Neuer "Stöpsel" im Herzohr soll Schlaganfälle verhindern
Deutschlandpremiere in der Asklepios Klinik Harburg
Erstmals in Deutschland hat Prof. Dr. Jai-Wun Park (54), Chefarzt der Abteilung für Kardiologie in der Asklepios Klinik Harburg, einen neuen, sich selbst entfaltenden Drahtstöpsel per Katheter ins linke Herzohr eines Patienten eingepflanzt. Der 77-Jährige litt unter anfallsweise auftretendem Vorhofflimmern und war besonders gefährdet, einen Schlaganfall zu erleiden, da er die in solchen Fällen benötigten Medikamente zur Blutverdünnung nicht vertrug.
Das Herzohr ist eine Art "toter Winkel" des Herzens, in dem 90 Prozent aller Blutgerinnsel des Herzens entstehen. Sie sind eine häufige Ursache für einen Schlaganfall, da sie mit dem Blutfluss ins Gehirn geschwemmt werden und dort wichtige Gefäße verschließen können. Patienten mit Vorhofflimmern laufen Gefahr, deshalb früher oder später einen Schlaganfall zu erleiden. Ein mechanischer Verschluss des Herzohres kann diese Gefahr dauerhaft beseitigen.
Das erst vor wenigen Tagen zugelassene und in Irland erstmals am Menschen eingesetzte ACP-Implantat (Amplatzer Cardiac Plug) ist eine stark verbesserte Weiterentwicklung eines ähnlichen Implantates (PLAATO), das sich wegen konstruktionsbedingter Mängel aus seiner Verankerung lösen konnte und deshalb vor zwei Jahren vom Markt genommen werden musste. Diese Probleme sollen bei der Neuentwicklung nicht mehr auftreten können.
Hintergrund:
Das sogenannte Vorhofflimmern, permanent (dauerhaft) oder paroxysmal (anfallsweise), ist die häufigste Herzrhythmusstörung im klinischen Alltag. Mit zunehmendem Alter der Patienten, vor allem über 75 Jahren, nimmt die Häufigkeit drastisch zu. Zwanzig Prozent aller ischämischen (also nicht blutungsbedingten) Schlaganfälle werden durch Gerinnsel aus dem Herzen bei Patienten mit Vorhofflimmern verursacht. Das Risiko dieser embolie-bedingten Schlaganfälle kann durch eine sorgfältige Blutverdünnung mit Medikamenten deutlich gesenkt werden. Doch fast 40 Prozent der Patienten mit Vorhofflimmern, die eigentlich auf diese Medikamente dauerhaft angewiesen wären, können damit aufgrund klarer Kontraindikationen wie zum Beispiel Blutungs- oder Sturzneigung oder fortgeschrittenen Tumorerkrankungen mit Metastasen nicht behandelt werden. Durch mechanisches "Ausschalten" des Herzohrs versucht man deshalb, die Embolie-Quelle zu beseitigen und so das Schlaganfall- Risiko deutlich zu reduzieren.
Quelle: Harburg [ ÄKH ]