Konsumklima nach Mehrwertsteuerdelle deutlich erholt
Ergebnisse der GfK-Konsumklimastudie für April 2007
Das Konsumklima hat sich nach der erwarteten Schwächephase im ersten Quartal 2007 signifikant erholt. Die Konjunkturerwartung der Verbraucher hat im April einen absoluten Höhepunkt erreicht. Auch die Einkommenserwartung sowie die Anschaffungsneigung konnten zulegen. Folglich prognostiziert das Konsumklima nach 4,4 Punkten im April einen Wert von 5,5 Punkten für Mai dieses Jahres.
Die deutlichen Hinweise für einen kräftigen Konjunkturaufschwung werden von den Verbrauchern zusehends wahrgenommen. Eine überaus gute Arbeitsmarktbilanz sowie wieder stärker steigende Löhne und Gehälter sorgen dafür, dass neben den generellen Konjunkturaussichten auch die Einkommenserwartungen deutlich nach oben gerichtet sind. Von diesen positiven Fakten kann, nach einer Schwächephase im ersten Quartal, jetzt auch die Anschaffungsneigung profitieren.
Konjunkturerwartung: auf Rekordniveau
Der Konjunktureuphorie der Bundesdeutschen sind momentan offenbar keine Grenzen gesetzt. Im April konnte der Indikator noch einmal knapp 8 Punkte hinzugewinnen und liegt nun bei 61 Punkten. Bei dem aktuellen Wert handelt es sich um einen Rekordwert, der erstmalig seit Beginn der monatlichen Erhebung der Konsumklimastudie im Jahr 1980, erreicht wurde.
Ein wesentlicher Faktor dieses Konjunkturoptimismus ist die überaus positive Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt. Der Rückgang der Arbeitslosigkeit geht derzeit schneller vonstatten als dies noch im Herbst letzten Jahres erwartet wurde. Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass es sich bei der Zunahme der Erwerbstätigkeit vor allem um sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse handelt. Die sehr gute wirtschaftliche Entwicklung spiegelt sich zudem in den sprudelnden Steuereinnahmen wider. Vor diesem Hintergrund werden auch von den Experten die Wachstumsprognosen für dieses Jahr nach oben korrigiert. So haben die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem kürzlich veröffentlichten Frühjahrsgutachten die Voraussage für das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr auf 2,4 Prozent angehoben. Im Herbst letzten Jahres waren sie noch von 1,4 Prozent ausgegangen.
Bei der Betrachtung der Konjunkturstimmung hinsichtlich der Lebenswelten fällt auf, dass alle Gruppen bis auf die gehobenen sozialen Schichten zulegen konnten. Bei letzteren ist allerdings anzumerken, dass sie bereits in den vorangegangenen Monaten deutliche Steigerungen zu verzeichnen hatten und ohnehin ein überaus hohes Niveau aufweisen.
Einkommenserwartung: kontinuierlicher Anstieg
Im Fahrwasser der glänzenden Konjunkturaussichten hat auch die Einkommenserwartung einen Sprung nach oben gemacht. Im April konnte der Indikator um knapp 14 Punkte zulegen. Dies ist bereits der vierte Anstieg in Folge. Aktuell weist die Einkommenserwartung einen Wert von 29,6 Punkten auf. Ein höherer Wert wurde letztmalig im April 2001 gemessen – also vor genau sechs Jahren.
Aufgrund des sich verbessernden Arbeitsmarkts hoffen die Verbraucher, dass die Lohnzurückhaltung der letzten Jahre der Vergangenheit angehört und die Arbeitseinkommen in diesem Jahr wieder stärker steigen. Dies belegen auch die ersten Tarifabschlüsse in diesem Frühjahr. Deshalb können die Beschäftigten davon ausgehen, sowohl netto als auch real wieder "mehr in ihren Taschen zu haben". Damit würden auch die in diesem Jahr wirksam gewordenen finanziellen Belastungen der Haushalte, wie zum Beispiel die höhere Mehrwertsteuer oder der Wegfall der Pendlerpauschale und des Sparerfreibetrages, für die Arbeitnehmer eher kompensiert werden.
Hinsichtlich der Lebenswelten zeigt sich, dass Personen in einfacher Lebenslage ihre Einkommensaussichten im April deutlich pessimistischer einschätzen als die übrigen Verbrauchergruppen. In dieser Gruppe befinden sich auch die Hartz IV-Empfänger wieder. Diese profitieren nicht unmittelbar durch höhere Bezüge von dem Konjunkturaufschwung.
Anschaffungsneigung: Schwächephase überwunden
Im Sog der guten Konjunktur- und Einkommensstimmung konnte auch die Anschaffungsneigung zum zweiten Mal in Folge verhalten zulegen. Diese erholte sich im April um knapp 6 Punkte und liegt nun bei –6,5 Punkten.
Das Thema Mehrwertsteuererhöhung spielt offenbar in den Überlegungen der Konsumenten zusehends eine untergeordnete Rolle, zumal die Effekte der Erhöhung auf die Inflationsrate weitaus geringer waren als ursprünglich von vielen befürchtet. Deshalb wird im Jahresverlauf das überaus gute Stimmungsbild hinsichtlich Konjunktur und Einkommen wieder Oberhand gewinnen und die Anschaffungsneigung sich in der Folge vermutlich weiter erholen. Damit zeichnet sich immer stärker ab, dass die erwartete Schwächephase, wie von der GfK prognostiziert, ein zeitlich auf das erste Quartal 2007 beschränktes Phänomen geblieben ist, das in erster Linie durch den Sondereffekt Mehrwertsteuer beeinflusst war.
Konsumklima: deutlicher Aufschwung
Nachdem das Konsumklima am Ende des ersten Quartals seinen Rückgang gestoppt hatte, setzt sich nun der positive deutliche Trend fort. Der Indikator prognostiziert nach 4,4 Punkten im April 5,5 Punkte für Mai. Vor allem die im Trend deutlich nach oben gerichtete Einkommenserwartung ist hierfür verantwortlich. Dabei stehen die Aussichten gut, dass sich der positive Trend auch in den kommenden Monaten fortsetzt. Dies setzt unter anderem voraus, dass der Konsument in politischer Hinsicht Berechenbarkeit und Stabilitätbei den anstehenden Reformen erwarten kann und es zu keinen weiteren finanziellen Belastungen für die Verbraucher kommt. Wünschenswert wäre es zudem, dass sich seitens der Energiepreise keine nennenswerten Störfeuer entfachen. Sollte es zu einem drastischen Anstieg beim Rohölpreis kommen, zum Beispiel aufgrund einer krisenhaften Verschärfung der politischen Lage in der Golfregion, hätte dies sicherlich wieder dämpfende Effekte auf das Konsumklima zur Folge.
Zur Studie
Die Ergebnisse sind ein Auszug aus der Studie "GfK-Konsumklima MAXX" und basieren auf monatlich rund 2.000 Verbraucherinterviews, die im Auftrag der EU-Kommission durchgeführt werden. In diesem Report werden die Indikatoren grafisch aufbereitet, prognostiziert und ausführlich kommentiert. Darüber hinaus finden sich darin auch Informationen über die Ausgabevorhaben der Verbraucher für 20 Bereiche der Gebrauchsgüter-, Verbrauchsgüter- und Dienstleistungsmärkte. Die GfK-Konsumklimastudie wird seit 1980 erhoben.
Quelle: Nürnberg [ GfK ]