Westfleisch blickt zufrieden auf 2012 zurück

Märkte intakt – Schlachterlöse fest

Westfleisch war auch 2011 im Fleischmarkt erfolgreich. Die „Lokomotive Export“ treibt das Umsatz- und Absatzwachstum ordentlich voran. Und die weiteren Aussichten: gut.

Immer im Januar sind Westfleisch-INFOTage. Mit Spannung erwartet und vor vollen Sälen standen die Verantwortlichen auch in diesem Jahr den Vertragslandwirten Rede und Antwort, allen voran Dr. Helfried Giesen, Sprecher des Vorstands bei Westfleisch. Konzentriert und aufmerksam hörten die Landwirte bei allen Versammlungen, was wann bei Westfleisch passiert ist, welche Vorkommnisse zur „AutoFOM-Pause“ in Coesfeld geführt haben und wie es jetzt weitergeht. Seit 24. Januar ist die Anlage wieder von der zu ständigen Eichbehörde in Köln abgenommen und in Betrieb. „Wir waren möglicherweise zu ehrgeizig, was die Umsetzung und den Einbau von AutoFOM-III angeht“, meinte Giesen zu den Vorkommnissen.

Westfleisch hatte zwei wissenschaftliche Gutachten in Auftrag gegeben und selbstredend das größte Interesse, die Vorwürfe zum Betrieb von AutoFOM-I zu entkräften. Das geschehe durch die jetzt präsentierten Ergebnisse, „alle Karten liegen auf dem Tisch!”. Drei Konsequenzen aus den Vorfällen kündigte Giesen an: Der Vertrag mit dem Klassifizierungsunternehmen SGS soll verdichtet werden, damit ähnliche Vorkommnisse ausgeschlossen werden können; die neuen Erfahrungen mit AutoFOM-I und die bessere Genauigkeit von Auto-FOM-III zeigen die Notwendigkeit, das neue System so schnell wie möglich noch in 2012 in Betrieb zu nehmen; und: trotz fachlich zurückhaltender Bewertung wird sich Westfleisch jetzt am Projekt „Black Box“ beteiligen.

Die unruhigen Monate zum Ende des Jahres mit Formel- und Maskenänderung, mit AutoFOM-Pause in Coesfeld haben für viel Diskussionsstoff gesorgt. Das Jahr war aber nicht nur davon geprägt. So haben die Dioxinkrise zu Beginn und die EHEC-Krise Mitte des Jahres die Branche beschäftigt.

Die Tierhaltung rückt immer mehr in den kritischen Blick der Öffentlichkeit. Eine Beteiligung der gesamten Produktionskette an den Diskussionen sei notwendig, Landwirte und Fleischunternehmen seien sich der Verantwortung für hohe Lebensmittelsicherheit bewusst, so Giesen.

Westfleisch sehe sich da u.a. mit der „Aktion Tierwohl“ auf dem richtigen Weg und sei Vorreiter in der Entwicklung.

Erfolgreiches Jahr

Das vergangene Jahr habe Westfleisch mit einem wirtschaftlich erfreulichen Ergebnis abgeschlossen, so der Vorstandssprecher. Mit 883.000 Tonnen habe Westfleisch noch einmal 6,3 % mehr Fleisch in den Markt gebracht. Der Gesamtumsatz betrug im abgelaufenen Jahr 2,2 Mrd. € und war mit einem Absatzplus von 14 % noch nie so hoch wie 2011. Ursächlich dafür war der Export mit einem Absatzplus von 14 % bei der Tonnage.

Insgesamt belaufen sich die Schlachtzahlen 2011 auf 7,16 Mio. Schweine und Sauen, das sind 8,9 % mehr als 2010. In der Zerlegung – der Zerlegegrad liegt bei Schweinen deutlich über 90 % – wurde ein Plus von 7,5 % erreicht. Mit 369.220 Stück wurden 2011 fast unverändert viele Rinder und Kälber bei Westfleisch geschlachtet, der Standort Lübbecke habe sich sehr gut bei Rinderschlachtungen positioniert und Coesfeld habe eine beachtliche Entwicklung bei Schweinefleisch vorzuweisen, so Giesen.

Laut EU-Kommission steht der Branche offenbar relativ ruhiges Fahrwasser bis 2020 bevor: In der Produktion der EU 27 ist demnach kein Einbruch zu erwarten.

Der Verzehr scheint Prognosen zufolge trotz mancher „Veggie-Debatte“ auf hohem Niveau zu bleiben, auch wenn er grundsätzlich unterhalb der Produktion liegt. Das bedeutet, dass der Export in internationale Märkte unabdingbar ist. In den zehn Jahren zwischen 2001 und 2010 ist der Anteil des Fleischexports am Absatz von Westfleisch um 33 % gestiegen, beim Rindfleischexport um 25 %. Zum Ende des Jahres 2011 lag der Exportanteil Rind bei etwas rückläufigen 32,6 %. Mehr als jedes zweite Schwein aus dem Einzugsbereich von Westfleisch, nämlich 51,6 %, wird derzeit als Fleisch ins Ausland verkauft. Aber der Export sei keine Garantie, erinnerte Westfleisch-Vorstand Giesen.

