EU-Rindfleischproduktion knapper

Ausblick auf die Versorgung 2007

Das Rindfleischangebot in der Europäischen Union dürfte 2007 nach Einschätzung des Prognoseausschusses der EU-Kommission kleiner ausfallen als zuvor. Bei einem voraussichtlich stabilen Verbrauch wächst der Zuschussbedarf daher wieder, und die Importe könnten zunehmen. Die Preise werden das erreichte Niveau voraussichtlich behaupten.

In der EU war in den vergangenen Jahren ein stetiger Rückgang der Rindfleischerzeugung festzustellen. Das schwindende heimische Angebot wurde durch Einfuhren aus Südamerika ersetzt. Im laufenden Jahr kam diese Entwicklung zumindest vorübergehend zum Stillstand. In vielen EU-Staaten ist ein leichtes Produktionsplus erkennbar. Das trifft auf Deutschland ebenso zu wie auf Irland, Österreich, Polen und ganz besonders auf das Vereinigte Königreich. Auf der britischen Insel macht sich die Angleichung der BSE-Schutzmaßnahmen an den EU-Standard bemerkbar. Die Folge ist ein Anstieg der Rindfleischerzeugung um rund 15 Prozent in 2006, wobei es sich vornehmlich um Kuhfleisch handelt. Rund 430.000 Kühe mit einem Schlachtgewicht von 135.000 Tonnen stehen in diesem Jahr zusätzlich zur Verfügung. Etwas weniger Rindfleisch wird dagegen in Frankreich, Italien, Portugal und Dänemark erwartet.

Verbrauch übersteigt Produktion

Für die EU-15 wird im laufenden Jahr mit einer Erzeugung von 7,45 Millionen Tonnen gerechnet, das wären 150.000 Tonnen oder zwei Prozent mehr als 2005. Für die neuen zehn EU-Staaten liegen keine gesicherten Informationen vor. Der Erzeugung in der EU-15 steht ein voraussichtlicher Verbrauch von 7,7 Millionen Tonnen gegenüber, so dass sich das dortige Defizit in diesem Jahr auf 250.000 Tonnen beläuft, nachdem es 2005 noch 370.000 Tonnen gewesen waren. Das größere EU-Angebot, die Maul- und Klauenseuche in Brasilien und die selbst auferlegten Exportrestriktionen in Argentinien haben zu einem deutlichen Rückgang der Drittlandsimporte geführt.

Am Jahresende dürften die Einfuhren mit schätzungsweise 485.000 Tonnen rund acht Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. Auf der anderen Seite gingen aber auch die EU-Exporte spürbar zurück und könnten mit 235.000 Tonnen das Ergebnis von 2005 um 17 Prozent verfehlen.

In nahezu allen EU-Ländern, Tschechien ausgenommen, kam es 2006 zu einem deutlichen Anstieg der Schlachtrinderpreise. Für Jungbullen in der Handelsklasse R3 geht der Prognoseausschuss von einem Durchschnittspreis in Höhe von 323 Euro je 100 Kilogramm Schlachtgewicht aus. Das entspräche einem Zuwachs von gut zehn Prozent gegenüber dem vorangegangenen Jahr.

2007 etwas weniger Rindfleisch erwartet

2007 dürfte der EU-Rindfleischmarkt wieder auf den langfristigen Trend einer leicht rückläufigen Erzeugung zurückkehren. Die bisher vorliegenden Viehzählungsergebnisse haben einen um 0,8 Prozent kleineren Rinderbestand zum Ergebnis. Die erwartete Fleischproduktion in der EU-15 dürfte um 85.000 Tonnen oder gut ein Prozent kleiner ausfallen. Unter den wichtigsten Rindfleischerzeugern wird vor allem in Irland, Deutschland und dem Vereinigten Königreich mit einem Produktionsrückgang gerechnet, während für Spanien, Frankreich und Italien ein leichtes Plus erwartet wird. Stellt man die voraussichtliche Erzeugung von 7,36 Millionen Tonnen dem erwarteten Verbrauch von unverändert 7,7 Millionen Tonnen gegenüber, so ergibt sich ein Defizit von 335.000 Tonnen im kommenden Jahr.

Ein Teil des Defizits wird wahrscheinlich durch weiter rückläufige Exporte aufgefangen werden, ein anderer Teil könnte durch wieder steigende Importe gedeckt werden. Doch in welchem Maße Brasilien seine MKS-Problematik in den Griff bekommt und ob Argentinien seine restriktive Exportpolitik weiter lockert, ist letztlich noch nicht klar. Beides wird jedoch entscheidend dafür sein, ob Südamerika auf dem europäischen Markt wieder stärker Fuß fassen und auf dem russischen Markt EU-Anbietern das Leben schwer machen wird.

Völlig unklar ist auch, ob die Blauzungenkrankheit wie befürchtet weiter um sich greifen wird und möglicherweise Importrestriktionen von Drittstaaten drohen. Die Preisprognosen für das kommende Jahr waren deshalb im Ausschuss nicht einheitlich. Ein Teil der Experten erwartet ein leichtes Abkühlen der Schlachtrinderpreise, unter anderem auch deshalb, weil die Konkurrenzprodukte Schweine- und Geflügelfleisch auf der Verbraucherstufe preiswerter werden dürften und die Konkurrenz aus Südamerika wieder stärker präsent sein wird. Der andere Teil der Experten, geht davon aus, dass das geringere EU-Angebot und der stabile Verbrauch Rindfleisch knapper werden lassen. Die Preise könnten sich auf dem erreichten Niveau behaupten oder sogar noch etwas zulegen.

Fasst man alle Prognosen zusammen, so ergibt sich ein leichter Anstieg der Jungbullenpreise im Jahr 2007 um 0,4 Prozent auf 324 Euro je 100 Kilogramm.

Quelle: Bonn [ zmp ]

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