Importstop aus Brasilien
Sonnleitner warnt vor WTO-bedingter Gesundheitsgefährdung
ehr besorgt zeigte sich der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, über zwei neue Berichte durch das Europäische Lebensmittel- und Veterinäramt (FVU) der EU-Kommission über Importe von Lebensmitteln aus Brasilien. Sonnleitner kritisierte, dass Lebensmittel aus Brasilien, die nicht den europäischen Standards an gesundheitlichen Verbraucherschutz und Tierschutz entsprechen, in Deutschland und in der EU verkauft werden. Die EU solle Importe solcher Produkte unverzüglich verbieten, und zwar so lange wie die vom Lebensmittelamt kritisierten Mängel nicht behoben seien, forderte Sonnleitner, der damit den europäischen Bauernverband COPA unterstützt.
Bereits im Jahr 2003 waren gleiche Missstände aufgetreten. Obwohl die brasilianischen Behörden ein Abstellen der Mängel zugesagt haben, hat sich nichts geändert. Erneut musste das Europäische Lebensmittel- und Veterinäramt nach zwei Inspektionsbesuchen in Brasilien feststellen, dass dort Produktionsmethoden angewendet werden, die in der EU verboten sind, Produkte aber in die EU exportiert werden. So wurden Zusatzstoffe in Futtermitteln für Tiere verwendet, die in Europa verboten sind und deren Erzeugnisse in die EU exportiert werden. Brasilien exportiert seit dem 1. Januar 2005 zudem illegal Schweinefleisch in die EU. Außerdem konnten zuständige brasilianische Behörden keine Garantie über Rückstandsmengen in Honig abgeben, der zurzeit in beträchtlichen Mengen aus Brasilien in die EU ausgeführt wird. Das von den brasilianischen Behörden eingerichtete Kontrollsystem ist nach Ansicht des Lebensmittel- und Veterinäramtes nicht zuverlässig und nicht mit den in der EU geltenden Sta ndards vergleichbar.
Mit Blick auf die derzeitigen WTO-Verhandlungen betonte Sonnleitner, dass Europa seine Grenzen für Produkte nicht öffnen könne, bei denen die EU-Standards zur Lebensmittelsicherheit, zur Rückverfolgbarkeit oder zu den Umwelt- und Tierschutznormen nicht eingehalten wurden. Diese importierten Lebensmittel würden den Anforderungen der europäischen Verbraucher nicht gerecht. Für die deutschen und europäischen Landwirte seien sie zudem ernsthafte Wettbewerbsverzerrungen.
Erst vor einigen Tagen hatte eine deutsche Krankenkasse brasilianische Qualitätskontrollen bei Hähnchenfleisch als „undurchsichtig“ kritisiert. Nach dem Bericht sollen in importiertem Geflügelfleisch aus Brasilien in den letzten Jahren Antibiotika gefunden worden seien, die in der EU für die Tiermast seit längerem verboten sind, da sie als krebserregend gelten. Experten gehen davon aus, dass die brasilianischen Hähnchenmäster zu 95 Prozent Antibiotika einsetzen, um ein schnelleres Tierwachstum zu erreichen.
Quelle: Berlin [ dbv ]