10 Mio. „neue“ Schlachthaken – Schweine für € 1,6 Mrd. gesucht

ISN erstellt Übersicht - Gute Aussichten für Erzeuger - Schlachtbetriebe weiten Kapazitäten aus – Wettbewerb ums Schwein wird härter

Nach Jahren der Konsolidierung in der deutschen Schlachtbranche wird wieder kräftig investiert! Während auf der einen Seite zwei große und mehrere mittlere Schlachtunternehmen ihre vorhandenen Standorte kräftig ausbauen wollen, verfolgt auf der anderen Seite die seit drei Jahren auch auf dem deutschen Schlachtschweinemarkt aktive, niederländische Vion Food Group vorwiegend eine Unternehmensstrategie der nicht minder kapitalintensiven Betriebsschließungen. Die Niederländer haben sich in Deutschland in den vergangenen Jahren die A. Moksel AG, Buchloe, die Norddeutsche Fleischzentrale NFZ AG, Hamburg und die Südfleisch AG, München einverleibt, die sie noch verdauen müssen.

Zusammen belaufen sich allein die zurzeit bekannten Expansionspläne einiger Schlachtunternehmen auf eine jährliche Kapazität ca. 10 Mio. Schlachtschweinen. Bei dem aktuellen Preisniveau von € 1,70 je kg Schlachtgewicht entspricht dies einem Umsatz von ca. € 1,6 Mrd.! Die Steigerung beträgt 20 %, selbst wenn man das Rekordjahr 2005 mit insgesamt 48,2 Mio. in Deutschland geschlachteten Schweinen zu Grunde legt. Dem steht entgegen – wie das Statistische Bundesamt in dieser Woche mitgeteilt hat – ein Bestandsrückgang von fast 2 % auf 26,5 Mio. gehaltene Schweine in Deutschland.

So will das Unternehmen Tönnies Fleisch an allen seinen drei Standorten in Rheda-Wiedenbrück, Weißenfels und Sögel die Schlachtkapazität um zusätzliche ca. 100.000 Schlachtschweine pro Woche steigern. Als Zweiter im „Konzert der Großen“ beabsichtigt D&S Fleisch, Essen die Standortkapazität auf 80.000 Schweine je Woche zu verdoppeln. Und die Westfleisch will nach der Übernahme von Barfuss im letzten Jahr durch eine weitere Auslastung der bestehenden Kapazitäten mitwachsen. Dazu kommen noch einige weitere mittelständische Unternehmen, wie Grundkötter in Beckum, Vogler Fleisch in Steine und Ulmer Fleisch in Ulm, um nur die mit den größten zu erwartenden Zuwächsen zu nennen. Selbst die Vion Food Group geht davon aus, einige aus Unternehmenssicht zukunftsfähige Standorte wie beispielsweise Emstek und Zeven erweitern zu können. In Relation zu den Expansionsplänen fallen die Betriebsstilllegungen der Vion-Schlachtbetriebe in Kalkar, Anklam, Lübeck und demnächst Pfarrkirchen weniger ins Gewicht.

Konsequenz dieser Entwicklung ist, dass die heimische Schweineproduktion ausgeweitet werden muss, was derzeit auch moderat geschieht. Doch auch unsere Nachbarn in Dänemark mit knapp 0,5 Mio. und die Niederlande mit 2,2 Mio. in 2005 nach Deutschland importierten Schweinen profitieren von dieser Entwicklung. So haben die Dänen in den ersten Monaten 2006 ihre Importe um ca. 36 % und die Niederländer um 7 % gesteigert.

Im Saldo werden die gestiegenen Bedürfnisse der Schlachtbetriebe nicht ohne weiteres gedeckt werden können, so dass sich der Wettbewerb um die Schlachtschweine insbesondere auf dem deutschen Markt weiter verschärfen dürfte. Gute Aussichten für den Erzeuger!

Eine Tabelle mit den Wachstumplänen der einzelnen Schlachtunternehmen finden [hier] als pdf-Datei.

Quelle: Damme [ schweine.net ]

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