ZENTRAG 2010 mit 283,6 Mio. Euro Umsatz und einem Wachstum von 0,7 Prozent
Zielvorgabe für 2011: Plus 0,2 Prozent - Positive Entwicklung des Eigengeschäftes auf 97,4 Mio. Euro und einem Wachstum von 4,9 Prozent - GILDE Einführung in der Schweiz als Aktivität in 2011
Auch im Geschäftsjahr 2010 konnte die Zentralgenossenschaft des europäischen Fleischergewerbes, ZENTRAG eG, das größte Handels- und Dienstleistungsunternehmen der Branche, an die erfolgreiche Wachstumsentwicklung der letzten Jahre anknüpfen.
Aufsichtsratschef Michael Boddenberg und Vorstandssprecher Anton Wahl
Trotz einer insgesamt unsicheren Wirtschaftslage stellte die ZENTRAG mit den 53 ihr angeschlossenen Wirtschaftsorganisationen ihre Leistungsfähigkeit erneut unter Beweis: Insgesamt erzielte man ein Umsatzvolumen von 283,6 Mio. Euro, was einen Zuwachs von 0,7 Prozent (gegenüber 2009) ausmacht.
Nicht konsolidiert sind dabei die Umsätze der GILDE Südwest sowie Landhof Standl, an der die GILDE Beteiligungsgesellschaft zu jeweils 50 Prozent beteiligt ist. Besonders erfreulich entwickelte sich 2010 das Eigengeschäft mit einem Plus von 4,9 Prozent auf jetzt 97,4 Mio. Euro. „Diese Entwicklung spiegelt auch die engere Verzahnung der Wirtschaftsorganisationen mit der ZENTRAG wider“, sagt Anton Wahl, Vorstandssprecher der ZENTRAG eG. Das Zentralregulierungsgeschäft hat sich hingegen um –1,4 Prozent entwickelt, das sind 186,2 Mio. Euro. Darin enthalten sind bereits eine Insolvenz sowie eine Liquidation der Wirt-schaftsorganisationen mit rund 1 Mio. Euro.
„In den Warenbereichen konnten die Segmente Fleisch (plus 0,6 Prozent), Geflügel (plus 1,9 Prozent) und Bedarf (plus 2,6 Prozent) zulegen“, so Anton Wahl, während der Bereich Lebensmittel allgemein (minus 0,7 Prozent) Umsatzeinbußen erlitt. Der Gesamtabsatz konnte also insgesamt stabil gehalten werden.
Aktivitäten 2010
Wesentliche Maßnahmen in 2010 waren unter anderem der Kauf der Firma Landhof Standl, die Gründung der GILDE Stiftung sowie die Gründung der Service GmbH und der Relaunch der Marke GILDE. Dazu wurde das Verbreiterungsgebiet auf die Schweiz ausge-dehnt. Der Logistikstandort wurde zudem zur Erhöhung der Lagerkompetenz von Essen in die Nähe von Bischofsheim verlegt. Eine Vielzahl von Aktionen haben dazu beigetragen, den Umatz positiv zu beeinflussen und haben die Wirtschaftsorganisationen in die Lage versetzt, sich ihrerseits positiv im Markt abzusetzen. Weitere Highlights in 2010 waren die Warenbörse im September sowie die IFFA im Mai, auf der sich die ZENTRAG mit den teilnehmenden Genossenschaften einem breiten Fachpublikum mit Neuheiten präsentieren konnte.
Stabile Verhältnisse im Fleischerhandwerk - Wenige Preissteigerungen - Pro-Kopf-Verbrauch: 60,7 kg
Das deutsche Fleischerhandwerk hat sich im vergangenen Jahr trotz unsicherer Wirtschaftslage im Wesentlichen behaupten können. Die Marktverhältnisse sind nach Auskunft von Anton Wahl und Michael Boddenberg, ZENTRAG-Aufsichtsratsvorsitzender und Hessischer Minister für Bundesangelegenheiten, durchaus als stabil zu bezeichnen und in Teilbereichen auch von Wachstum geprägt.
