Grüne Woche hat sich zum Weltagrargipfel entwickelt
Handelsvereinbarungen in Milliardenhöhe unterzeichnet – Lebensmitteleinzelhandel und Marken entdecken Grüne Woche - Bioenergie, nachwachsende Rohstoffe und gesunde Ernährung die zentralen Themen – Über 5.100 Journalisten aus 72 Ländern
Besucherplus: 430.000 Interessenten stürmten Messehallen
Zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft und Politik haben zum Messeabschluss ein überaus positives Fazit der Internationalen Grünen Woche Berlin 2007 gezogen. Gekennzeichnet von einer zuversichtlichen Branchenstimmung wurden während der zehn Messetage Handelsvereinbarungen in Milliardenhöhe unterzeichnet. Der Lebensmitteleinzelhandel wie Lidl und zahlreiche Markenartikler haben die Grüne Woche als Plattform für den direkten Kontakt zum Verbraucher entdeckt und den Besuchern Qualität und Sicherheit ihrer Produkte transparent gemacht. Unter hochrangiger Beteiligung von über 100 nationalen und internationalen Spitzenpolitikern sowie einer Medienpräsenz von erstmals über 5.100 Journalisten aus 72 Ländern standen vom 19. bis 28. Januar die Themen „Bioenergie“, „nachwachsende Rohstoffe“ sowie „gesunde Ernährung“ im Mittelpunkt des Ausstellungsgeschehens und der mehr als 250 Konferenzen. Für Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hat sich die Messe zum „Weltagrargipfel“ entwickelt. Diese Position solle weiter ausgebaut werden. Mit 1.601 Ausstellern aus 56 Ländern verzeichnete die Grüne Woche eine ihrer höchsten Beteiligungen auf einer Bruttofläche von 115.000 Quadratmetern.
Rund 430.000 Besucher (2006: 407.000), darunter etwa 100.000 Fachbesucher, werden bis zum Wochenende in den Messehallen unter dem Berliner Funkturm erwartet. Dies entspricht einer Steigerung um rund sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zusätzlich zum Besucheraufkommen hielten sich im Tagesdurchschnitt rund 10.000 Beteiligte wie Aussteller und Standpersonal, Service- und Dienstleistungskräfte sowie Medienvertreter in den Messehallen auf.
Dr. Christian Göke, Geschäftsführer der Messe Berlin GmbH: „Die Länder nutzen die Grüne Woche nicht nur als Marketingplattform für die Vorstellung ihrer Produkte, sondern zunehmend - wie beispielsweise China und Russland - als Marktplatz für den weltweiten Handel mit Nahrungsmitteln und Landwirtschaftsprodukten. Auch werden hier verstärkt internationale Kooperationen oder der Zugang zum europäischen Markt gesucht. Die Grüne Woche bleibt die mit Abstand besucherstärkste Messe in Berlin und Publikumsmagnet mit hohem Erlebnischarakter. Für Berlin generierte die Grüne Woche durch die Ausgaben der auswärtigen Besucher und Aussteller einen Kaufkraftzufluss von etwa 150 Millionen Euro.
Vereinbarungen und Verträge
Handelsvereinbarungen und Vertragsabschlüsse in Milliardenhöhe prägten den Geschäftsverlauf der Grünen Woche. Zum Messeauftakt unterzeichneten Vertreter von Russland und der Europäischen Union ein Zusatzmemorandum über Veterinärbestimmungen für Vieh und Fleisch, das für ein Exportvolumen von circa zwei Milliarden Euro im Jahr steht. Gerade das Russland-Geschäft läuft auf der Grünen Woche auf Hochtouren. So wird eine bayerische Firma Zuchtrinder in die Moskauer Region exportieren. Und das nördlich des Polarkreises liegende Yamal-Gebiet konnte Verträge für den Export von Agrarprodukten nach Europa schließen. Weitere Kooperationen sind im Gespräch. Wie Erfolg versprechend die Geschäftskontakte auf der Grünen Woche sind, brachte der bevollmächtigte Vertreter des russischen Präsidenten im südlichen Föderalen Bezirk, Dimitrij Kozak, zum Ausdruck. In den zurückliegenden zwei Jahren hätten allein die auf der Grünen Woche geknüpften Geschäftskontakte dem Nordkaukasus Investitionen in Höhe von rund 700 Millionen Euro gebracht.
