Gutes Fett: ForscherInnen der Uni Graz weisen erstmals die Bedeutung von Triglyzeriden für das Zellwachstum nach
Dass Null Prozent Fett nicht immer und überall von Vorteil ist, konnten kürzlich BiowissenschafterInnen der Karl-Franzens-Universität Graz zeigen. Der Arbeitsgruppe um Univ.-Prof. Dr. Sepp-Dieter Kohlwein gelang erstmals der Nachweis, dass die Spaltung von Fetten für das geordnete, optimale Wachstum und die Vermehrung von Zellen eine wesentliche Rolle spielt. Fehlt es an ausreichend Triglyzeriden oder ist deren Abbau beeinträchtigt, so wird das Fortschreiten im Zellzyklus drastisch verlangsamt. Die Aufsehen erregenden Forschungsergebnisse der Grazer WissenschafterInnen wurden am 16. Januar 2009 im renommierten Wissenschaftsmagazin "Molecular Cell" veröffentlicht.
Angesichts der modernen Zivilisationskrankheit Fettleibigkeit scheint Fett generell in Misskredit geraten zu sein - als störend und als gesundheitsschädigend. Aber auch zu wenig Fett kann krank machen. "Offensichtlich ist die Verfügbarkeit und Spaltung von Triglyzeriden zu bestimmten Zeiten im Zellzyklus notwendig, um Abbauprodukte für das rasche Wachstum von Zellen bereitzustellen", verweist Sepp-Dieter Kohlwein vom Zentrum für Molekulare Biowissenschaften der Karl- Franzens-Universität Graz auf die Erkenntnisse der jüngsten Forschungen seiner Arbeitsgruppe. "Fehlt diese spezifische Fettspaltung, wird der Zellzyklus deutlich verzögert, was für den Organismus einen großen Nachteil darstellt", so Kohlwein. Störungen im zellulären Programm zur ordnungsgemäßen Steuerung der komplexen Prozesse führen zu unkontrolliertem Zellwachstum - einer Ursache vieler Krebserkrankungen.
Als Modell für ihre Untersuchungen dienten den WissenschafterInnen Hefezellen. Aufgrund der großen strukturellen und funktionellen Ähnlichkeit der zellulären Prozesse im Modellsystem Hefe und jener in anderen Lebewesen lassen sich die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragen.
Kohlwein widmet sich mit seiner Arbeitsgruppe seit vielen Jahren erfolgreich der Erforschung von Fettstoffwechselerkrankungen im Modellsystem Hefe. Die Anwendung biochemischer und genomischer Technologien sowie die Entwicklung neuartiger mikroskopischer Methoden brachten den WissenschafterInnen der Uni Graz international eine Spitzenstellung ein.
Die Arbeiten, die zu den jüngsten bahnbrechenden Erkenntnissen führten, entstanden aus dem Großprojekt GOLD im Rahmen des vom Wissenschaftsministerium finanzierten Genomforschungsprogramms GEN-AU sowie aus dem vom Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF geförderten Spezialforschungsbereich LIPOTOX und dem FWF-Doktoratskolleg "Molekulare Enzymologie".
Quelle: Graz [ Karl-Franzens-Universität ]