Die Schweiz ist, was sie isst

Situationsbericht 2012 des Schweizerischen Bauernverbands

 

Wie ernährt sich die Schweiz? Dieser Frage ging der Situationsbericht 2012 des Schweizerischen Bauernverbands nach. Die Konsumgewohnheiten sowie die Ansprüche ans Essen haben sich im Verlauf der Jahre verändert. Das wirkt sich auf die Landwirtschaft aus. Im Moment kämpft sie mit der abnehmenden Bedeutung des Rohstoffs und sinkender Wertschöpfung am Markt. Um die inländische Produktion attraktiv zu halten, braucht es politische Weichenstellungen.

Die Entwicklung des Betriebs der Familie Herren im bernischen Thörishaus, die Gastgeber der Neujahrsmedienkonferenz des Schweizerischen Bauernverbands (SBV), zeigt die Veränderungen beim Konsum und den Ansprüchen an das Essen sehr anschaulich. In Mangelzeiten war in erster Linie die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und Rohstoffen wichtig. Diese wurden in den privaten Haushalten gelagert oder haltbar gemacht. Mit zunehmendem Wohlstand stiegen die Ansprüche. Heute kaufen viele Haushalte den Salat geschnitten und gewaschen. „Convenience Food“ heisst das Stichwort: Die Lebensmittel sollen zu Hause möglichst wenig Arbeit verursachen. Das führt dazu, dass die Wertschöpfung sich immer mehr in die nachgelagerten Stufen verlagert und der Bezug zum Rohstoff verloren geht. Dieser macht noch etwa einen Viertel des Ladenpreises aus. Gibt es von der Verkaufsfront Preisdruck – über den starken Franken, Einkaufstourismus oder Billigdiscounter – so wird dieser bis zum Bauer weiter gegeben.

Ein weiterer Trend im Lebensmittelsektor sind die Erwartung an die Sortimentsbreite und ständige Verfügbarkeit. Infolge Globalisierung und nach internationalen Lebensmittelskandalen suchen die Menschen beim Essen zusätzlich Orientierung und Sicherheit. Entsprechend boomen Labels für einheimische, lokale, besonders ökologische oder tierfreundliche Produkte. Claudia und Peter Herren haben ihren Gemüsebetrieb den Entwicklungen stetig angepasst: M-Sano, Aus der Region für die Region, Direktverkauf am Wochenmarkt und im „24h“-Hoflädeli, überbetriebliche Zusammenarbeit sowie Integration weiterer Dienstleistungen wie beispielsweise die Verpackung in den Betrieb. Das Beispiel zeigt, dass die Schweizer Bauernfamilien die vielfältigen Erwartungen der Konsumenten erfüllen und sich auf den Markt ausrichten wollen. Das ist nicht immer einfach, denn die Erwartungen der Konsumenten sind vielfältig: Preis, Qualität, Herkunft und weitere Kriterien spielen je nach Konsument und Produkt eine Rolle.

Um die unterschiedlichen und zum Teil widersprüchlichen Anforderungen – zum Beispiel tiefer Preis aber ökologisch und tierfreundlich produziert – erfüllen zu können, müssen die politischen Weichen richtig gestellt sein: Die Direktzahlungen sollten die produktiven Aufgaben der Landwirtschaft unterstützen. Die Swissnessvorlage muss eine glaubwürdige Positionierung von einheimischen Lebensmitteln mit inländischen Rohstoffen erlauben. Das Raumplanungsgesetz schliesslich den landwirtschaftlichen Bodens stärker schützen. Generell ist die Schweiz in ihrer Lebensmittelversorgung stark vor allem vom umliegenden Ausland abhängig. In Anbetracht der weltweiten Entwicklung ist die einheimische Lebensmittelversorgung im Auge zu behalten. Die Schweiz ist, was sie isst. Zum Essen sollten wir deshalb Sorge tragen.

[Hier] können Sie den Situationsbericht 2012 des Schweizerischen Bauernverbands herunterladen

Quelle: Thörishaus [CH] [ Schweizerischer Bauernverband ]

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