Auch die Rinderzüchter berichteten von Geschäftserfolgen. Cornelia Buchholz, Zuchtleiterin der RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH: „Wir schätzen die Grüne Woche vor allem wegen der guten Kontakte nach Osteuropa. In diesem Jahr war das Interesse an unseren Zuchtrindern im Vergleich zu den Vorjahren so stark wie nie. Wir konnten viele Kontakte zu potenziellen Kunden etwa in Bulgarien, Russland und Polen schließen.“
Hochrangige Begegnungen und Erörterungen
Wieder einmal war die Grüne Woche Begegnungsstätte für die hochrangige agrarpolitische Erörterung. Landwirtschaftsminister Horst Seehofer begrüßte auf seinem Eröffnungsrundgang allein zwölf europäische Amtskollegen an den jeweiligen Länderständen. Die Eröffnungsfeier im ICC Berlin mit mehr als 5.000 Ehrengästen aus aller Welt stand ganz im Zeichen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Mit Dr. Angela Merkel und José Manuel Barroso eröffneten erstmals eine deutsche Regierungschefin und der EU-Kommissionschef die Grüne Woche.
Welche Rolle die Landwirtschaft in der Energieproduktion spielen kann, diskutierten über 1.400 Fachleute, darunter 28 Minister und Staatssekretäre sowie Wirtschaftsrepräsentanten aus über 50 europäischen Ländern und Übersee auf dem 14. Ost-West-Agrarforum. Ausgerichtet wurde die mittlerweile bedeutendste agrarpolitische Veranstaltung in Europa vom Bundeslandwirtschaftsministerium, dem Berliner Senat und der Messe Berlin. Auf dem 27. Internationalen Forum Agrarpolitik des Deutschen Bauernverbandes wurde der Frage nachgegangen, wie das Tierseuchenmanagement der Zukunft aussehen muss.
Statements aus Politik und Wirtschaft
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie die ideellen Träger der Grünen Woche äußerten sich in zusammenfassenden Statements zum Messeverlauf wie folgt:
Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer: „Ich freue mich über den außerordentlich großen Zuspruch, den die Internationale Grüne Woche auch in diesem Jahr wieder erfahren hat. Unsere Lebensmittel „Made in Europe" sind begehrt und sicher. Die Internationale Grüne Woche hat sich einmal mehr als Spiegelbild der Warenvielfalt aus den Regionen aller europäischen Länder gezeigt. Die Land- und Ernährungswirtschaft ist wieder optimistisch und investiert. Sie ist auf dem Weg zu neuer, weltweiter Wettbewerbsfähigkeit. Die IGW hat gezeigt: Der multifunktionalen Landwirtschaft gehört die Zukunft. Besonders die nachwachsenden Rohstoffe sind nicht nur eine weitere Einkommensquelle für Landwirte, sie sind auch wichtiger Teil künftiger Energiesicherheit. Diese Entwicklung muss jetzt weiter gefestigt werden. Die Internationale Grüne Woche 2007 stand zugleich unter dem Banner der deutschen EU-Ratspräsidentschaft. Die Teilnahme von Rumänien und Bulgarien habe ich deswegen besonders begrüßt. Die Internationale Grüne Woche war deshalb in diesem Bereich nicht nur die weltweit größte Leistungsschau, sie hat auch gezeigt: Europa wächst von unten zusammen.“
Statement Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV): „Die zuversichtliche Stimmung in der Landwirtschaft hat sich voll auf die Grüne Woche übertragen. Die deutsche, die europäische wie die internationale Politik schätzt die Grüne Woche als Wirtschaftsbarometer und Politikforum. Diese Grüne Woche war die politisch hochrangigste in ihrer gesamten Geschichte. Unser kreatives ErlebnisBauernhof-Konzept von Infotainment, aktivem Erfahren und spielerischem Erleben des Herstellungsprozesses von Lebensmitteln über die gesamte Wertschöpfungskette, zur gesunden Ernährung und zur modernen Landwirtschaft fand volle Verbraucherakzeptanz. Erstmals hatten wir den Lebensmitteleinzelhandel mit Markenprodukten hier.“
Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE): „Wir haben auf der Grünen Woche viel bewegt. Die Messe hat ihre führende Rolle für die Kommunikation mit den Verbrauchern einmal mehr unter Beweis gestellt. Das Interesse an den Themen der Lebensmittelwirtschaft ist außerordentlich groß - darin liegt eine Riesenchance für die Branche. Die BVE hat mit ihren Partnern ein attraktives Bewegungsprogramm für Kinder und Jugendliche im ErlebnisBauernhof präsentiert und umfangreiche Informationen zu Ernährungsfragen geboten. Unserem Ziel, Kinder und Erwachsene zu einem gesunden Lebensstil zu ermutigen, sind wir damit ein Stück näher gekommen. Der intensive Kontakt zur Bundes- und Landespolitik, den Medien sowie den Partnern der Ernährungsindustrie in der vorgelagerten Landwirtschaft ist bei keiner anderen Gelegenheit so intensiv möglich wie auf der Internationalen Grünen Woche. Dieser Dialog ist für Verankerung der Interessen der Ernährungsindustrie in Politik und Gesellschaft von großer Bedeutung.“
Über 100 Spitzenpolitiker
Unübertroffen ist die Grüne Woche als Bühne für die politische Prominenz. In diesem Jahr besuchten mehr als 100 nationale und internationale Spitzenpolitiker die Messe mit eigenen Rundgängen beziehungsweise Delegationen. Zu den hochrangigen Gästen gehörten Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel, EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso, Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer sowie Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit. Vizekanzler Franz Müntefering diskutierte mit der Landjugend im ICC Berlin. Dr. Hermann Otto Solms, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, unternahm ebenfalls einen eigenen Rundgang.
Insgesamt 61 ausländische Minister und Staatssekretäre sowie 88 Botschafter und Konsuln kamen mit ihren Delegationen zur Grünen Woche. EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel (Dänemark) und der EU-Gesundheitskommissar Marcos Kypriano (Zypern) informierten sich bei mehrtägigen Besuchen. Beeindruckend die Delegationen aus Russland rund um Landwirtschaftsminister Gordeev, der von 27 Gouverneuren und stellvertretenden Gouverneuren – vergleichbar mit bundesdeutschen Ministerpräsidenten - begleitet wurde.
Aus den deutschen Bundesländern reisten 43 Ministerpräsidenten, Minister und Staatssekretäre zur Grünen Woche. Neben Klaus Wowereit (Berlin) besuchten die Ministerpräsidenten Kurt Beck (Rheinland Pfalz), Wolfgang Böhmer (Sachsen-Anhalt), Peter Harry Carstensen (Schleswig-Holstein), Roland Koch (Hessen), Georg Milbradt (Sachsen), Matthias Platzeck (Brandenburg), Harald Ringstorff (Mecklenburg-Vorpommern, amtierender Bundesratspräsident) und Christian Wulff (Niedersachsen) die Beteiligungen ihrer Bundesländer. Spitzenvertreter aller im Bundestag vertretenen Parteien statteten der Grünen Woche einen Besuch ab. Gerd Sonnleitner, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, und Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, repräsentierten die ideellen Träger der Grünen Woche.
Besucher gaben rund 40 Millionen Euro aus
Die Ausgaben der Verbraucher summierten sich auf der Grünen Woche 2007 auf rund 40 Millionen Euro. Dabei gaben die Besucher für den direkten Verzehr für Speisen und Getränke im Durchschnitt 26 Euro pro Kopf aus (2006: 25 €). Zusätzlich wurden Waren im Wert von rund 62 Euro pro Besucher (2006: 74 €) bestellt.