Insgesamt lag der Pro-Kopf-Fleischverzehr in Deutschland 2010 bei 60,7 Kilogramm. Schweinefleisch wurde von den Verbrauchern erneut am Häufigsten konsumiert und lag bei 39,2 kg. Auch Geflügelfleisch ist seit Jahren fest etabliert in den deutschen Küchen: Der Anteil 2010 hielt sich bei einem Verbrauch von 11,3 kg. Gleich geblieben ist ebenfalls der Konsum von Rind- und Kalbfleisch, er hält sich bei 8,5 kg.
Knapp 149.000 Arbeitsplätze im Fleischerhandwerk - Starkes Netzwerk: Rund 15.500 Fleischer-Fachgeschäfte mit über 26.000 Verkaufsstellen
Trotz immer noch schwieriger Lage der Gesamtwirtschaft geht Michael Boddenberg davon aus, dass sich die knapp 149.000 Arbeitsplätze (einschließlich Betriebsinhaber, mithelfende Familienangehörige und Auszubildende) im deutschen Fleischerhandwerk als stabil erweisen werden. Die Einbindung in regionale Wirtschaftstrukturen und ein nachhaltiges Auftreten am Markt seien wesentliche Vorteile im Wettbewerb. Der handwerkliche Fleischermeister und sein Rohstofflieferant verfügten weiterhin über exklusive Qualitäten, hochwertige Produkte und einmalige Sortimente. Dennoch habe sich der Trend zu größeren und leistungsfähigeren Betrieben im Handwerk wie in den vergangenen Jahren fortgesetzt.
Die ZENTRAG eG nimmt nach den aktuellen Marktdaten an, dass sich die dynamische Entwicklung im Fleischerhandwerk, das in Deutschland über insgesamt 26.000 Verkaufsstellen verfügt, auch 2011 auf hohem Niveau halten wird. Die Branche setzte 2010 insgesamt 15,98 Mrd. Euro um, das entspricht einem Umsatzplus von 1,5 Prozent. Davon entfielen 13,58 Mrd. auf den Handwerksumsatz und 2,4 Mrd. Euro auf den Handelswarenumsatz. Insgesamt gibt es knapp 15.500 Fleischer-Fachgeschäfte in Deutschland.
Unterschiedliche Preisentwicklung
Die Preise von Fleisch und Fleischerzeugnissen seien im vergangenen Jahr moderat gestiegen. Während bei Schweinefleisch die Preise stabil waren und bei Rindfleisch eine Preiserhöhung von 1-2 Prozent zu verzeichnen war, war bei Lammfleisch eine drastische Erhöhung von rund 20 Prozent zu registrieren. Für dieses Jahr geht die ZENTRAG, der größte Handels- und Dienstleistungsverbund der Branche davon aus, dass die Fleischpreise bei Schweinefleisch weiterhin nicht steigen werden, während Rindfleisch im 2. Halbjahr um bis zu 10 Prozent teurer werden könnte. Bei Lammfleisch gibt es in 2011 25 Prozent weniger Tiere, so dass hier deutliche Engpässe analog 2010 erwartet werden. Die Preise von Geflügel werden leicht steigen wegen der steigenden Futtermittelpreise.
Planmäßige Ertragssituation bei der ZENTRAG - Positive Marktsignale von den Wirtschaftsorganisationen
Die ertragsmäßige Entwicklung der ZENTRAG verlief in 2010 mit 775.000 Euro über dem Vorjahresniveau (675.000 Euro). Die betriebswirtschaftliche Situation kann im Berichtszeitraum wiederum mit der Note „gut“ bis „befriedigend“ gekennzeichnet werden.
Das Unternehmen kann mit dem Bilanzgewinn wiederum einen sechsstelligen Betrag den Ergebnisrücklagen zuführen. Die Eigenkapitalquote liegt mit 28,6 Prozent (Vorjahr 28 Prozent) auf einem guten Niveau bei einer verlängerten Bilanzsumme auf 27.779 Euro und soll durch weitere kapitalstärkende Maßnahmen weiter ausgebaut werden. Das Eigenkapital selbst hat mit 7,94 Mio. Euro ebenfalls den bisher höchsten Stand erreicht.
Mehr als 3,8 Mio. Euro wurden im Rahmen des ZENTRAG-Bonussystems an die Mitglieder ausgeschüttet und tragen damit auch in erheblichem Maße zur Ertragssicherung der Wirtschaftsorganisationen bei.
