"Nowyje Iswestija": Blauer Brief aus Russland - Importstopp von EU-Fleisch angedroht

Die EU hat Anfang November bereits eine zweite Mahnung der russischen Kontrollaufsichtsbehörde für Agrarwirtschaft erhalten: Sollten die EU-Kommissare bis zum 1. Januar 2007 keine Qualitätsgarantien für die Fleischprodukte, u. a. aus Rumänien und Bulgarien, vorlegen, so wird Russland ein Embargo über die Fleischeinfuhr aus der EU verhängen, berichtet die "Nowyje Iswestija".

Expertenprognosen für eventuelle Folgen eines solchen Schritts schwanken zwischen "nicht weiter schlimm" und beträchtlichen Preissteigerungen.

Im Oktober des Jahres hatte Russland bereits die Fleischeinfuhr aus Rumänien und Bulgarien eingestellt, weil dort Fälle von Vogelgrippe und Pest registriert wurden.

Nach Ansicht von Sergej Juschin, Leiter des Exekutivkomitees der Nationalen Fleischvereinigung, würde sich Russland im Falle eines Importverbots des gesamten europäischen Fleisches "schnell auf andere Länder umstellen können". "Viele dieser Länder haben bestimmte Quoten für einen Fleischexport nach Russland", stellt er fest.

Dmitri Rylko, Generaldirektor des Instituts für die Agrarmarkt-Konjunktur, teilt diese Meinung nicht: "Russland hängt immer noch stark vom Fleischimport aus dem EU-Raum ab, beliebige Verbote könnten sich negativ auf die Preise auswirken."

Nach seinen Worten erhält Russland jährlich 24 Millionen Tonnen Fleisch aus dem EU-Raum, während die eigene Produktion höchstens bei 5,5 Millionen Tonnen liegt. Die größeren Fleischkombinate in Russland sind auf das Importfleisch angewiesen. "Sollte sich aber Russlands Markt beispielsweise auf Brasilien umstellen, so wird es wohl kaum negative Auswirkungen für den russischen Markt geben."

Einige Analysten meinen indessen, dass die gegen die Agrarprodukte aus Europa gerichteten Drohungen der Qualitätskontrollbehörde auch als ein Versuch ausgelegt werden könnten, eine Änderung der EU-Politik gegenüber den russischen Agrarprodukten durchzusetzen. Die russischen Produzenten gelangen nur mit äußerster Mühe auf den Weltmarkt. Die EU subventioniert den gesamten Fleischexport und ist bemüht, diesem weltweit Tür und Tor zu öffnen, während fremde Produzenten kaum hineingelassen werden.

Quelle: Moskau [ RIA Novosti ]

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