Deutschland bei Arbeitskosten im Mittelfeld
Neue Zahlen bestätigen Trend der IMK-Analyse
Deutschland liegt bei den Arbeitskosten für die Privatwirtschaft weiterhin im Mittelfeld der "alten" EU 15 - an siebter Stelle hinter wichtigen nord- und westeuropäischen Handelspartnern. Die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Arbeitskosten-Analyse, die das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) in der Hans-Böckler-Stiftung kürzlich für 2009 und die ersten Quartale 2010 vorgelegt hat, auch für das gesamte Jahr 2010 zutrifft. "Die internationale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft ist hervorragend, das belegen auch die Rekordzahlen bei den Exporten", sagt Prof. Dr. Gustav A. Horn, Wissenschaftlicher Direktor des IMK. "Allerdings hat diese Entwicklung zwei Seiten: Das lange Zeit relativ geringe Wachstum der Löhne in Deutschland stärkt die Exportwirtschaft, doch es gab nur geringe Impulse für die Binnennachfrage, und es hat zu den bedrohlichen wirtschaftlichen Ungleichgewichten im Euroraum beigetragen. Jetzt sehen wir zwar eine leichte Beschleunigung bei den Löhnen und beim Konsum, der Aufschwung in diesem Jahr ist nicht mehr ganz so einseitig vom Export getragen. Doch eine dauerhafte Trendwende steht noch aus."
Die heutige Veröffentlichung des Statistischen Bundesamtes bestätigt mit neueren Zahlen die Trends des europäischen Arbeitskosten-Vergleichs, den das IMK Anfang März vorgelegt hat: Deutschland liegt bei den Arbeitskosten für die Privatwirtschaft in Europa hinter Dänemark, Belgien, Schweden, Frankreich, Luxemburg und den Niederlanden.
Betrachtet man nur die Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe, lag Deutschland laut Statistischem Bundesamt 2010 an fünfter Stelle - nach Belgien, Schweden, Dänemark und Frankreich. Im Jahr 2009 hatte Deutschland nach der IMK-Untersuchung bei den industriellen Arbeitskosten noch an dritter Stelle rangiert. Mithin ist die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie 2010 im EU-Vergleich gestiegen. "Allerdings sollte man solche Ranking-Verschiebungen nicht überbewerten, weder in die eine noch die andere Richtung. Denn oft geht es dabei um Unterschiede von weniger als einem Euro", so Horn. Zudem seien die Zahlen für das verarbeitende Gewerbe zwar wichtig, dürften aber nicht isoliert betrachtet werden. So profitiere die Industrie vom vergleichsweise niedrigen Arbeitskostenniveau in den Dienstleistungsbranchen, wo zahlreiche Vorleistungen nachgefragt werden. "Daher ist es absolut richtig, dass das Statistische Bundesamt seit einigen Jahren die Arbeitskosten für die gesamte Privatwirtschaft erfasst. Diese Betrachtungsweise ist aussagefähiger als einseitige Beschränkungen auf die Arbeitskosten im Verarbeitenden Gewerbe", so Horn.
Quelle: Düssedorf [ Hans-Böckler-Stiftung ]