Handel startet Tierhaltungskennzeichnung – Politik muss nachziehen
Berlin, 01.02.2018. Mit dem „Haltungskompass“ des Lebensmitteldiscounters Lidl soll der Kunde künftig erkennen können, aus welcher Tierhaltung das Frischfleisch kommt. Der Geschäftsführer des Bio-Dachverbandes Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Peter Röhrig, kommentiert:
„Wie groß das Vakuum ist, das die Politik gelassen hat, wird offensichtlich, wenn der Handel nun eine eigene Tierhaltungskennzeichnung startet. Die neue Bundesregierung muss endlich eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleisch- und Fleischprodukte analog der Eierkennzeichnung einführen. Denn am Markt wirkt am besten, was der Kunde kennt, versteht und überall wiederfindet.
Nur wenn der Kunde bei allen Produkten erkennen kann, wie die Tiere gehalten wurden, kann er bewusst einkaufen. Dass Transparenz wirkt, zeigt das Erfolgsmodell Eierkennzeichnung. Das Ei mit der „3“ aus Käfighaltung ist seitdem aus den Regalen verschwunden. Die neue große Koalition muss sich gut überlegen, ob sie weitere vier Jahre der Realität hinterherläuft oder mutig eine echte Haltungskennzeichnung einführt.
Es ist sinnvoll, Bio als Premiumstufe in der Haltungskennzeichnung auszuweisen. Denn Bio-Tierhaltung ist der höchste gesetzliche Standard. Wichtiger noch als die Kennzeichnung ist übrigens, dass es strengere gesetzliche Mindestanforderungen gibt, wie Tiere gehalten werden müssen.“
Hintergrund
Laut jüngster Aussagen von Agrarstaatssekretär Bleser plant die Bundesregierung, die Kennzeichnung der Haltungsverfahren von Nutztieren nicht verbindlich zu regeln: „Die Bundesregierung beabsichtigt derzeit nicht, eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleischprodukte einzuführen“. Stattdessen will die Bundesregierung ein freiwilliges, mehrstufiges, staatliches Tierwohllabel einführen.