Bionachfrage 2006 mit zweistelligem Plus
Discounter haben großen Anteil daran
Der Bio-Boom hat sich im Jahr 2006 fortgesetzt. Fast alle von der ZMP beobachteten Warengruppen sind zweistellig gewachsen. Wachstumstreiber sind Bio-Supermärkte und der Lebensmitteleinzelhandel. Bei Schlüsselprodukten des Frischesektors mit hoher Einkaufsfrequenz, wie Möhren, Kartoffeln, Tomaten, Bananen und Eiern, bestimmen Discounter das Geschäft mit Bio-Ware.
Nicht nur im Frischebereich weiten sie das Angebot aus. Inzwischen verfolgen alle großen Discounter Dachmarkenkonzepte für Bio-Ware auch im restlichen Sortiment. Wegen des beschränkten Regalplatzes konzentriert sich der Discountbereich auf eine überschaubare Anzahl von Produkten, so dass der Bedarf der Intensivkäufer von Bio-Ware nicht adäquat bedient werden kann. Dies eröffnet Chancen für die Vollsortimenter des Lebensmitteleinzelhandels und erst recht für den Naturkostfachhandel, die insbesondere von den expansiven Bio-Supermärkten genutzt werden.
Das aktuelle Wachstum des Bio-Marktes wird beflügelt durch den intensiven Wettbewerb im deutschen Lebensmitteleinzelhandel - dem härtesten in Europa. Mehr als 40 Prozent der Umsätze des LEH fließen inzwischen in die Kassen von Aldi, Lidl und Co. Die Macht der Discounter ist die entscheidende Ursache für die preisaggressive Vermarktung von Lebensmitteln in Deutschland. Der Discountsektor ist Wachstum gewöhnt. Seit Ende der 90er Jahre schöpften die Discounter - allen voran Aldi - Wachstum aus Nonfoodsortimenten wie Computern, Elektrowaren, Bekleidung und Heimwerkerprodukten. Als diese Quelle für Zuwachsgeschäfte wegen zunehmender Ausstattung der Haushalte nicht mehr so üppig sprudelte, besannen sich Aldi und Co. auf ihre Kernkompetenzen: „Lebensmittel“. Bei der discountüblichen Standardware im Niedrigpreissegment waren die Marktanteile schon so hoch, dass kaum noch Wachstumsmöglichkeiten offen blieben. Premiumprodukte hingegen boten noch Potenziale. Gerade im Bereich der Frischeprodukte wie Obst und Gemüse, wo Marken eine untergeordnete Rolle spielen, lässt sich der Premiumcharakter von Produkten gut über den Zusatz „Bio“ kommunizieren. Hinzu kommt, dass Bio in der Regel mit erheblich höherer Spanne vermarktet werden kann, und somit ein Ausgleich für die preisaggressiv vermarktete Standardware erzielt wird. Schließlich erkannte man die Möglichkeiten eines Imagetransfers vom Bio-Label auf die Einkaufsstätten. Inzwischen sind auch die Vollsortimenter im Zugzwang und pushen ihre Bio- Sortimente. Gesucht sind eigene Bio-Konzepte, die eine Profilierung gegenüber dem Discount ermöglichen. In diesem Wettbewerb schaukeln sich Discounter untereinander sowie Discounter und Vollsortimenter gegenseitig hoch. Dies ist der Treibstoff für den aktuellen Bio-Boom.
Bio trifft den Nerv vieler Verbraucher
Eine Profilierung des Handels kann allerdings nur dann erfolgreich sein, wenn hiermit Bedürfnisse und Trends der Konsumenten aufgegriffen und befriedigt werden. ZMP und CMA haben Zukunftsforscher vom Institut GIM Argo beauftragt, in einer Studie1 die Zukunftschancen verschiedener Foodtrends zu bewerten. Hierin wird insbesondere dem Bio-Trend Nachhaltigkeit attestiert, mit folgenden Argumenten:
- es gibt eine stabile Gruppe von kaufkräftigen Kunden, die sich bei Lebensmitteln nicht einschränken müssen und wollen,
- es gibt ein zunehmendes und politisch gefördertes Bewusstsein für gesunde Ernährung,
- die Deutschen werden immer älter und das Thema Gesundheit in der älteren Generation ist seit jeher etabliert,
- im Zeitalter globaler Lebensmittelproduktion findet eine Rückbesinnung auf Natürlichkeit und Regionalität bei der Ernährung statt,
- wiederkehrende Lebensmittelskandale bestärken den Wunsch nach Transparenz und Kontrolle.
Die Zeiten, zu denen beim Gros der Bio-Kunden die Sorge um Umwelt- und Tierschutz das entscheidende Kaufargument bildete, liegen länger zurück. Im Wellness-Zeitalter denken die Konsumenten an ihr eigenes Wohlbefinden und den Geschmack - „Bio“ gönnt man in erster Linie sich selbst. Dass der Einkauf von Bio-Produkten auch Tier- und Umweltschutz zugute kommt, ist eine willkommene Nebenwirkung.
Quelle: Bonn [ zmp ]