat bereits zum Monatswechsel April/Mai eingesetzt. Verantwortlich für den zu erwartenden, fortgesetzten Preisrückgang dürfte die üblicherweise in den Sommermonaten einsetzende ruhigere Nachfrage der Verbraucher nach Rindfleisch sein.
Insbesondere typische Bratenartikel und Rouladenfleisch stehen bei steigenden Temperaturen nicht mehr in der Gunst der Verbraucher. Andererseits dürfte sich jedoch die Nachfrage nach edlen Teilstücken und Kurzbratartikeln beleben. Insbesondere zu Pfingsten und Fronleichnam ist mit einem größeren Interesse in diesem Segment zu rechnen. Die verstärkte Nachfrage im Edelteilbereich kann jedoch die Rückgänge im Bereich der Keulenware und der Vorderviertel nicht kompensieren, so dass die Unternehmen ihre Schlachtungen wohl etwas einschränken, was wiederum für leichten Preisdruck sorgen kann.
Dennoch werden die Erzeugerpreise für Jungbullen im Juni dieses Jahres voraussichtlich die Ergebnisse der Vorjahre weiter übertreffen. Ein Preisniveau von etwa drei Euro je Kilogramm Schlachtgewicht für Jungbullen der Klasse R3 ist aus heutiger Sicht durchaus denkbar. Im Juni 2005 kosteten diese Tiere im Bundesmittel 2,85 Euro je Kilogramm. Insgesamt wird die Produktion von Rindfleisch 2006 voraussichtlich nochmals etwas geringer ausfallen als im Vorjahr. Tendenziell müssen somit deutsche Schlachtunternehmen noch stärker um knapp verfügbare Schlachtrinder konkurrieren als ein Jahr zuvor.
Schlachtkühe weiter knapp und teuer
Am Schlachtkuhmarkt ist es in den ersten Maiwochen mit den Erzeugerpreisen wieder etwas nach oben gegangen. Sollte sich die momentane Tendenz fortsetzen, sind für Kühe der Klasse O3 im Monatsmittel Mai durchaus Preise zwischen 2,40 und 2,50 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht denkbar. Angesichts dieses vergleichsweise sehr hohen Preisniveaus ist es jedoch fraglich, ob der Juni weitere Erhöhungen mit sich bringen kann. Abzuwarten bleibt darüber hinaus, ob das Ende des Exportverbotes für Rindfleisch aus Großbritannien sich auch auf dem deutschen Rindfleischmarkt bemerkbar machen wird.
Schlachtkälberpreise zur Jahresmitte eher schwächer
Die Erzeugerpreise für Schlachtkälber erreichten Ende März mit über sechs Euro je Kilogramm Schlachtgewicht für pauschal abgerechnete Tiere im Bundesmittel den höchsten Stand seit vielen Jahren. In den Folgewochen setzte dann der saisontypische Preisrückgang ein, und bis in den Juni hinein dürften die Notierungen für Schlachtkälber weiter nachgeben. Die Erzeugerpreise für pauschal abgerechnete Tiere könnten im Monatsmittel Juni die Fünf-Euro-Grenze wohl unterschreiten. Der Preisabstand zum Vorjahr betrüge damit aber immer noch gut einen Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht. Gebremst wird der Preisrückgang im Mai/Juni allerdings durch die voraussichtlich stetige Kalbfleischnachfrage im Edelteilbereich aufgrund der laufenden Spargelsaison. Kalbsrücken werden somit nach wie vor zügig abzusetzen sein, insbesondere die Gastronomie dürfte häufig Kalbfleisch auf den Speisekarten haben.
Nachgebende Lämmerpreise zu erwarten
Der Lämmermarkt dürfte im Juni wohl gut mit Tieren aus deutscher Produktion versorgt sein. Die Lammfleischnachfrage wird jedoch nicht mehr so rege ausfallen wie zuvor und sich schwerpunktmäßig auf Rücken konzentrieren. Mit Beginn der Sommerferien gegen Monatsende werden der Lammfleischnachfrage zusätzlich Impulse fehlen. Die Erzeugerpreise für Schlachtlämmer dürften daher im Juni etwas schwächer ausfallen als in den Vormonaten. Im April kosteten pauschal abgerechnete Lämmer im Bundesmittel etwa 4,16 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht. Im Juni könnten die Notierungen möglicherweise sogar unter die Vier-Euro-Grenze rutschen. Das Preisniveau des Vorjahres von 3,79 Euro sollte im Juni jedoch erreicht werden.Da für 2006 insgesamt mit rückläufigen Schlachtzahlen gerechnet wird, dürfte der Preisvorsprung für Lämmer auch im weiteren Jahrsverlauf Bestand haben.
Stabile bis feste Schweinepreise
Der Schweinemarkt in Deutschland wurde im März und April stark durch die Schweinepest in NRW beeinflusst. Nachdem nach und nach die pestbedingten Handelsbeschränkungen gelockert wurde und der Handel sich zunehmend erholte, machten erneute Pestfälle alle Hoffnungen auf eine Normalisierung zunichte. Trotz des Pestgeschehens blieben größere Preisbewegungen am Schweinemarkt aber bislang aus, und die Notierungen bewegten sich über Vorjahr.
Sollte das Wetter mitspielen, dürfte sich die Schweinefleischnachfrage im Juni vor dem Hintergrund zahlreicher Grillaktivitäten der Bundesbürger beleben. Gefragte Artikel werden insbesondere Nacken, magere Bäuche in frischer und marinierter Form sowie andere grillfähige Teilstücke vom Schwein sein. Im Juni 2005 kosteten Schweine der Fleischhandelsklasse E im Durchschnitt 1,50 Euro je Kilogramm Schlachtgewicht. Dieses Preisniveau sollte auch im Juni des aktuellen Jahres zu erreichen, eventuell sogar leicht zu überschreiten sein.
Geflügelfleischnachfrage erhält Impulse
Mit Hähnchenfleisch dürften die Märkte im Juni ausreichend versorgt werden. Dagegen fällt das Angebot an Putenbrust eventuell knapp aus, Putenschenkel stehen dagegen genügend zur Verfügung. Die Nachfrage der Verbraucher nach Hähnchen- und Putenfleisch wird aufgrund von privaten Grillaktivitäten lebhafter. Die künftige Entwicklung der Preise ist zwar derzeit noch nicht zu übersehen, die Tendenz weist aber wohl eher nach oben. Die Vorjahreslinie wird vielfach aber nicht erreicht.
Quelle: Bonn [ zmp ]