Ernährungsindustrie verdient immer weniger
Ernährungsindustrie verdient immer weniger
Die deutsche Ernährungsindustrie erzielte im ersten Halbjahr 2011 einen Branchenumsatz von 81 Milliarden Euro. Das entspräche einem Zuwachs von 10 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, so der Konjunkturreport der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Auch die Weltmarktpreise für Agrarrohstoffe seien im Juli aufgrund der verbesserten Angebotssituation leicht zurückgegangen, lägen aber immer noch rund 50 Prozent über dem Vorjahresniveau.
„Die Gewinnung von Biokraftstoffen kurbelt zusätzlich die Nachfrage erheblich an“, sagt Klaus-Jürgen Gern, Experte für Rohstoffmärkte am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IFW) im Gespräch mit dem Stern. 40 Prozent der Maisproduktion in den USA würden verwendet, um Biosprit zu produzieren, was den Maispreis in neue Höhen treibe. Seit 2009 habe sich die Börsennotierung glatt verdoppelt. Das wiederum hat Auswirkungen auf den Fleischpreis, da Mais ein beliebtes Futtermittel ist.
Für die Unternehmen der Ernährungsindustrie seien nicht der Absatz, sondern die geringen Margen das Problem, sagt Jürgen Abraham, Vorsitzender des BVE, im Gespräch mit der Euro. „Die Ernährungsindustrie verdient immer weniger [...]. Dafür gibt es zwei Ursachen: Zum einen leiden die Hersteller unter den stark gestiegenen Rohstoffpreisen. Zum anderen herrscht ein sehr starker Wettbewerbsdruck. Die Deutschen geben für Lebensmittel nur halb so viel Geld aus wie beispielsweise Italiener oder Franzosen.“
In diesen Zeiten ist das kreative und unternehmerische Denken der Betriebe gefragt. Ralf Steinhilber, Director Food Processing beim Unternehmen Bizerba, erklärt an einem Beispiel: „Mittlerweile existierten intelligente Schneidemaschinen, die das Schneidegut auf eine integrierte Waage ablegen und mit einer Software die Scheibendicke regulieren – noch während des Schneidens. Betriebe erreichen bei jeder Verpackung das exakte Zielgewicht und können somit bis zu 130.000 Euro jährlich sparen“.
Auch die Großbäckereien seien in vielen Bereichen von Kostensteigerungen betroffen, sagt Helmut Klemme, Präsident des Verbandes Deutscher Großbäckereien, auf der Pressekonferenz des Verbandes Deutscher Großbäckereien am 08. September in Frankfurt. „Die Preise für Getreide, Fette, Butter, Ölsaaten, Kakao, Hefe [...] sind erneut gestiegen. Bei Filialbäckereien machen die Rohstoffkosten einen Anteil am Umsatz von bis zu 30 Prozent aus, beim Lebensmitteleinzelhandel bis zu 60 Prozent“. Der Preis müsse um drei Prozent steigen, um die höheren Kosten auszugleichen, zitiert die Berliner Morgenpost.
Der Verbraucherpreisindex für Deutschland lag im August 2011 um 2,4 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum. Energie verteuerte sich um 9,9 Prozent, die Preise für Nahrungsmittel erhöhten sich im Vorjahresvergleich um 2,5 Prozent. Erheblich teurer waren Speisefette, Speiseöle und Molkereiprodukte. Kaffee verteuerte sich um ganze 21 Prozent, Fruchtsäfte um 14 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat Juli blieben die Preise im August jedoch stabil.
Quelle: Berlin [ KLARTEXT ONLINE ]