Dorschmanagement für die westliche Ostsee, Bestandssicherung für die Zukunft
"Wer zuerst kommt, fängt zuerst" - dieses Prinzip der Fischerei könnte in absehbarer Zeit der Vergangenheit angehören, jedenfalls wenn es um den Dorsch geht. Im Rahmen des Deutschen Fischereitages in Schwerin sprach der Minister für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Fischerei Dr. Till Backhaus (SPD) über Bedeutung und Hintergründe des so genannten Dorschprojektes.
Gerade in Mecklenburg-Vorpommern sei die Stabilisierung der Dorschbestände ein wichtiges Thema, da die überwiegende Zahl der Fischer nur über kleine Kutter und Boote verfügt und dadurch im wahrsten Sinne des Wortes ausschließlich Küstenfischerei betreiben kann.
"Angeregt durch Ergebnisse aus Norwegen kamen wir auf die Idee mit dem aquakulturgestützten Dorschmanagement in der westlichen Ostsee. Die Norweger hatten bei ihren Versuchen in den neunziger Jahren überraschend folgendes festgestellt: Von ihnen aufgezogene und in Küstennähe ausgesetzte Dorsche wurden zum größten Teil in einem Radius von nur zwei bis drei Kilometern wieder gefangen", berichtet der Minister.
Ein solches Territorialverhalten der Dorsche stieß in Mecklenburg-Vorpommern auf höchstes Interesse.
Durch die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei wurde eine Studie zur Aufzucht von Dorschnachwuchs und dessen Besatz in der offenen See erstellt. Das Projekt wurde darin als wirksame Maßnahme zur Verbesserung der Fangergebnisse eingeschätzt.
Es setzt den Bau einer Erbrütungs- und Aufzuchtsanlage zur langfristigen Produktion von Besatzdorschen voraus. Darüber hinaus ist ein mehrjähriges wissenschaftliches Begleitprogramm durchzuführen, das den Erfolg der Besatzmaßnahmen untersucht.
Mit diesem Dorschprojekt, betont Minister Backhaus, will sich das Land Mecklenburg-Vorpommern als Modellregion für geschlossene Meere - so genannte "enclosed seas" - etablieren.
"Wir wollen keinen weiteren Abbau unser ohnehin arg gebeutelten Küstenfischerei in Kauf nehmen, sondern vielmehr diese hierzulande traditionell verwurzelte Branche erhalten - und zwar auf einem Niveau, das für die Protagonisten zukunftsträchtig ist. Wir wollen eine Fischereiregion sein, in der es selbstverständlich ist, nachhaltig zu wirtschaften. Außerdem braucht Deutschland eine moderne Fischereiforschung. Da wollen wir ganz vorne mitspielen", gibt Dr. Backhaus die Ziele vor.
Am Standort Rostock soll die technische Durchführbarkeit erprobt, aber auch die Wirtschaftlichkeit einer Dorschbrütungsanlage in Mecklenburg-Vorpommern untersucht werden. Träger des Projekts ist das Institut für Fischerei der Landesforschungsanstalt. Die Finanzierung des Projekts ist noch nicht abschließend geklärt. Es wird von Bund und Land gemeinsam verfolgt. Minister Backhaus verweist auf die Notwendigkeit einer effektiven Zusammenarbeit mit anderen Ostseeanrainerstaaten. So könne der Mehrwert noch ergiebiger sein.
Der Dorschbestand in der Ostsee hat in den zurückliegenden Jahren stark abgenommen. Die Fangergebnisse der traditionellen Fischerei auf Dorsch in der Ostsee befinden sich auf dem niedrigsten Stand seit den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts.
Quelle: Schwerin [ lm ]