Berlin verzichtet auf den Genuss von polnischem Fleisch

Ein russischer Kommentar zum Fleischstreit

Polnische Fleischlieferanten haben der Regierung ihres Landes offenbar wieder ein Bein gestellt.

Früher behauptete Warschau, dass Russland das Einfuhrverbot für polnisches Fleisch aus politischen Gründen verhängt habe. Jetzt zieht dieses Argument nicht mehr.

Polnisches Fleisch ist gefährlich für die Gesundheit. Zu diesem Schluss gelangten Berliner Veterinärkontrolleure in Moabit, nachdem sie kürzlich fünf Tonnen Putenfleisch aus Polen sichergestellt hatten. Das Fleisch sah so ekelhaft aus, dass die deutschen Behörden von komplizierten Analysen absahen und die ganze Fleischlieferung sofort beschlagnahmen ließen.

Den Kontrolleuren fielen zuerst die unvollständigen Begleitpapiere auf. Danach untersuchten Fachleute vom Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen die Proben und stellten fest, dass das Fleisch untauglich ist.

Diese Nachricht aus Berlin stärkte die Position Russlands, das den Fleischimport aus Polen bereits verboten hatte. Noch beim Russland-EU-Gipfel in Samara setzte sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel im Namen der EU für eine schnellst mögliche Aufhebung des russischen Importverbots ein. Nun wird sie es schwer haben, diese Position zu verteidigen. Wladimir Putin erklärte, dass die Beschlagnahme der polnischen Fleischpartie in Deutschland die Qualitätsprobleme des polnischen Fleisches bestätige. Im Gespräch mit dem portugiesischen Premierminister Sokrates gab Putin zu verstehen, dass er auf dem bevorstehenden G8-Gipfeltreffen in Heiligendamm den Ehrgeiz von Angela Merkel schonen werde. „Aber ich werde ihr nicht sagen: Du willst dieses Fleisch selber nicht essen, aber mich damit füttern. Das werde ich natürlich nicht sagen“, äußerte Putin.

Man sollte dabei nicht denken, dass Moskau sich definitiv weigert, den Importstopp für polnische Fleischlieferungen aufzuheben. Bei einem Gespräch mit dem russischen Landwirtschaftsminister Alexej Gordejew betonte Putin vor kurzem, dass diese Frage schnellstens auf Expertenebene gelöst werden müsse. Zuvor hatte sich Gordejew beim Präsidenten beschwert, dass Warschau und Brüssel die Verhandlungen hinausziehen.

Moskaus Wunsch, einen Ausweg aus der Krise zu finden, lässt sich leicht erklären: Warschau blockiert den Abschluss eines neuen Partnerschaftsabkommens zwischen der Europäischen Union und Russland mit einem Veto und setzt somit führende EU-Staaten unter Druck. Die Beschlagnahme des polnischen Fleisches in Berlin ist ein gewichtiges Argument für die EU, um den Streit zwischen Warschau und Moskau schnellstens beizulegen.

Aus Warschau sind bereits Ausreden zu hören, der Vorfall in Berlin sei ein Einzelfall, an dem ein konkreter Lieferant schuld sei. Doch dieser Einzelfall belegt die Tendenz. Denn Polen lieferte eine Ware aus, die nicht nur falsch abgefertigt, sondern auch gesundheitsgefährlich war. Solche Fälle gab es offenbar auch früher schon. Doch sie drangen nicht in die Öffentlichkeit. Nun wird es klar, dass das Problem viel ernsthafter ist, und dass es sich nicht um Politik, sondern um die Gesundheit der Verbraucher in Moskau und in Berlin handelt.

Die Meinung des Verfassers muss nicht mit der der RIA Novosti (und gar nicht mit meat-n-more.info) übereinstimmen.

Quelle: Moskau [ Boris Kaimakow, RIA Novosti ]

Kommentare (0)

Bisher wurden hier noch keine Kommentare veröffentlicht

Einen Kommentar verfassen

  1. Kommentar als Gast veröffentlichen.
Anhänge (0 / 3)
Deinen Standort teilen