Osteuropa stark

Während der Verbrauch im Westen stagniert, steigt er in Osteuropa. Westfleisch verzeichnet eine steigende Nachfrage nach Schweinehälften zur Verarbeitung. Schulter, Speck und Bäuche sind für die Wurstherstellung bei den östlichen Nachbarn gefragt.

Wie kann nun die wichtige Rolle der Exportmärkte gesichert werden? Westfleisch baut mit einer Produktionskooperation in Rumänien einen Brückenkopf nach Osteuropa aus, der Aufbau einer Zerlegung und Verpackung von SB-Fleisch vor Ort entwickelt sich derzeit sehr Erfolg versprechend.

Russland bleibt einer der wichtigsten Märkte mit attraktiven Absatzchancen.

Mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Fleischexport (AFEX) durch mehrere Fleischunternehmen, sowie dem neuen Joint Venture „Fresh & Frozen“ in Moskau sollen die Geschäftsbeziehungen gefördert und stabilisiert werden.

Die Westfleisch-Aktivitäten in Fernost (Han-Wei in China, Bäuche-Export nach Korea) entwickelten sich im vergangenen Jahr ebenfalls positiv. Auch die Westfleisch-Töchter „Westfleisch Baltica“ (Vilnius) und „Westfleisch Nordic“ (Stockholm) konnten ihre Präsenz ausbauen.

Landwirte erzielen bessere Preise

Die internationalen Beziehungen des Genossenschaftsunternehmens Westfleisch wirken auf die Landwirte zurück: Die Marktentwicklung ist derzeit nach einer langen Durststrecke und sinkenden Aufzucht- und Schlachtzahlen insgesamt sowohl für die Ferkelerzeuger als auch für die Mäster erfreulich, wobei sich die Schweinepreise der Nachbarländer Holland und Dänemark mehr und mehr an die in Deutschland angleichen.

„Die Märkte funktionieren“, erläuterte Giesen angesichts der Entwicklung der letzten Jahre. Er prognostizierte für das Frühjahr einen Ferkelpreis von über 60 € und meinte, auch der Schweinepreis werde nicht bei 1,60 €/kg haltmachen, sondern eher weiter steigen. 2011 ist Westfleisch zum ersten Mal komplett ohne Hauspreis ausgekommen, derzeit liegt der Preis sogar über der Notierung in KW 7/8.

Auch für Bullenmäster sieht Giesen 2012 einen weiteren Aufwärtstrend in Richtung 3,75 €/kg (R3), tendenziell eher mehr als weniger.

Finanzentwicklung

Vom guten wirtschaftlichen Abschluss des Jahres profitieren die Westfleisch-Vertragslandwirte direkt. So gibt es einen um 50 % höheren Sonderbonus für Schweine, der für 2011 auf 0,60 € festgesetzt wurde.

Je Bulle/Kuh/Färse erhalten die Landwirte einen Bonus von 7 €, für Schlachtkälber, Schlachtsauen und Fresser/Kälber gibt es jeweils 3 €. Die Bonuszahlung je Ferkel wurde auf 0,20 € verdoppelt.

Insgesamt zahlt die Genossenschaft 3,4 Mio. € Boni aus, je zur Hälfte als Geschäftsanteil zur Erhöhung des Eigenkapitals und als Betrag aufs Konto. Sehr guten Zuspruch fand das Angebot des Unternehmens im Herbst 2011, neue Genussrechte an Investoren auszugeben. Auf diese Weise kamen 8,5 Mio. € zusammen, die Westfleisch mit 6 % über eine Laufzeit von fünf Jahren verzinst. Über eine weitere Kapitalerhöhung bei der Westfleisch Finanz AG konnten im vergangenen Herbst zusätzliche 2,5 Mio. € eingesammelt werden, so dass die Eigenkapitaldecke um über 10 Mio. € gesteigert werden konnte.

Zwei interne Westfleisch-Projekte des vergangenen Jahres waren ebenfalls zukunftsweisend: Mit „lean & smart 2011“ waren das ganze Jahr über Führungskräfte des Konzerns aufgerufen, über ein internes „Wiki“ Maßnahmen zur Effizienzsteigerung zu begleiten. Dabei kamen 150 Einzelprojekte zur intensiven Durchleuchtung, die zu Kosteneinsparungen in Millionenhöhe führten.

Im „Kompass 2015” hat Westfleisch Standortentwicklungspläne für jeweils 5 Jahre vorgelegt, die mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 150 Mio. € eine konsequente Ausrichtung auf Qualität und Spezialisierung der Betriebe vorantreiben

Quelle: Münster [ Westfleisch ]

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