Positives Fazit von allen Messebeteiligten
Von den Sonderschauen lagen die Tierhalle, der ErlebnisBauernhof, die Heim-Tier & Pflanze sowie die Internationale Blumenhalle ganz vorn in der Publikumsgunst. Auch die neuen Segmente „BerlinEnergy“ und „Multitalent-Holz“ standen im Blickpunkt der Besucher. Hier dominierte das Besucherinteresse bei „Bioenergie und nachwachsenden Rohstoffe“, „Wald- und Forstwirtschaft“ sowie „Heizen mit Holz“. Am Schülerprogramm der Messe Berlin nahmen erneut mehr als 25.000 Schüler aus rund 1.000 Klassen aus Berlin, Brandenburg und den angrenzenden Bundesländern teil.
Ein weiterer stark frequentierter Bereich war die Länderhalle der CMA. Geschäftsführer Jörn Dwehus resümierte: „Für uns ist die Grüne Woche eine Verbrauchermesse, die eine starke agrarpolitische Ausstrahlung hat. Deshalb ist sie als Plattform für die Land- und Ernährungswirtschaft von großer Bedeutung. Insgesamt sind wir sehr zufrieden. Unser Konzept ist von den Verbrauchern gut angenommen worden: das Angebot an regionalen Lebensmitteln zu verknüpfen mit Informationen zu Qualität und den Prozessen, die hinter der Nahrungsmittelproduktion stehen.“
Die Aussteller äußerten sich insgesamt zufrieden über den Messeverlauf. Als wichtigste Ziele ihrer Messebeteiligung nannten sie: „Darstellung des Unternehmens“ und „Imagepflege“, „Verkauf an Endverbraucher“ sowie „Information für Endverbraucher“. Ein weiterer wichtiger Grund war der „Test eigener Produkte“. Diese Ziele wurden in hohem Maße erreicht.
Die Fachbesucher äußerten sich zufrieden über den geschäftlichen Verlauf der Messe. Für diese Zielgruppe, von denen jeder Zweite auch nach der Messe mit Geschäftsvereinbarungen rechnet, standen vor allem die Informationen über die angebotenen Produkte, Brancheninformationen sowie die Kontaktpflege im Vordergrund. Der Anteil der Fachbesucher aus der Land- und insbesondere Forstwirtschaft stieg von 27 auf 33 Prozent. Insgesamt erhöhte sich die Qualität der Fachbesucher hinsichtlich ihres Kompetenzgrades: Mit 43 Prozent gaben deutlich mehr Fachbesucher als im Vorjahr (35%) an, einen maßgeblichen Einfluss auf Einkaufs- und Beschaffungsentscheidungen in ihrem Unternehmen auszuüben.
Die Privatbesucher kamen in erster Linie wegen des Erlebnischarakters der Grünen Woche und um Produkte aus aller Welt kennen zu lernen. Etwa drei Vierteln der Besucher waren Informationen und Anregungen zum Thema „gesunde Ernährung“ sehr wichtig. Dass zu gesunder Lebensweise auch die Bewegung gehört, wurde nicht nur von den politischen Institutionen propagiert. Vor allem in den ideellen Messebeiträgen wurde dieses neue Gesundheitsbewusstsein durch die Präsentationen von prominenten TV-Köchen und Fernsehmoderatoren (zum Beispiel Johannes B. Kerner) sowie namhaften Fußballbundesligatrainern (Felix Magath, Mirko Slomka und Falko Götz) und Sport-Promis unterstützt. Das Angebotsspektrum der Grünen Woche 2007 wurde von 95 Prozent der Besucher positiv bewertet. 91 Prozent der Befragten zeigten sich mit ihrem Besuch zufrieden.
Nächster Termin: 18. bis 27. Januar 2008
Veranstaltet wurde die Internationale Grüne Woche Berlin 2007 von der Messe Berlin GmbH. Ideelle Träger waren der Deutsche Bauernverband (DBV), Berlin, sowie die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Berlin. Die nächste Grüne Woche findet vom 18. bis 27. Januar 2008 statt.
Quelle: Berlin [ Thomas PröllerMesse Berlin ]