Deutsche haben etwas weniger Tee getrunken
Deutliches Nordsüdgefälle - Tee-Importe auf Rekordniveau / Deutsche Firmen liefern weltweit Spitzenqualität
Deutschland hat im vergangenen Jahr seine Position als Drehscheibe des internationalen Teehandels weiter ausgebaut: Mit 46.785 Tonnen erreichte das Importvolumen 2006 einen Zuwachs um 12,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr und damit eine neue Rekordmarke. Gleichzeitig stieg auch die Ausfuhr aus Deutschland auf einen Spitzenwert: 25.302 Tonnen Tee wurden 2006 von deutschen Teeunternehmen verarbeitet, veredelt und anschließend in alle Welt exportiert - vor allem Länder wie Großbritannien, USA und Russland setzen hier auf Spitzenqualität "Made in Germany".
Der Pro-Kopf-Konsum an Tee in Deutschland lag mit knapp 25 Litern in etwa auf dem Niveau der Vorjahre, wobei rund 77 Prozent auf Schwarztee und 23 Prozent auf Grüntee entfielen. "Klein, aber fein - der deutsche Verbraucher trinkt im internationalen Vergleich zwar relativ wenig Tee, genießt aber international den Ruf, die höchsten Ansprüche zu haben", sagt Jochen Spethmann, Vorsitzender des Deutschen Teeverbandes. Weltweit wurden im vergangenen Jahr 3,5 Mio. Tonnen Tee produziert - ein Zuwachs um 4,3 Prozent. Bei stabilem Exportvolumen verblieb mehr als die Hälfte davon (1,9 Mio. Tonnen) für den Eigenverbrauch in den Ursprungsländern.
China und Indien weltweit führende Erzeugerländer
Im internationalen Teemarkt hat China mit einer Produktion von über 1 Mio. Tonnen die Führungsposition unter den Erzeugerländern übernommen. Bei 870.000 Tonnen im Vorjahr entspricht dies einem Zuwachs von 17,2 Prozent. Auch in Deutschland stammt der meiste Tee aus China - das Reich der Mitte hat seinen Marktanteil bei uns auf 22,07 Prozent erhöht (Vorjahr 19,73 Prozent). Auf dem zweiten Platz folgt im weltweiten Ranking der Erzeugerländer Indien mit einer Gesamtproduktion von 955.907 Tonnen (Vorjahr: 927.984 Tonnen, plus 3 Prozent). Aus dem traditionsreichen Tee-Anbauland stammen unter anderem der weltberühmte Darjeeling sowie der Assam-Tee, der bei uns beispielsweise für die beliebten kräftigen Ostfriesen-Mischungen verwendet wird. In Deutschland hat sich Indien im Berichtsjahr Platz zwei der Lieferländer erobert - der Marktanteil lag mit einem Volumen von 6.976 Tonnen bei 14,91 Prozent. Sowohl in China als auch in Indien hat der Teekonsum eine lange Tradition und ist fester Bestandteil der Landeskultur. Doch auch für den Außenhandel der beiden Nationen spielt Tee eine wichtige Rolle: China exportiert insgesamt 286.463 Tonnen, die rund 28 Prozent seiner Teeproduktion entsprechen; in Indien sind es gut 21 Prozent (203.860 Tonnen).
Sri Lanka und Kenia sind Exportweltmeister
Ganz auf den internationalen Markt ausgerichtet sind hingegen Sri Lanka und Kenia. So erzeugten Sri Lanka mit 310.822 Tonnen und Kenia mit 310.607 Tonnen im Vergleich zu China und Indien eine deutlich geringere Menge, brachten diese aber mit einem Ausfuhrvolumen von 308.331 Tonnen (Sri Lanka) und 305.721 Tonnen (Kenia) nahezu komplett auf den internationalen Markt. Sri Lanka ist damit vor dem afrikanischen Land der wichtigste Tee-Exporteur der Welt, in Deutschland liegt der Marktanteil bei 13,43 Prozent (Vorjahr 12,58 Prozent). In Kenia sind in den letzten vier Jahrzehnten Anbaufläche, Ernte und Exportmenge von Tee sprunghaft angestiegen. Heute ist Tee ein bedeutender Wirtschaftsfaktor und einer der wichtigsten Exportgüter des Landes. Kenia-Tee stammt aus den Distrikten Kericho, Nandi, Limuru-Kiambu, Nyeri und Meru und wird vornehmlich nach der CTC-Methode verarbeitet. Auch Deutschland bezieht zunehmend Tee aus Kenia, der überwiegend in Mischungen verarbeitet wird.
