Ernährungsindustrie über steigende Rohstoffpreise besorgt
Die Preise für viele Agrarrohstoffe sind in den vergangenen Jahren spürbar gestiegen. Ob Getreide, Kakao, Zitrusfrüchte, Ölsaaten, Sojaschrot oder Haselnüsse: Die Lebensmittelhersteller müssen für Rohwaren tiefer in die Tasche greifen.
Beispielsweise lagen in Deutschland Mitte November 2006 die Getreidepreise im Schnitt um mehr als 40% über der Vorjahreslinie. Für Rapsöl stiegen die Preise um weitere 20% über die ohnehin hohe Vorjahresmarke. Rekordverdächtig entwickelten sich auch die Preise für Schlachtschweine, die Ende August ihren Höchstpreis erreichten.
Dass es sich hierbei nicht um kurzfristige, regionale Entwicklungen handelt, sondern um einen Trend, der seit Jahren zu beobachten ist, zeigt auch die Entwicklung am Weltmarkt. Zwischen 2000 und 2006 stiegen die Preise für Getreide und Fleisch um bis zu 40%.
Die Verfügbarkeit von Rohstoffen in ausreichender Menge und zu bezahlbaren Preisen ist von existentieller Bedeutung für die Ernährungsindustrie, die diese zu hochwertigen Lebensmitteln weiter verarbeitet. Die Rohstoffkosten machen je nach Be- und Weiterbearbeitungsgrad einen erheblichen Anteil an den gesamten Produktionskosten aus, so dass sich Preissteigerungen unmittelbar auf die Unternehmensergebnisse auswirken, wenn die Abgabepreise an den Handel nicht ausreichend erhöht werden können.
Neben Ernteausfällen in Europa und in wichtigen Anbaugebieten für Getreide, beispielsweise in Australien und Argentinien, ist als ein wesentlicher Grund für die nachhaltige Verteuerung von Rohstoffen der wachsende Wohlstand in asiatischen Schwellenländern zu nennen. Die verbesserten Einkommensverhältnisse in bestimmten Gesellschaftsschichten in China und Indien beflügeln die Nachfrage nach Fleisch, Süßwaren und Getreide. Dies führt zu wachsenden Lebensmittelimporten in diese Länder.
Auch die boomende Nachfrage nach Bio-Kraftstoffen wirkt partiell als Preistreiber. So hat die starke Verwendung von landwirtschaftlichen Rohstoffen, insbesondere Rapsöl, im Energiebereich zu massiven Preissteigerungen an diesen Märkten geführt. Die Ernährungsindustrie unterstützt die Erschließung alternativer, preisgünstiger Energieträger, jedoch darf deren Ausbau nicht zu Lasten der Rohstoffversorgung der Ernährungsindustrie erfolgen.
Langfristig ist keine Trendumkehr zu erwarten, vielmehr werden die Preise für Agrarrohstoffe weiter steigen. Am Getreidemarkt übertraf in sechs der letzten sieben Jahre die Nachfrage das Angebot. Die heutigen Steigerungsraten der Erträge reichen kaum noch aus, um die wachsende Nachfrage auszugleichen. Bisher konnte die hohe Nachfrage durch weltweite Lagerbestände ausgeglichen werden. In spätestens drei Jahren werden diese Bestände aufgebraucht sein und werden sich Engpässe aber nicht mehr vermeiden lassen. Die Folge werden sprunghafte Preiserhöhungen sein.
Für die Zukunft ist daher keine Entspannung der Preissituation an den Agrarrohstoffmärkten in Sicht. Die Verbraucher werden sich auf notwendige Preissteigerungen einstellen müssen.
Quelle: Berlin [ bve ]