Neues aus Recht und Krisenmanagement
4. QS-Leiter-Tagung der Akademie Fresenius in Köln
Bei einem Führungskräfte-Treffen der Lebensmittelbranche Ende Juni 2012 in Köln wurden Auswirkungen der neuen Lebensmittelinformations-Verordnung, IFS 6 und Möglichkeiten zur Krisenprävention und -bewältigung diskutiert.
Das Thema Qualitätssicherung ist in der Lebensmittelbranche hoch sensibel:
Selbst kleinste Versäumnisse und Nachlässigkeiten können in kürzester Zeit zu großen Lebensmittelskandalen mit schwerwiegenden Konsequenzen heranwachsen. Vertrauensverlust der Verbraucher und ein bleibender Imageschaden für das betroffene Unternehmen sind nur zwei der potenziellen Folgen. Um dies zu verhindern, bedarf es bei Lebensmittelherstellern der fortwährenden Überprüfung der eigenen Produktionsverfahren auf Hygiene, Sicherheit und rechtliche Konformität. Die wichtigsten Neuerungen im Fachgebiet wurden auf der 4. "QS-Leiter-Tagung" der Akademie Fresenius vom 27. bis 28. Juni 2012 in Köln beleuchtet.
Zu den großen Neuerungen für Lebensmittelhersteller gehört die neue Lebensmittelinformationsverordnung der EU, die bis Ende 2014 in den Unternehmen umgesetzt sein muss. Dr. Petra Unland (Dr. August Oetker Nahrungsmittel) stellte auf der Tagung die gravierendsten Änderungen vor. In Zukunft müssten alle Lebensmittelverpackungen eine Reihe neuer Informationen enthalten, von denen einige für alle verpflichtend, andere nur für bestimmte Arten von Verpackungen relevant seien, erläuterte Unland eingangs. Zu den generellen Verpflichtungen gehörten demnach die Deklaration von Nährwerten, die Hervorhebung von Allergenen im Zutatenverzeichnis sowie die Verwendung einer Mindestschriftgröße auf den Verpackungen. Spezielle Regelungen für bestimmte Verpackungen beträfen dagegen u.a. den Aufdruck von Gebrauchsanleitungen und die Angabe spezifischer Pflanzenöle und Fette. Die Herkunftskennzeichnung von primären Zutaten ist noch Zukunftsmusik, so die Expertin. Alle Angaben müssten deutlich, gut lesbar und an gut sichtbaren Stellen mit Mindestschriftgrößen auf den Verpackungen angebracht werden. Die Fülle der nun verpflichtenden Angaben bringe für die Hersteller vor allem Platzprobleme mit sich, da insbesondere Becher und andere runde Verpackungen oft nur wenig Raum zur Unterbringung aller geforderten Informationen böten, erklärte Unland. Maßgeblich für das Ausmaß der geforderten Kennzeichnungen sei in diesen Fällen die "größte Oberfläche" einer Verpackung. Auch die Irreführungsvorschriften seien verschärft worden, was für die Themen "Clean Labelling" und Abbildungen eine Rolle spielt. Clean Labelling beträfe z.B. eine "blickfangmäßige Produktkennzeichnung, die auf den Verzicht bestimmter Zutaten oder Verfahren hinweise". Häufig vorkommende Auslobungen am Markt seien unter anderem "ohne künstliche Zusatzstoffe", "ohne Aromen/nur natürliche Aromen" oder "keine Geschmacksverstärker". Die Entscheidung über die Zulässigkeit von Clean Labelling und Abbildungen sei immer einzelfallbezogen und unterläge einer Dynamik. Nachteil der Clean Labelling-Deklaration sei die Diskriminierung zugelassener Zusatzstoffe. Das Verbraucherleitbild müsse aufgrund der Lebensmittelinformationsverordnung neu überdacht werden - hin zu einem "weniger" verständigen Verbraucher, so Unland.
