Wie man Verbraucher mit der Ampel auf Lebensmitteln blendet

Die Antwort des BLL auf die Foodwatch-Studie zur Ampel

Mit nur zwei Fragen in einer GfK-Befragung versucht Foodwatch den Vorteil einer Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln zu belegen. Die Ampel sei leichter zu verstehen als die GDA-Kennzeichnung, meint der Auftraggeber aus den Ergebnissen abzulesen. Dem gegenüber steht eine groß angelegte europaweite Studie von EUFIC (European Food Information Council), die, durchgeführt in sechs Ländern mit 11.600 Befragten, keinen Vorteil einer Ampelkennzeichnung zeigte. Im Gegenteil: Eine solche Kennzeichnung wird vielfach falsch verstanden, nämlich als Stoppsignal, warnte EUFIC. Das kann folgenschwere Auswirkungen für die Ernährung haben.

Bereits im Aufbau der zwei Foodwatch-Fragen wie auch in der Interpretation der Ergebnisse zeigen sich Fehler. Eine Ampelkennzeichnung bezieht sich auf 100 Gramm. Es werden aber üblicherweise nicht 100 Gramm Cerealien verzehrt. Eine Schüssel mit identischem Fassungsvolumen enthält je nach Dichte bzw. „Schwere“ der Cerealien 30 oder 40 Gramm. Portionsgrößen müssen sich auch nach der Zusammensetzung des Lebensmittels richten und sind eben nicht bei allen Produkten identisch. Trockenfrüchte oder Nüsse im Produkt sind verständlicherweise schwerer als Flocken. Die GDA-Kennzeichnung ist eine Zusatzinformation, die den Verbrauchern helfen soll, das Produkt in seine Ernährung einzuordnen. Für den Vergleich von Produkten und eine Aussage zum Nährstoffgehalt dient die Nährwerttabelle auf Basis von 100 Gramm des Produktes, die immer zusätzlich zur GDA-Angabe auf der Verpackung steht. Diese Nährwerttabelle ist die Grundlage der Nährwertkennzeichnung und gibt den Verbrauchern alle nötigen Fakten an die Hand.

Zwei Produkte aus einem vielfältigen Markt greift sich Foodwatch heraus und ignoriert, dass die Verwirrung groß wäre, wenn Lebensmittel in jedem Regal mit einer Ampel versehen sein würden. Die Ergebnisse zeigen nur, dass GEGLAUBT wird, eine Kennzeichnung in „rot, gelb, grün“ sei leichter verständlich im Sinne von „viel, mittel, wenig“. Gleichzeitig wird suggeriert „viel“ sei negativ, „wenig“ sei positiv. Dies ist ein Trugschluss; die Einteilung in „viel-mittel-wenig“ oder in „gut“ oder „schlecht“ entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage. Diese Werte wurden subjektiv und ungeprüft festgelegt. Die Befragung selbst liefert den besten Beweis: Ein Cerealienprodukt mit Trockenfrüchten wird mit „rot“ stigmatisiert, ungeachtet dessen, dass Trockenfrüchte naturgemäß viel Fruchtzucker bieten, viele Ballaststoffe, Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe und für die Ernährung empfohlen werden.

Fazit: Nur wer oberflächlich hinschaut, glaubt den Ergebnissen der Foodwatch-Fragen.

Was wichtig zu wissen ist:

Auf allen Lebensmitteln, die Nährwertkennzeichnung tragen, erfolgen die Angaben pro 100 g/ml, so dass die Vergleichbarkeit gewährleistet ist. Inzwischen tragen über 80 Prozent der Lebensmittel eine solche Nährwertkennzeichnung, in den meisten Fällen aufgrund freiwilliger Initiative der Unternehmen.

Die Portionsangabe ist eine zusätzliche Information, die näher an der Verzehrswirklichkeit ist als die Angabe pro 100 g/ml.

Es gibt keine wissenschaftliche Basis für die Ampeleinteilung in rot, gelb, grün.

Die anerkannte Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) spricht sich ausdrücklich gegen eine Ampel aus.

Ergebnisse einer großen Untersuchung von EUFIC zeigen, dass die Ampel auf Produkten schlicht falsch verstanden wird. Drei Viertel der Verbraucher verstanden "rot" auf Lebensmitteln als Stoppsignal im Sinne von "am besten gar nicht mehr verzehren", auch gelb galt als deutliche Abwertung und damit negativ. Dieses Verständnis würde im Endeffekt zu einer einseitigen Ernährung führen.

Würde die Ampel durchdekliniert für alle Lebensmittel, würde dies in einem Farbenchaos enden. Die Botschaften, die durch eine Ampelkennzeichnung gegeben würden, sind widersprüchlich und ernährungswissenschaftlich verkehrt.

Der Wert eines Lebensmittels bemisst sich nicht an vier in Ampelfarben gekennzeichneten Nährstoffen. Etwa 30 weitere Inhaltsstoffe müssten mit bewertet werden. Eine gute Ernährung bedeutet immer eine Zusammenstellung verschiedenster Lebensmittel – fettreiche, fettarme, zuckerreiche, zuckerarme, salzreiche, salzarme etc.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die GDA-Werte für wissenschaftlich vereinbar mit den allgemein anerkannten Ernährungsempfehlungen erklärt.

Der eingeschlagene Weg der Lebensmittelwirtschaft in Richtung objektiver Nährwertinformation ist gut und richtig. Das bestätigen die aktuellen Untersuchungen von EUFIC (European Food Information Council) und FLABEL (Food Labelling to Advance Better Education for Life), die dokumentieren, dass Nährwertinformationen auf breiter Basis angeboten und auch verstanden werden, wenn sie aktiv genutzt werden.

Quelle: Bonn [ BLL ]

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