Allgemeine Marktnachrichten

Rückläufige Zahlen bei den Schweineschlachtungen
2021 wurden ca. 3 % weniger Schweine geschlachtet als 2020. Dabei fiel der Rückgang der Schlachtung innerhalb der Top Ten der deutschen Schweineschlachter deutlich unterschiedlich aus. Während die Firma Wilms Fleisch 20 % weniger Schlachtungen 2021 durchführte, waren es bei Tönnies nur -1,9 %. Die Firma Westfleisch kletterte wieder auf den 2. Platz, weil ihr Verlust mit 2,8 % geringer ausfiel als bei Vion mit 7,9 %.

Dieser Abwärtstrend wurde sogar noch leicht kaschiert, weil einige Schlachtungen, die eigentlich 2020 durchgeführt werden sollten, coronabedingt ins Jahr 2021 geschoben wurden.

Insgesamt schlachteten die Top Ten der deutschen Schweineschlachter 42 Millionen Schweine. Das sind ca. 81 % aller Schlachtungen. Zum Vergleich wurden 2017 noch ca. 46 Millionen Schweine von den Top Ten geschlachtet.

In den ersten 3 Monaten des Jahres 2022 wurden bundesweit 12,08 Millionen Schweine geschlachtet. Das sind 1,34 Million oder 10 % weniger als im gleichen Zeitraum 2021. Bezogen auf die Schweinefleischerzeugung in Tonnen liegt der Rückgang sogar bei 11,6 %. Wie oben bereits erwähnt wurden einige Schweine, Corona bedingt, statt in 2020 erst 2021 geschlachtet dies hatte auch zur Folge, dass die Schlachtgewichte pro Schwein höher waren. In 2022 haben sich diese Schlachtgewichte wieder um 1,7 kg auf 95,5 kg pro Schwein reduziert. Die hohen Futterkosten, die wir aktuell erleben könnten zu einer weiteren Reduzierung der Schlachtgewichte pro Schwein führen.

Preisdruck auf Schlachtschweine
Trotz der geringeren Schlachtungen gibt es keine Impulse bei der Preisgestaltung. Während die Notierung für Schlachtschweine zum Monatswechsel April-Mai noch bei 1,95 € lag, tritt er nun seit 3 Wochen mit 1,80 € ziemlich auf der Stelle. Die Ferkelpreise sind gar von 60-62 € auf 40-45 € abgestürzt.

Die Firmen Vion und Tönnies sind für manche Kapriolen hinsichtlich der Einkaufspreisgestaltung bekannt. So verteilte die Firma Vion am 13. Mai an die Lieferanten der Standorte Crailsheim, Landshut und Vilshofen ein Schreiben in dem angekündigt wurde, dass ab sofort nur noch ein Hauspreis von 1,60 €/Kilogramm Schlachtgewicht bezahlt werden soll. Nach intensiven und lautstarken Protesten nahm Vion diese Ankündigung allerdings schnell wieder zurück. Auch bei Tönnies sickerte durch, dass sie für ITW (Initiative Tierwohl) Schweine keine Aufschläge mehr zahlen wollten. Auch dieses Gerücht musste von Tönnies klargestellt werden.

Dieser Preisdruck auf die Schweinehälften-Preise hat aus Experten Sicht mehrere Ursachen: Deutschland so scheint es, hat bisher noch kein Spaß am Grillen gefunden. Ein anderer Grund ist mit Sicherheit die Inflation, die heute mit 7,9 % für den Monat Mai bekannt gegeben wurde. Dazu kommen eine generelle rückläufige Nachfrage nach Frischfleisch und Fleischerzeugnissen und eine nach wie vor gute Fleischversorgung am Markt.

Nach eigener Recherche habe ich allerdings festgestellt, dass die Verbraucherpreise, zumindest bei den Wochenangeboten der Discounter, bei Schweine Fleischartikeln nicht deutlich, bzw. nur bei manchen Fleischartikeln deutlich teurer geworden sind (das ist eine Stichprobe und nicht statistisch abgesichert). So werden Schweinefilets im Moment beim Discounter zwischen 12 und 13 €/KG angeboten. Bei Wochenangeboten auch für 10 €. Diese Preise lagen 2020 ca. 2 € darunter. Auch Rinderhackfleisch kostete 2020 noch unter 6 € während es im Moment bei ca. 8-9 €/KG liegt.

Grillartikel wie marinierte Schweinenackensteaks oder Minutensteaks werden allerdings heute auf dem gleichen Preislevel zwischen 4,50-5,00 €/kg in den Wochenprospekten angeboten, wie 2020.

Defizitäre Schweinemast
Die Interessengemeinschaft der Schweinemäster in Deutschland ISN sieht für ihre Betriebe eine deutliche Deckungslücke zwischen erzielten Marktpreisen und aufgewendeten Kosten. Die deutlich höheren Energiekosten, Futterkosten und die Umstellung der Betriebe auf ITW Schweine fressen die aktuell moderaten Preise auf Verkaufsseite geradezu auf. „Viele Betriebe legen bei jedem Schwein drauf.“

Kritische Zeiten im Moment auf allen Ebenen der Fleischerzeugung und Fleischvermarktung.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Huber
(Autor bei fleischbranche.de / Unternehmensberater der Fleischwirtschaft)

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