Diagnostik in der Rinderpraxis

Von den international anerkannten Experten wurden die Herausforderungen und Unterschiede für klinische und labordiagnostische Untersuchungen herausgearbeitet. Der klinischen Untersuchung kommt dabei eine große Bedeutung zu. Sie ist mit der Bewertung der Befunde der Grundbaustein für die tierärztliche Arbeit. Nach wie vor hat die klinische Untersuchung des Einzeltieres eine wesentliche Position, da sich hieraus Rückschlüsse ergänzt mit einem regelmäßigen Monitoring wichtiger Parameter auch auf die Herde ziehen lassen. Herdenbetreuung und Einzeltierdiagnostik und -therapie sind dabei eng miteinander verzahnt. 

Neue labordiagnostische Methoden haben die Präzision und Sensitivität der Diagnostik deutlich verbessert. Gleichwohl kann ein Laborergebnis weder die klinische Auseinandersetzung mit dem Patienten ersetzen noch für sich allein eine klinische Diagnose stellen. Für den praktizierenden Tierarzt ist es hilfreich, bereits vor einer Probennahme mit dem untersuchenden Labor persönlich Kontakt aufzunehmen. Gemeinsam lässt sich ein für die vermutete(n) Differentialdiagnose(n) maßgeschneidertes Laborpaket schnüren. Vor der Entscheidung für eine Therapie sollten das Laborergebnis und das Umfeld, aus dem die Proben stammen, kritisch hinterfragt werden, um Fehlinterpretationen zu vermeiden. Zunehmend eingesetzte Point-of-Care-Analytik kann als erste, schnelle orientierende Hilfe auf dem Betrieb dienen.

Aufgezeigt wurde, dass die Infektionsdiagnostik in der Rinderpraxis in den vergangenenJahrzehnten sehr stark durch die Bekämpfung anzeigepflichtiger Tierseuchen dominiert wurde. Im Vordergrund standen Antikörpernachweise und Intrakutantests, beispielsweise bei Tuberkulose. Die Anforderungen haben sich inzwischen verändert. Die moderne Infektionsdiagnostik bringt genauere Ergebnisse, erfordert aber auch eine aufwändigere Datenverwaltung. Sie fördert sogar bislang unbekannte Erreger zutage. Neue Parameter, wie Entzündungsmarker, gewinnen bei chronischen Infektionsgeschehen an Bedeutung. Die Kommunikation zwischen Labor, Tierarzt und Landwirt wird intensiver.

Anhand von praktischen Beispielen wurde die Frage nach der Repräsentativität von Betriebsdiagnostik erläutert und auf das Dilemma der sogenannten Diagnostika-Kaskade aufmerksam gemacht. Selbst bei jedem korrekt durchgeführten Einzelschritt summieren sich die kleinsten Ungenauigkeiten und mindern die Detektionswahrscheinlichkeit. Das Zusammenspiel der verschiedenen Elemente (von der klinischen Untersuchung über die Probenentnahme bis zur Sektion) wurde beispielhaft für die Diagnostik von Lungenerkrankungen aufgezeigt. Auch im Bereich der Mastitisdiagnostik haben sich die diagnostischen Möglichkeiten in den letzten Jahren deutlich erweitert. Die richtige diagnostische Vorgehensweise stellt sicher, dass die jeweilige Fragestellung beantwortet werden kann.

Unter den Erkrankungen des Bewegungsapparates rangieren beim adulten Rind die Klauenerkrankungen mit 90 Prozent an erster Stelle. Wesentlich Bausteine der Diagnostik sind hier die klinische Untersuchung, unterstützt von bildgebenden und digitalen Methoden sowie die bakteriologische Diagnostik. Die Palette der diagnostischen Methoden, die im Fruchtbarkeitsmanagement eingesetzt werden, ist enorm breit. Aufgrund  der ökonomischen, therapeutischen und ethischen Konsequenzen sollten die eingesetzten Methoden daher kritisch hinterfragt werden.Neue Möglichkeiten durch intensives Monitoring, bspw. mit Sensoren, verlangen die Expertise des Tierarztes, um die gewonnenen Daten sinnvoll für die Entscheidung über die geeignete Behandlung zu interpretieren. Verstärkte Anstrengungen zur Standardisierung und Validierung der digitalen Mittel wurden angemahnt.

Dem Landwirt als genauem Beobachter seiner Tiere kommt trotz verstärktem Monitoring mit digitaler Erfassung einer Vielzahl von Parametern nach wie vor eine entscheidende Rolle bei der Früherkennung zu.

Die ausführlichen Abstracts zum AfT-Symposium sind veröffentlicht unter www.aft-online.net

 

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