Unstatistik des Monats: „Schokolade macht dünn“
Die Unstatistik des Monats April war die Meldung „Schokolade macht dünn“. So oder ähnlich überschrieben verschiedene deutsche Tageszeitungen und Wochenmagazine zur Monatswende Berichte über eine einschlägige Studie der Universität von Kalifornien in San Diego/USA. Darin hatten Forscher eine negative Korrelation zwischen der Häufigkeit des Schokoladenkonsums und dem sogenanten Body-Mass-Index (BMI) entdeckt.
Nun bedeutet aber Korrelation nicht das Gleiche wie Kausalität: Während eine Korrelation lediglich eine Beziehung zwischen Merkmalen beschreibt, handelt es sich bei der Kausalität um einen ursächlichen Zusammenhang, also Ursache und Wirkung. Zwei Merkmale heißen dabei „positiv korreliert“, wenn sie sich mehr oder weniger systematisch in die gleiche Richtung bewegen: Wenn die eine steigt, steigt in der Regel auch die andere, wenn die eine fällt, fällt auch die andere. Ein Beispiel ist das Verhältnis von Körpergröße und Gewicht. Große Menschen wiegen im Allgemeinen mehr als kleine; nicht unbedingt in jedem Einzelfall, aber im großen und ganzen schon. Von negativer Korrelation spricht man dagegen immer dann, wenn hohe Werte des einen Merkmals mit niedrigen des anderen zusammengehen und umgekehrt. So gibt es etwa bei Männern eine hohe negative Korrelation zwischen dem Einkommen und der Zahl der Haare auf dem Kopf: Je weniger Haare, desto mehr Geld.
Daraus folgt aber nicht, dass Männer durch Haarausfall ihr Einkommen erhöhen können, also ein kausaler Zusammenhang besteht. Diese negative Korrelation kommt dadurch zustande, dass bei Männern mit wachsendem Alter das Einkommen steigt und die Haare ausfallen. Mit anderen Worten, eine dritte Variable im Hintergrund, das Lebensalter, wirkt ursächlich auf Einkommen und Haare ein. Zwischen den beiden Ausgangsvariablen selbst dagegen ist keinerlei Kausalbezug vorhanden.
Ähnlich verhält es sich wohl auch mit Häufigkeit des Schokoladenkonsums und dem Gewicht. Vielleicht belohnen sich manche Menschen für einen Verzicht auf eine Currywurst oder fette Schweinesteaks mit einem kleinen Bissen Schokolade? Auf diese und ähnliche Hintergrundvariablen, die eine solche negative Korrelation erzeugen könnten, weisen die Autoren der Studie durchaus hin. Aber wie bei so vielen wissenschaftlichen Untersuchungen werden diese Zusatzinformationen in der medialen Aufarbeitung unterdrückt.
Sollte es tatsächlich eine Kausalbeziehung geben, wäre die eher in umgekehrter Richtung zu vermuten: dicke Menschen versuchen, Kalorien da zu sparen, wo es ihnen eher leicht fällt, und essen deshalb weniger Schokolade.
Quelle: Dortmund [ Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung ]