„Functional Food“: Potenzial, Marktentwicklung und Konsumentenverhalten
Experten trafen sich auf der 5. Internationalen Fresenius-Konferenz „Functional Food“ in Frankfurt am Main
Von funktionellen Lebensmittel (Functional Food) wird erwartet, dass sie zusätzlich zu ihrem Nährwert einen Nutzen für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit erbringen. Die wachsende Anzahl an Unternehmen und Innovationen in diesem Sektor verdeutlicht den großen Einfluss von Functional Food auf den Gesundheits- und Lebensmittelmarkt. Sind solche Produkte die Lösung für ernährungsbedingte Krankheiten? Wo liegen die Schwierigkeiten? Und wie sind die Zukunftsaussichten? Experten aus Industrie und Wissenschaft diskutierten die Marktentwicklung und Veränderungen im Konsumentenverhalten auf der 5. Internationalen Fresenius-Konferenz “Functional Food” vom 28. bis 29. Oktober 2010 in Frankfurt am Main.Vieles weist darauf hin, dass probiotische Zubereitungen in der Lage sind, mikrobakterielle Strukturen und giftige Reaktionen im Darm zu beeinflussen, informierte Kristin Verbeke von der Medizinischen Fakultät der Universität Leuven das Fachpublikum. Darüber hinaus könnten Probiotika auf den Abbau der Gallensalze und das Immunsystem einwirken, indem sie spezifische Immunzellen aktivieren oder die Zytokinproduktion verändern. Diese Mechanismen sollen einen positiven Effekt auf bestimmte Erkrankungen haben wie das Reizdarmsyndrom, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Allergien, Magen-Darm-Infekte und Darmkrebs. Klinische Studien haben manche dieser Wirkungen bestätigt; andere Positiveffekte – etwa bei Darmkrebs – waren dagegen nicht eindeutig nachzuweisen.
Health-Claims-Verordnung und funktionelle Lebensmittel
Funktionelle Lebensmittel spielen im Verbraucherverhalten eine wichtige Rolle, sagte Professor Dr. Hannu J. Korhonen vom Forschungsinstitut MTT Agrifood Research Finland. Er stellte fest, dass die Kategorie „funktionelle Lebensmittel“ nur in Japan offiziell geregelt ist, wohingegen die Gesetzgebung der Europäischen Union keine offizielle Definition liefert. Dennoch sind viele Produkte auf dem europäischen Markt, die als funktionelle Lebensmittel bezeichnet werden und mit allgemeinen oder spezifischen Gesundheitsangaben versehen sind. Genau bei diesen Produkten sei ein genauer Beleg für gesundheitsbezogenen Angaben (Health Claims) notwendig, sagte Korhonen. Um die Märkte zu harmonisieren und die Verbraucher vor irreführenden Marktaussagen zu schützen, führte die Europäische Union 2006 die Health-Claims-Verordnung (EG) 1924/2006 ein. Eines der zentralen Ziele dieser Verordnung ist es sicherzustellen, dass jede Bezeichnung auf einem Lebensmitteletikett eindeutig wissenschaftlich bewiesen ist. Health-Claims-Verordnungen werden die Entwicklung bei den funktionellen Lebensmitteln weltweit beeinflussen, ist Korhonen überzeugt: „Nutzlose Produkte werden vom Markt genommen und Produkte mit einem echten Mehrwert für die Gesundheit erhalten Aufwind. Funktionelle Lebensmittel werden weiterhin eine global expandierende Lebensmittelkategorie sein, die auf die Verbesserung von Gesundheit und Wohlbefinden der Konsumenten im Rahmen einer speziellen Ernährung abzielt.“
Funktionelle Lebensmittel gegen Übergewicht und Jodmangel?
Adipositas (Fettleibigkeit) ist ein Hauptrisikofaktor für viele Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörung. In der Folge kommt es häufig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall. Dr. Susanne Römer (Allianz Private Krankenversicherung APKV) zeigte, dass Adipositas eine Wohlstandskrankheit und ein großes Problem in vielen Industrieländern geworden ist: In Deutschland ist die Hälfte der erwachsenen Männern übergewichtig (Body-Maß-Index über 25) und 18 Prozent sind fettleibig mit einem Body-Maß-Index über 30. In der weiblichen Bevölkerung sind 35 Prozent übergewichtig und ein Fünftel adipös. Römer empfiehlt, dass jede Therapie nicht nur das Essen, sondern auch körperliche Aktivitäten und Verhaltensänderungen mit einbeziehen sollte. Um durch eine Gewichtsabnahme auch das Risiko von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren, sollten übergewichtige Menschen weniger Fett und dafür mehr Gemüse, Früchte, Vollkornprodukte und kalorienarme Getränke zu sich nehmen.
Neben Übergewicht ist Jodmangel ein weiteres Beispiel für eine Volkskrankheit in Deutschland und anderen Industrienationen, die jedoch inzwischen gut zu kontrollieren ist. Jod ist wichtig für die Synthese der Schilddrüsenhormone. Demzufolge kann Jodmangel zu einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) führen – Fehlgeburt, geistige Behinderung, Entwicklungsrückstände oder Struma (Kropf) sind mögliche Folgen. Natürliche Jodquellen sind Fisch, Algen und Meeresfrüchte. Ebenso ist mittlerweile die Verwendung von Jodsalz üblich und Risikogruppen wie schwangere Frauen bekommen Jodtabletten verordnet. In Deutschland wird die Jodversorgung aufgrund des geringen natürlichen Angebotes „funktionell“ ergänzt: „Mit Erfolg, wie aktuelle Studien belegen. Trotzdem leiden viele Menschen noch immer an einer Struma – allein bei der APKV waren es im Jahr 2009 fünf Prozent der Vollversicherten“, erklärte Römer.
Tagungsunterlagen
Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.
Quelle: Dortmund, Frankfurt am Main [ Akademie Fresenius ]