Wie Materialeffizienz das Bankenrating beeinflussen kann

Die Fleischer zählen von je her zu den Materialintensiven Branchen in Deutschland. Die Materialkosten stellen den mit Abstand größten Block im gesamten Kostengefüge des Fleischers dar. Umso mehr verwundert es, dass in den vergangenen Jahren besonderes viel Engagement in die Bereiche Personal und Energie bezüglich einer Kostenreduktion verwandt wurde, obwohl diese Bereiche zusammen genommen nicht einmal annähernd das Volumen des Materialeinsatzes erreichen.

Der Materialeinsatz wurde so zusagen als „Gott gegeben“ betrachtet und hingenommen. Dass hohe Materialkosten auch das Rating der Banken beeinflussen wird zudem völlig außer Acht gelassen. Der Fleischer übergibt der Bank jährlich seinen Jahresabschluss und vielleicht monatlich noch eine BWA. Das aber für das Bankenrating andere Faktoren noch viel wichtiger sind scheint bisher bei den meisten Betrieben kaum angekommen zu sein. Intensive Berichterstattung des Unternehmens hinsichtlich wichtiger zukünftiger Unternehmerischer Entscheidungen, Entwicklung der Eigenkapitalquote in der Zukunft und geplante Maßnahmen zu Steigerung Ertragskraft werden von den Banken wesentlich höher gewichtet, als der Jahresabschluss Bilanz, die letzten Endes nur eine Vergangenheitsbetrachtung darstellt. Und hier kann der Fleischer aktiv ansetzten. Die Wertschöpfung, auch Rohertrag I genannt, ist einer der Schlüsselwerte für das Bankenrating. Ermitteln lässt sich die Wertschöpfung relativ leicht, stellt Sie doch nur das Ergebnis einer einfachen Subtraktion dar, wie die Zahlen eines Beispielbetriebes belegen.

Nettoumsatz 1.000.000 €

- Wareneinsatz (46%) 460.000 €

= Wertschöpfung (Rohertrag) 540.000 €

- sonstige Kosten 492.000 €

= Ergebnis der Geschäftstätigkeit 48.000 €

Der Rohertrag stellt die Kenngröße dar, aus der alle anderen Kosten wie Kapitaldienst, Abschreibungen und der Gewinn erzielt werden müssen. Die Banken stellen bei der Ermittlung der Ratingkategorie des betreffenden Unternehmens Personalkosten, Zinsaufwand und die sonstigen Betriebskosten ins Verhältnis von Gesamtleistung und Rohertrag. Dabei sollten folgende pauschalen Grenzen nicht überschritten werden:

  • Personalkosten < 50 %
  • Betriebskosten < 35 %
  • Zinskosten < 5 %

Ein Überschreiten kann tendenziell eine Verschlechterung des Ratings bedeuten, die auch eine Erhöhung der Kreditzinsen nach sich zieht. Setzt man für den obigen Beispielbetrieb Personalkosten, Zinsen und übrige Betriebskosten ins Verhältnis zum Rohertrag ergibt sich folgende Bild:

  • Personalkosten 289.000 € = 53,52 % vom Rohertrag
  • Betriebskosten 251.000 € = 42,48 % vom Rohertrag
  • Zinsen 13.000 € = 2,41 % vom Rohertrag

Dies würde bedeuten, dass zwei der drei Grenzen überschritten und die Bank möglicherweise das Gespräch bezüglich künftiger Kreditkonditionen mit dem Unternehmen suchen würde.

Eine Senkung des Materialeinsatzes durch eine Materialeffizienzberatung könnte hier Abhilfe schaffen. Die deutsche Materialeffizenzagentur „demea“ wurde vom Bundesministerium für Wirtschaft eigens gegründet um das Förderprogramm zur Materialeffizienz Vermat in die Unternehmen zu bringen. Das Marktvolumen wird hierbei deutschlandweit auf 500 Mrd. €, das Einsparpotential auf 20 % geschätzt. (Quelle:BMWI) Analysiert man das Unternehmen stellen sich immer wieder Unwirtschaftlichkeiten in der Materialverwendung heraus. Eine Verbesserung der Materialeinsatzquote um 3 % ist deshalb durchaus in der Fleischerbranche realisierbar und würde den Rohertrag des Beispielbetriebes um 30.000 € pro Jahr erhöhen. Unterstellt man, dass alle anderen Kostenstrukturen gleich bleiben würde sich dies auch sofort im Gewinn niederschlagen. Dabei steht aber nicht eine Verringerung der Qualität oder ein billigerer Einkauf im Vordergrund. Eine höhere Wertschöpfung soll unter anderem durch adäquate Schnittführung und Sortierung des Fleisches, Aufdeckung von Verschwendung und intensive Überprüfung der Kalkulationsgrundlagen erreicht werden.

Der Beratungsaufwand für den Beispielbetrieb Betrieb würde sich auf geschätzte 20.000 € belaufen. Da aber die Förderquote für eine solche Beratung bei 67 % liegt, müsste der Betrieb lediglich 6.600 € aus eigenen Mitteln aufbringen, so dass ihm im ersten Jahr trotzdem zusätzliche 23.400 € an Rohertrag verbleiben. Die Beratung hätte nach drei Monaten schon amortisiert.

Mehr Informationen zum Förderprogramm können unter www.demea.de oder bei der Fusshöller Unternehmensberatung, www.fusshoeller.info eingeholt werden.

Quelle: Bonn [ Stephan Fusshöller ]

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