IFS 6 mit zahlreichen Neuerungen
Seit 01. Juli 2012 kommt der neue International Food Standard zur Anwendung. Der IFS 6 enthält dabei im Vergleich zur Vorgängerversion zahlreiche Ergänzungen und auch komplett neue Kapitel. Dr. Helga Hippe (IFS Management) gab auf der Tagung einen Überblick über die neue Version. Zu den großen Innovationen zähle die Einführung des Kapitels "Food Defense" (dt. Produktschutz), welches diesen nun verpflichtend vorschreibe, so Hippe. Ein entsprechender Leitfaden sei auf der Website des IFS bereits veröffentlicht worden. Neuerungen gäbe es ebenfalls in den Bereichen Einkauf und Produktverpackungen. Für das Inverkehrbringen zugekaufter Produkte schreibe der IFS 6 nun ein Verfahren zur Zulassung und Überprüfung der Lieferanten mit klaren Bewertungskriterien vor. Produktverpackungen müssten sich laut IFS 6 künftig nach Risikobewertung und Verwendungszweck des Produktes richten - auch hier gäbe die neue IFS-Version Kriterien zur Orientierung vor. Weitere Neuerungen im Bereich Produktverpackungen seien detaillierte Anforderungen wie die regelmäßige Überprüfung der Übereinstimmung von Verpackungskennzeichnung und Produkt sowie Bestimmungen zu Etiketteninformationen. Zusammenfassend sei der neue IFS Food Version 6 ein Standard zur Überprüfung sowohl der Lebensmittelsicherheit als auch der Lebensmittelqualität, schloss Hippe.
Risiken vorbeugen und gekonnt bewältigen
In den vergangenen Jahren kam eine Vielzahl an (vermeintlichen) Lebensmittelskandalen ans Tageslicht. Auslöser für Krisen gäbe es heute viele, begann Frank Schroedter (Agentur Engel & Zimmermann) seinen Vortrag zum Thema "Krisen kommunikativ meistern". Unter anderem brächten Falschinformationen im Internet, Kampagnen von NGO's sowie Verbraucherbeschwerden den Stein ins Rollen. Obwohl jede Krise anders sei als die vorherige und es daher keine Patentrezepte für ihre Bewältigung gäbe, sei es möglich, Standards und Maßnahmen zu etablieren, die helfen, mit ihnen effektiv umzugehen, betonte Schroedter. Zur Prävention sei insbesondere regelmäßige Kommunikation mit den regionalen und überregionalen Medien wichtig, um dort Vertrauen aufzubauen und sich als Unternehmen dialogbereit zu zeigen. Auch der Aufbau von Kontakten zu Meinungsbildnern in Politik, Verwaltung, bei Verbänden und Verbraucherinstitutionen sollte nach Möglichkeit bereits in Friedenszeiten erfolgt sein, um im Ernstfall auf diese zurückgreifen zu können. Komme es dann tatsächlich zu einer Krise, sei vor allen Dingen schnelles Handeln und die Herausgabe von Fakten an Medien und Öffentlichkeit essentiell, so Schroedter. Das Thema müsse selbst aktiv mit Informationen aus dem eigenen Unternehmen besetzt werden. Dies beinhalte sowohl das sofortige Sammeln von wesentlichen Informationen nach Krisenausbruch als auch das Klären von Zuständigkeiten. Insgesamt sei es ratsam, einen Experten als Sprecher gegenüber den Medien zu bestimmen ("one voice"-Prinzip), riet Schroedter. In jedem Fall vermeiden sollte man dagegen jegliche Form der Defensive wie das "Abtauchen" oder "Aussitzen" der Krise. Auch zu schnelles Handeln in Form voreiliger Statements könne kontraproduktiv sein. "Oberstes Gebot ist es, stets die Nerven zu behalten", bekräftigte Schroedter abschließend.
Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Konferenz können zum Preis von 295,- EUR zzgl. MwSt. bei der Akademie Fresenius bezogen werden.
Kontakt:
Benita Selle
Die Akademie Fresenius GmbH
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Quelle: Dortmund, Köln [ Institut Fresenius ]