Die Zahl der Mitglieder beträgt 93, darunter auch dem Fleischerhandwerk verbundene Verbände und Innungen. Die ZENTRAG-Entwicklung war auch in diesem Jahr Spiegelbild der positiven Umsatzentwicklung der angeschlossenen 53 genossenschaftlich strukturierten Großhandelsbetriebe (49 in Deutschland / 2 in Österreich / 1 in Luxemburg/ 1 in der Schweiz). Im Berichtszeitraum wurde ein Umsatzplus von 2,9 Prozent verzeichnet.
Erklärtes Ziel ist und bleibe, Kunden aus dem Fleischerhandwerk wesentliche Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Mit einem breiten Sortiment an Premium-Qualitäten könne man den Handwerks- und Markenstatus der Fleischerfachgeschäfte weiter ausbauen. Da-zu gehöre die Nutzung von Synergieeffekten, die Erkennung neuer Marktpotenziale und das Anschieben wesentlicher Innovationen.
Gruppenumsatz über Dreiviertel Milliarde Euro
Der Gruppenumsatz aller angeschlossenen Wirtschaftsorganisationen betrug 2010 (ohne Häuteverwertung, Dienstleistung und evtl. Produktion) 731,7 Mio. Euro, inclusive dieser Bereiche sogar 764,3 Mio. Euro. Der durchschnittliche Umsatz pro Organisation beträgt somit 14,4 Mio. Euro.
Die ergebnismäßige Situation der einzelnen Wirtschaftsorganisationen im Berichtsjahr war im Regelfall gut bis zufriedenstellend. Bei einigen Betrieben ist die betriebswirtschaftliche Situation allerdings nach wie vor unbefriedigend. Die Anzahl der ganzjährig beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter steigerte sich um 157 auf nunmehr 2354 Personen. Darunter sind 79 Auszubildende.
Die Höhe der Sachinvestitionen im Berichtszeitraum betrug rund 11,7 Mio. Euro und liegt damit unter Vorjahresniveau.
Zielvorgabe für 2011: Plus 0,2 Prozent - Weitere Akquisitionen geplant
Für 2011 strebt die ZENTRAG eine moderate Umsatzentwicklung von plus 0,2 Prozent auf 284,2 Mio. Euro an. Mit weiteren geplanten Akquisitionen sollen zusätzliche Wachstumsimpulse neben dem geplanten organischen Wachstum entstehen. Zur Finanzierung dieser Akquisitionen ist geplant, die jetzige GILDE Beteiligungsgesellschaft GmbH in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln. Die neu gegründete GILDE Service GmbH bietet den Wirtschaftsorganisationen sowie weiteren Unternehmen administrative Dienstleistungen an. „Erste Organisationen nehmen diese Serviceleistungen bereits in Anspruch“, sagt Anton Wahl.
Durch die Gründung der GILDE Stiftung in 2010 komme die ZENTRAG Gruppe ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nach, erklärt Wahl. Stiftungszweck sei die Förderung und Unterstützung von Nachwuchskräften sowie die Honorierung außergewöhnlicher Leistungen im Fleischerhandwerk. Förderpreise für die besten Ideen zur Nachwuchsgewinnung werden derzeit ausgeschrieben. Die Schweizer Aktivitäten der ZENTRAG werden durch die GILDE Einführung weiter vorangetrieben. Die GILDE foodservice werde sich nach Auffassung des Vorstandes weiter im Markt etablieren und damit auch zu einem Umsatzwachstum beitragen. „Wir werden weitere Serviceleistungen künftig auch über das Internet anbieten“, sagt Wahl.
Die betriebswirtschaftliche Situation des Unternehmens wird sich nach Auffassung des Vorstandes auch 2011 weiterhin positiv entwickeln. Das heißt, man geht davon aus, eine über dem Kapitalmarktzins liegende attraktive Kapitaldividende zu erwirtschaften. Die Rückvergütungen an die Mitglieder und Kunden werden sich auf hohem Niveau weiter-entwickeln. Die Eigenkapital-Situation wird sich durch Zuführung zu den Rücklagen erneut verbessern. Die GILDE Beteiligungsgesellschaft mbH mit Sitz in Frankfurt am Main hat sich – ohne das operative Warengeschäft selbst zu betreiben – bei zwischenzeitlich 25 Wirtschaftsorganisationen zur besseren Verzahnung der strategischen Ausrichtung beteiligt.
Quelle: Frankfurt am Main [ Zentrag ]