Fleischbranche unterschätzt oft Bedeutung von CSR-Aktivitäten
Bonner Wissenschaftler untersuchen die Implementierung von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung in der Fleischwirtschaft
„Tue Gutes und rede darüber…“ – diese alte PR-Weisheit gilt auch für die Themenbereiche Nachhaltigkeit und soziale Unternehmensverantwortung, die in der Ernährungsindustrie zunehmend an Bedeutung gewinnen. Insbesondere an die Fleischwirtschaft werden vermehrt gesellschaftliche Anforderungen gestellt. Für die Unternehmen der Wertschöpfungskette Fleisch sollte deshalb die Kommunikation über ihre Aktivitäten im Bereich CSR (Corporate Social Responsibility, Unternehmensverantwortung) als potentieller Wettbewerbsvorteil gegenüber dem Handel eine hohe Bedeutung haben. Um einen ersten Einblick in die Kommunikation der Unternehmen zu erhalten, wurde von Mitarbeitern der Abteilung „Marktforschung der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ der Universität Bonn auf der InterMeat 2010 in Düsseldorf eine (nicht repräsentative) Befragung durchgeführt. Die Befragung fand im Rahmen des Projekts FIN-Q.NRW (Forschungsnetzwerk Innovation durch Qualitätskommunikation) statt, das sich zum Ziel gesetzt hat, die Qualitätskommunikation in der nordrhein-westfälischen Fleischwirtschaft zu verbessern. Einer der drei inhaltlichen Schwerpunkte befasst sich mit der möglichen Entwicklung von CSR-Standards oder zumindest von Empfehlungen für die Fleischwirtschaft.
Wo steht die Fleischwirtschaft bei der Kommunikation von CSR-Aktivitäten an ihre Geschäftspartner?
Um dies herauszufinden wurden insgesamt 154 Unternehmen auf der Messe InterMeat befragt. Lediglich 39 (25%) konnten Informationen über ihre CSR-Aktivitäten in wenigstens einem der drei Bereiche Umwelt, Soziales und Tierwohlbefinden zur Verfügung stellen. Hierbei lag der Anteil der deutschen Unternehmen mit 31% höher als der der ausländischen Unternehmen (11 %). Berücksichtigt wurden sowohl mündliche wie schriftliche Informationen zu der Thematik. Es zeigte sich, dass Unternehmen, die über ihre CSR-Aktivitäten berichten konnten, zu drei Viertel nach einem oder mehreren Qualitätsstandards zertifiziert waren (z.B. QS, IFS, BRC, Bio). Sind Betriebe verpflichtet und darin geschult, routinemäßig bestimmte Prozessabläufe zu erfassen, erleichtert dies offenbar auch die Darlegung von CSR-Aktivitäten. Die Befragung zeigte außerdem, dass Mitarbeiter nicht immer in der Lage waren über CSR-Maßnahmen Auskunft zu geben, weil diese offenbar nicht ausreichend unternehmensintern kommuniziert wurden.
Die Erhebung liefert damit keine Bestandsaufnahme der in der Branche vorhandenen CSR-Aktivitäten und deren Kommunikation über andere Kanäle. Aufbauend auf den vorliegenden Ergebnissen wollen die Bonner Wissenschaftler in einer weiteren Umfrage einen Überblick über das bereits in der Fleischwirtschaft umgesetzte CSR-Engagement der Unternehmen geben. Außerdem soll geprüft werden, welche Möglichkeiten es gibt, CSR-Aktivitäten im Rahmen von Standards und Zertifizierungen umzusetzen und damit die Kommunikation unternehmensextern wie unternehmensintern zu verbessern.
Das Projekt FIN-Q.NRW wird vom Land Nordrhein-Westfalen und dem europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert und vom internationalen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk GIQS e.V. an der Bonner Universität koordiniert.
Quelle: Bonn [ GIQS ]