Rügen Feinkost hat sich zu einem der führenden Hersteller feiner Fertiggerichte gemausert
Frische Kost für die schnelle Küche
Statistisch gesehen landet heute jeder Hering, den die ostdeutschen Kutter- und Küstenfischer in der Ostsee fangen, bei Rügen Feinkost. Der mittelständische Lebensmittelhersteller gilt als wichtigster Abnehmer des Fischwerks Euro Baltic im Norden der Insel.
Rund 25 000 Tonnen Hering, etwa 8000 Tonnen mehr als der Jahresfang der einheimischen Fischer, werden bei Rügen Feinkost jährlich verarbeitet.
Neben Fischprodukten setzt Unternehmer Hans Walther Stegmann zunehmend aber auf Veredelung und Wertschöpfung. Mit gesunden Fertigprodukten, deren Rezepte in Zusammenarbeit mit dem Drei-Sterne-Koch Eckart Witzigmann entstanden sind, versucht das Unternehmen auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen.
Der gebürtige Ostfriese Stegmann hatte 1991 mit Ehefrau Claudia eine stillgelegte Fischfabrik in Lauterbach auf Rügen übernommen und zunächst mit 28 Angestellten eine fischverarbeitende Produktion gestartet. Heute stehen allein über 20 Matjes-Produkte in den Lieferlisten des Unternehmens, das inzwischen Produktionsstätten in Garz, Sassnitz und Rostock mit rund 280 Mitarbeitern betreibt.
Edle Matjesfilets, Kräutermatjes, Matjes aus dem Rauch, Matjeshappen von Rügen stehen ebenso in den Regalen fast aller Handelsketten in Deutschland wie feine Fischmarinaden, Salate und Sahnefilets vom Hering.
Delikatessen aus Nord- und Ostseehering sind noch immer das wichtigste Standbein des Unternehmens. Doch vor fünf Jahren erweiterte das Feinkost-Team die Produktpalette um neue Fertiggerichte, die schnell den Geschmack der Kunden trafen und nun zunehmen die Expansionspläne der Firma prägen.
Zusammen mit Koch Witzigmann wurden Rezepturen für Convenience-Gerichte entwickelt, die blitzschnell in der Mikrowelle oder im Wasserbad auf den Punkt zubereitet werden können.
«Statt Tiefkühlkost setzen wir auf schonend zubereitete Frischekost für die schnelle Küche», erklärt Stegmann. Zum Sortiment gehören Zweikammer-Menüs wie Lachs auf Blattspinat, Broccoli und Reis oder Schweinefleisch in süß-saurer Sauce mit Asiatischem Wokgemüse, aber auch Lasagne-Produkte, Paellas, deftige Eintöpfe und frische Suppen, von der Brokkolicreme- bis zur Krabbensuppe.
Einige Gerichte wie Dorschfilet im Meerrettich oder Nackensteak in Pfefferrahmsauce wurden sogar von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) prämiert.
Täglich liefert Rügen Feinkost gegenwärtig mehr als 200 000 Fertigprodukte aus. Etwa 15 Prozent der Produktion gehen in den Export, an Großmärkte in Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, in den Niederlanden sowie nach Ungarn, Polen und Tschechien.
Der Markt wachse weiter, sagt Stegmann, der in diesem Jahr einen Rekordumsatz von 54 Millionen Euro ansteuert und insgesamt bislang fast 17 Millionen Euro investierte.
Um der steigenden Nachfrage einerseits zu entsprechen und andererseits mit den stark gestiegenen Preisen für Rohware mithalten zu können, holte sich die Firma Mitte vergangenen Jahres einen potenziellen Investor ins Boot. Die Braun-Gruppe in Riemser Ort bei Greifswald, stieg mit 74,9 Prozent Geschäftsanteilen bei dem erfolgreichen Nahrungsproduzenten ein und stattete das Unternehmen mit zusätzlichem Kapital aus.
Zusätzlich zu dieser Finanzspritze erwies sich seitdem jedoch die Kooperation mit anderen Unternehmen des auch im Pharmabereich etablierten Familienunternehmens als vorteilhaft aus: «Enge Kontakte zur Greifenfleisch GmbH, einem Spezialisten für ausgezeichnete Fleisch- und Wurstwaren, machen sich jetzt bezahlt», sagt Stegmann. In diesem Jahr sollen neue Produkte in die Produktion gehen. Die Rezepte bleiben das Firmengeheimnis.
Quelle: Garz [ ddp-nrd ]