Konferenz der Europäischen Kommission zu Qualitätssicherungssystemen für Lebensmittel

Die Chancen von Qualitätssicherungssystemen für Lebensmittel nützen

Landwirtschaft, Handel und VerbraucherInnen verlassen sich immer mehr auf Qualitätslogos und Zertifizierungssysteme für Lebensmittel. Am 6. und 7. Februar befasste sich eine Konferenz in Brüssel mit Nutzen und Potential solcher Systeme im EU-Binnenmarkt.

Im vergangenen Jahrzehnt hat sich Europas Landwirtschaft zunehmend in Richtung Spezialisierung und Produktqualität entwickelt. Zertifizierungssysteme für Lebensmittel sind eine Möglichkeit, um die VerbraucherInnen über deren Herkunft zu informieren und ihre Qualität zu garantieren. In Europa gibt es bereits eine ganze Reihe von Qualitätssicherungs- und Zertifizierungssystemen, es werden aber trotzdem immer noch mehr.

Um die Zukunft solcher Systeme, ihr Funktionieren auf dem EU-Binnenmarkt sowie ihren Nutzen und ihr Potential ging es auf einer Konferenz, welche die EU-Kommission am 6. und 7. Februar in Brüssel unter dem Titel „Qualitätssicherungssysteme für Lebensmittel – Mehrwertschaffung für Agrarerzeugnisse“ veranstaltete. Alle betroffenen Wirtschaftszweige und Interessenvertreter waren auf der Konferenz vertreten. Die Veranstaltung steht am Ende eines zweijährigen Pilotprojektes, das von der gemeinsamen Forschungsstelle der Kommission (GFS) durchgeführt wurde.

Verbesserter Dialog zwischen VerbraucherInnen und Landwirtschaft

Mariann Fischer-Boel, EU-Kommissarin für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, betonte auf der Tagung, welch große Bedeutung die Herstellung qualitativ hochwertiger Lebensmittel für die Zukunft der europäischen Landwirtschaft und für die Entwicklung des ländlichen Raums habe. Sie sieht Qualitätslogos als geeignetes Instrument zur Qualitätsförderung. Es müsse jedoch zu erkennen sein, wofür die einzelnen Logos eigentlich stehen, und jeder Verbraucher müsse die Möglichkeit erhalten, zu erfahren, was sie bedeuten, so Fischer-Boel.

Größerer Mehrwert für den ländlichen Raum

Zertifizierungssysteme können den Landwirten helfen, den Dialog mit den Verbrauchern über Lebensmittel zu verbessern. Die erfolgreichsten Zertifizierungssysteme können den Landwirten den Zugang zu wichtigen Märkten eröffnen, den Verbrauchern helfen, ihre Kaufentscheidungen in voller Kenntnis der Sachlage zu treffen, und dazu beitragen, dass ein größerer Teil des Mehrwerts im ländlichen Raum verbleibt.

Gegenseitige Anerkennung fördern

Allerdings haben sich bei einigen Qualitätssicherungssystemen Probleme herausgebildet. Die Landwirte klagen über Mehrfachkontrollen und über hohe Kosten für die Teilnehmer. Die Kommission fordert daher Systembetreiber auf, Eckpunkte festzulegen, um die gegenseitige Anerkennung zu fördern und Mehrfach-Audits sowie Mehrfachkontrollen zu verhindern. Die Landwirte und Erstverarbeiter sollten an der Entwicklung und Umsetzung von Zertifizierungssystemen mitwirken und gegebenenfalls als Betreiber selbst in die Systeme einbezogen werden.

Weitere Probleme sind mögliche Einschränkungen des freien Warenverkehrs auf dem Binnenmarkt sowie Schwierigkeiten für Einfuhren aus Entwicklungsländern. Die Behörden in den Mitgliedstaaten und die Kommission müssen dafür sorgen, dass die Binnenmarktvorschriften eingehalten werden, und den Missbrauch marktbeherrschender Stellungen sowie kartellähnliches Verhalten verhindern. Landwirte und sonstige Wirtschaftsbeteiligte aus Entwicklungsländern sollten in die Entwicklung von Systemen, die für die Einfuhren von Bedeutung sind, einbezogen werden, wobei die technische Hilfe im Rahmen von Hilfsprogrammen zu leisten wäre.

EU-Kennzeichnungssystem angedacht

Landwirtschaftskommissarin Fischer-Boel sprach auf der Konferenz auch ein mögliches EU-Kennzeichnungssystem oder Logo an, mit dem die bestehenden EU-Normen besser vermittelt werden könnten. Die EU-Vorschriften für das Inverkehrbringen von Lebensmitteln zählen zu den strengsten der Welt: Alle Lebensmittel, ob sie nun in der EU erzeugt oder eingeführt wurden, müssen strengen Sicherheits- und Hygienevorschriften entsprechen. Außerdem unterliegen die europäischen Landwirte und Lebensmittelhersteller detaillierten Vorschriften über Tierschutz, Umweltschutz, Arbeitsschutz und Beschäftigung. Das Einhalten dieser Regelungen ist für die Landwirte mit hohen Kosten verbunden; zumeist erhalten sie jedoch für ihre Erzeugnisse keine höheren Preise als ihre Kollegen aus Nicht-EU-Ländern. „Ein EU Kennzeichnungssystem oder Logo wäre eine Möglichkeit, die bestehenden EU-Normen effektiver zu kommunizieren“, sagte Mariann Fischer Boel. Sie fügte jedoch hinzu „ich habe noch viele Fragen und ich weiss, dass viele Interessenvertreter der Idee skeptisch gegenüberstehen.“ Es müsse noch genauer untersucht werden, wie ein solches EU Kennzeichen funktionieren könnte.

Weitere Forschungsaktivitäten

Zum Abschluss der Konferenz wurde vereinbart, dass die Erforschung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Lebensmittel-Qualitätssystemen fortgeführt werden sollte, insbesondere ihre Auswirkungen auf die landwirtschaftlichen Einkommen und auf die ländliche Entwicklung.

Links:

Weitere Informationen finden Sie unter:

http://ec.europa.eu/agriculture/events/qualityconference/index_en.htm

http://foodqualityschemes.jrc.es

Quelle: Wien [ Lebensministerium ]

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