Deutschland Drehscheibe des Teehandels
Deutschland gewinnt im internationalen Marktgeschehen immer mehr an Bedeutung. Ein wesentlicher Grund hierfür liegt in der Kompetenz und Erfahrung hiesiger Handelshäuser in der Veredelung und Vermarktung hochwertiger Tees. Diese Spitzenqualitäten gehen zu einem großen Teil in den Re-Export und erfreuen sich weltweit wachsender Nachfrage. Tee-Hauptstadt des europäischen Kontinents ist Hamburg - hier werden nicht nur rund 70 Prozent der deutschen Tee-Importe abgewickelt, sondern auch mehr als die Hälfte des europaweit gehandelten Tees.
Inlandsmarkt leicht unter Vorjahresniveau
Im Gegensatz zu der erfreulichen internationalen Entwicklung der deutschen Teewirtschaft bleibt der Inlandsmarkt für Tee ein schwieriges Geschäft. Aus der Export-/Importstatistik für 2006 ergibt sich rechnerisch eine Inlandsverfügbarkeit von 21.483,30 Tonnen, wobei der Eigenverbrauch gemäß der Erhebung des Teeverbandes nach Bereinigung um die Lagerbestände real bei 17.530 Tonnen lag. Der Pro-Kopf-Verbrauch betrug somit im Berichtsjahr knapp 25 Liter und bewegt sich in etwa auf dem Niveau der Vorjahre. "Beim Sommermärchen 2006 mit WM und Traumwetter gehörte der Tee leider nicht zu den Gewinnern", heißt es dazu beim Teeverband. Dabei ist die Affinität zum Tee auch regional bedingt: Während die Ostfriesen - sie sind weltweit als Kenner und Konsumenten höchster Tee-Qualität geschätzt - zusammen mit den Iren und Libyern die weltweite Spitzengruppe bilden, konzentriert sich der Konsum in Deutschland ansonsten vornehmlich auf Norddeutschland und nimmt südlich von Göttingen ab. Eine hohe "Teetrinker-Dichte" gibt es laut Verbraucher-Analyse allerdings auch in Frankfurt und Berlin. Rund 60 Prozent des Tees werden hierzulande als lose Ware gekauft, 40 Prozent entfallen auf Aufgussbeutel.
Fachgeschäfte sind wichtige Bezugsquelle
Die wichtigste Einkaufsquelle für deutsche Tee-Genießer bleiben der klassische Lebensmittel-Einzelhandel sowie Discounter mit einem Anteil von annähernd 60 Prozent. Auf Platz 2 folgen die Tee-Fachgeschäfte mit 18,1 Prozent Anteil am Gesamtmarkt. "Für viele Tee-Genießer ist schon der Kauf ein Erlebnis, das entsprechend zelebriert wird", begründet Jochen Spethmann die gute Position des Fachhandels. "Der deutsche Teetrinker konsumiert zwar nicht so viel Tee wie beispielsweise die Engländer oder die Chinesen, genießt aber weltweit den Ruf eines echten Kenners mit sehr hohem Anspruch." In zahlreichen Teegärten der Welt werden daher eigens Spitzenqualitäten für den deutschen Markt produziert.
Gute Aussichten in schwierigem Umfeld
"In einem Land mit stagnierender Bevölkerung kann man nicht spürbar mehr Nahrungsmittel verkaufen", heißt es im GfK Consumer Index vom November 2006 zur Perspektive des deutschen Lebensmittelmarktes. "Eine traditionelle Kaffeetrinker-Nation zu höherem Teekonsum zu motivieren, ist eine besondere Herausforderung", ergänzt Spethmann. Dennoch blicken die Unternehmen zuversichtlich in die Zukunft. Mit dem Rückenwind der Erfolge im internationalen Geschäft und angesichts weltweit steigender Nachfrage sind die Rahmenbedingungen gut. Hinzu kommen positive Signale aus dem Inlandsmarkt, die auf ein zunehmend konsumfreudiges Klima schließen lassen. Dazu Spethmann: "Deutsche Tee-Unternehmen stehen traditionell für erstklassige Qualität und innovative Produkte - Kriterien, die bei wachsender Kauflaune besonders gefragt sind."
Quelle: Hamburg [ dtv ]