Neue Analysemethode zum Nachweis von Mineralölgehalten in Lebensmitteln aus Recyclingkarton
BfR veranstaltete internationale Fachtagung zum Thema „Mineralöl in Lebensmittelverpackungen - Entwicklungen und Lösungsansätze“
Im September 2011 diskutierten rund 400 Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft sowie aus Politik und staatlichen Institutionen, wie Lebensmittelverpackungen aus Recyclingpapier sicherer werden können. Vor zwei Jahren wurden in Lebensmitteln gesundheitlich bedenkliche Mineralölgehalte nachgewiesen, die aus Kartonverpackungen aus Recyclingfasern stammten. Auf der Veranstaltung sind verschiedene Möglichkeiten seitens der Industrie vorgestellt worden, den Übergang von Mineralöl auf Lebensmittel zu senken, insbesondere auch technologische Lösungen wie Barrieren durch Kunststoffbeschichtungen oder Innenbeutel. Es wurden Analysemethoden vorgestellt, mit denen Labore die Belastung von Lebensmitteln mit Mineralöl untersuchen können. „ Damit stehen nun praktikable Methoden zur Verfügung, die breitflächig angewandt werden können und somit zum Schutz der Verbraucher beitragen“, so BfR-Präsident Professor Dr. Dr. Andreas Hensel.
Eintragswege für Mineralöl in die Lebensmittelverpackungen sind Druckfarben, die vor allem über Zeitungen und Werbeprospekte in den Recyclingkreislauf gelangen. Die Mineralölgemische dunsten aus und gehen aus der Verpackung in das Lebensmittel über. Die gesundheitliche Risikobewertung der Befunde von Mineralöl in Lebensmitteln ist schwierig, da es für die gefundenen Substanzen keine Daten zur Giftigkeit nach Aufnahme über Lebensmittel gibt. Beim Mineralöl handelt es sich um komplexe Gemische aus gesättigten Kohlenwasserstoffen (MOSH: mineral oil saturated hydrocarbons) und aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH; mineral oil aromatic hydrocarbons), die teilweise krebserregend und erbgutschädigend sein können.
Bislang stand nur ein Analyseverfahren zum Nachweis von Mineralölgehalten in Lebensmitteln zur Verfügung, das eine sehr spezielle Analysentechnik erfordert und von den Laboren der Lebensmittelüberwachung nicht angewendet werden konnte. Das Nationale Referenzlabor für „Stoffe, die dafür bestimmt sind, mit Lebensmitteln in Berührung zu kommen“ am BfR hat auf der Fachtagung jetzt eine neue Methode vorgestellt, die die technischen Voraussetzungen der amtlichen Lebensmittelüberwachung berücksichtigt. Die Methode ist am BfR in Zusammenarbeit mit dem Kantonalen Labor Zürich entwickelt worden. Sie basiert auf einer gaschromatographischen Analyse der Mineralöle nach manueller säulenchromatographischer Vortrennung. Zur Unterstützung der interessierten Labore beim Aufbau der Analytik wurde ein Methodenentwicklungs-Kit entwickelt.
Um den Übergang von Mineralölgemischen aus Recyclingverpackungen in das Lebensmittel zu stoppen, können technologische Lösungen auf Basis von Barriereschichten wie Innenbeutel oder Beschichtungen auf der Innenseite von Verpackungen aus bereits bewerteten Kunststoffen verwendet werden. Aus Sicht des BfR stellen diese eine nachhaltige und vor allem kurzfristig umsetzbare Lösung dar. Zudem kann so auch ausgeschlossen werden, dass möglicherweise weitere gesundheitsschädliche Stoffe aus der recycelten Verpackung auf das Lebensmittel übergehen. Die präsentierten Versuchsdaten zu den unterschiedlichen Barrierelösungen zeigen, dass der Übergang von Mineralölgemischen auf das Lebensmittel deutlich reduziert werden konnte.
Das BfR hat mit der Veranstaltung ein Forum geschaffen, auf dem sich die Teilnehmer über den Zwischenstand zum Thema informieren konnten. Nachdem von verschiedenen Seiten - der Druckfarben-, Papier- und Chemieindustrie sowie unabhängiger Forschungsinstitute - technologische Lösungsmöglichkeiten zur Verringerung der Mineralölbelastung von recycelten Papierfasern und zur Minimierung der Übergänge von Mineralölbestandteilen auf Lebensmittel vorgeschlagen wurden, haben Vertreterinnen und Vertreter von Interessensverbänden ihre Positionen hinsichtlich der verschiedenen Lösungsansätze dargestellt.
Die Veranstaltung knüpfte an das 9. BfR-Forum Verbraucherschutz 2010 an, auf dem erstmals die Problematik erörtert wurde.
Quelle: Berlin [ BfR ]