Deutlich weniger Herzinfarkte nach Rauchverboten
„Neue deutsche Studien zeigen, dass Nichtraucherschutz-Gesetze einen sehr positiven Einfluss haben. Aus kardiologischer Sicht sollte also der Weg der Rauchverbote und des Nichtraucherschutzes in öffentlich zugänglichen Orten konsequent weiter gegangen werden.“ Das sagte Prof. Dr. Georg Ertl (Würzburg), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie), auf einer Pressekonferenz anlässlich des Europäischen Kardiologenkongress, bei dem von 25. bis 29. August in München 30.000 Teilnehmer aus 150 Ländern zusammenkammen.
Minus 26 % Herzinfarkte bei Passivrauchern, -16 % in der Gesamtgruppe, -4 % bei Rauchern
Eine neue Studie (Dr. Johannes Schmucker, Bremer STEMI-Register, 3545 STEMIs) zeigt, dass sich Nichtraucherschutz-Gesetze auf die Häufigkeit von STEMI (ST-Hebungsinfarkt), der gefährlichsten Herzinfarkt-Form, positiv auswirken. Nach der Einführung der Nichtrauchergesetze in Bremen reduzierte sich in den Jahren 2008 bis 2010 bei Nicht- bzw. Passivrauchern der Anteil von STEMI um 26 Prozent, bei Rauchern um vier Prozent, und in der Gesamtgruppe um 16 Prozent.
Deutlich weniger Krankenhausaufnahmen wegen Angina Pectoris und Herzinfarkt
Die Daten aus Bremen bestätigen die Ergebnisse einer soeben veröffentlichten Studie, bei der 3,7 Millionen bei der Deutschen Angestellten Krankenkasse Versicherte fünf Jahre lang beobachtet wurden.
Nach Einführung der Nichtrauchergesetze wurde ein Rückgang der stationären Krankenhausaufnahmen aufgrund von Angina Pectoris um 13,3 Prozent und aufgrund von akuten Herzinfarkten um 8,6 Prozent registriert (Quelle: Rauchverbote und Herzgesundheit, SuchtMagazin 3&4 2012, Gohlke et al.). Prof. Ertl: „Die Daten aus Bremen zeigen nun, dass es Passivraucher sind, die von Rauchverboten besonders profitieren.“
ESC-Kongress: Neue Studien über die Gefährlichkeit des Rauchens
Auf dem ESC-Kongress wurden wieder zahlreiche neue Studienergebnisse zur Gefährlichkeit des Rauchens präsentiert. Sie zeigen zum Beispiel,
dass auch Menschen, die nur kurze Zeit rauchen, ein deutlich höheres Risiko für Diabetes-Vorstufen (Prädiabetes) als Nichtraucher haben. Bereits fünf bis zehn Packungs-Jahre (Anzahl der Raucherjahre x die Zahl der täglich konsumierten Zigarettenpackungen) führten in der untersuchten Gruppe von jungen und gesunden Erwachsenen bei Rauchern zu einem mehr als doppelt so hohen Risiko, Prädiabetes zu haben (GAPP-Studie, Basel und Liechtenstein);
dass aktives und passives Rauchen bereits bei Jugendlichen zu einer Zunahme der Wanddicke der Halsschlagader führen kann, so eine Studie aus der Schweiz (Dr. Julia Dratva, Basel). Das gilt als Hinweis auf frühe arteriosklerotische Gefäßwandprozesse; und
dass Passivrauchen bei gesunden Nichtrauchern eine ungünstige Wirkung auf die Blutplättchen-Aktivitäten hat: Bei längerfristigem Passivrauchen steigt bei Gesunden das Risiko thrombotischer, also durch den Verschluss von Blutgefäßen bedingter Zwischenfälle. (Doz. Dr. Mehmet Güngör Kaya, Erciyes Universität).
Derzeit rauchen weltweit rund eine Milliarde Menschen. 2012 werden etwa sechs Millionen Menschen – darunter 600.000 Nichtraucher – dem Zigarettenrauchen zum Opfer fallen, es ist damit für rund zehn Prozent aller Todesfälle verantwortlich (Quelle: WHO).
Quellen:
ESC Abstract P3541, Schmucker et al, Smoking ban and incidence of STEMI: non-smokers benefit most? ESC Abstract 1373, Kaya et al, The acute effect of passive smoking on platelet activity in healthy volunteers ESC Abstract 1372, Dratva et al, Cardiovascular risk profile and impact of adolescent smoking ESC Abstract P4969, Aeschbacher et al, Current smoking in young and healthy adults
Quelle: München [ DGK ]