Lebensmittelabfälle reduzieren - Häufig fehlt die Wertschätzung
Wie lassen sich unnötige Lebensmittelabfälle vermeiden? Mit dieser Frage haben sich Wissenschaftler des Verbundprojekts REFOWAS (REduce FOod WASte) seit 2015 beschäftigt. Das Ziel war, die Möglichkeiten zur Abfallreduzierung zu bewerten und Lösungen für einen nachhaltigen Umgang mit unserer Nahrung zu entwickeln.
Jedes Jahr werden in Deutschland rund elf Millionen Tonnen Nahrungsmittel weggeworfen. „Um der Lebensmittelverschwendung deutlich gegenzusteuern, muss an vielen Stellschrauben gedreht werden“, betont Projektkoordinator Dr. Thomas Schmidt vom Thünen-Institut für Ländliche Räume. So bleiben zum Beispiel in Backläden täglich rund 1.650 Tonnen Bäckereiprodukte zurück. Mit Softwarelösungen lässt sich der Verkaufsbedarf besser einschätzen, erklären die Wissenschaftler. Ein reduziertes Sortiment am Abend würde die Abfallmenge ebenfalls reduzieren, aber da müssten die Konsumenten mitmachen. Das gilt auch für den Einkauf von Obst und Gemüse. Da sich deutsche Verbraucher optisch makellose Produkte wünschen, haben die Händler hohe Standards. Folglich können große Teile der Erzeugung nicht verkauft werden.
Ein weiterer Ansatzpunkt ist die Schulverpflegung. Nach einer Fallstudie der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen an elf Ganztagsschulen entstehen pro Schüler rund 22 kg Lebensmittelabfälle pro Jahr. Durch einfache Maßnahmen ließen sich die Mengen um ein Drittel senken. Dazu gehören beispielsweise an den Bedarf angepasste Produktionsmengen und der Austausch von wenig beliebten Gerichten. Die eingesparten Kosten können in die Qualität der Speisen investiert werden. Allerdings brauchen die Schulen, Küchen und Caterer Unterstützung, um die Abfallmengen zu erfassen und die Maßnahmen umzusetzen. Auch die Schüler können zur Abfallvermeidung beitragen, indem sie ihre Wünsche bezüglich Menge und Speisekomponenten mitteilen.
Nach wie vor fällt knapp die Hälfte der Lebensmittelabfälle beim Endverbraucher an. Viele Haushalte kaufen zu viel ein, lagern die Lebensmittel falsch oder zu lange, sodass sie verderben und in der Tonne landen. Einkaufsstätten könnten den Verbraucher bei einem bedarfsgerechten Einkauf unterstützen, indem sie auf die Werbung für Großverpackungen verzichten, so das Thünen-Institut.
Die nationale Strategie gegen Lebensmittelverschwendung stellt auf der Seite www.lebensmittelwertschätzen.de zahlreiche Aktivitäten vor, die sich entlang der Wertschöpfungskette gegen Lebensmittelverschwendung engagieren. So bieten zum Beispiel Bäckereien Brot vom Vortag zu vergünstigten Preisen an oder in Supermärkten gibt es eine „MHD-Ecke“, in der Produkte, die kurz vor dem Ablauf stehen, günstiger verkauft werden.
Heike Kreutz, www.bzfe.de