Die Foodsharing-Bewegung
Carsharing, Homesharing, Booksharing. Der Trend zum Teilen und Tauschen befindet sich seit der Finanzkrise 2008 europaweit in einem starken Aufschwung. Anscheinend neigen Gesellschaften in wirtschaftlich unsicheren Zeiten eher zum Teilen und kooperieren. Und da das Teilen durch die sozialen Netzwerke im Internet viel einfacher geworden ist, gibt es immer mehr Initiativen und Unternehmen, die sich mit dem gemeinschaftlichen Konsum beschäftigen.
Eine dieser Initiativen ist Foodsharing, die sich seit 2012 gegen Lebensmittelverschwendung einsetzt. Die Foodsharing-Akteure beschäftigen sich mit dem Retten und Teilen von übriggebliebenen Lebensmitteln – ehrenamtlich und frei von kommerziellen Interessen. Jeder kann mitmachen und mithelfen. Wer privat zu viel eingekauft hat oder bald in den Urlaub fährt, kann seine Lebensmittelreste als virtuellen Essenskorb inklusive Ortsangabe auf der Internetplattform foodsharing.de öffentlich kostenlos anbieten. Eine Datenbank und Suchfunktion ermöglicht anderen das einfache Auffinden und Abholen dieser Lebensmittel in der Nähe.
Nicht nur zu Hause bleiben Lebensmittel übrig, sondern entlang der gesamten Lebensmittelkette. So kooperiert Foodsharing mit Lebensmittelherstellern, Supermärkten und Restaurants. Die Lebensmittelunternehmen geben noch essbare Lebensmittel kostenfrei ab, die sie sonst wegwerfen würden. Das können optisch unattraktives Gemüse oder Obst sein, Brot oder Backwaren, die am Folgetag nicht mehr frisch wären oder Produkte, deren Mindesthaltbarkeitsdatum kurz vor dem Ablaufen ist. Ehrenamtliche Helfer einer lokalen Foodsharing-Gruppe holen diese Lebensmittel ab und bringen sie zu öffentlich zugänglichen Foodsharing-Schränken oder -Boxen, die in gemeinnützigen Einrichtungen wie Senioren- oder Obdachlosenheimen stehen.
Das Foodsharing-Netzwerk wächst stetig, national und international. Anfang Dezember 2017 gab der Verein Foodsharing e. V. über 32.000 aktive Lebensmittelretter bekannt, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit über 3.900 Lebensmittelbetrieben kooperieren.
Carmen Menn, www.bzfe.de