Flämische Schweinebranche rüstet sich für die Zukunft
Ministerpräsident Peeters legt Aktionsplan vor
Der flämische Ministerpräsident und Landwirtschaftsminister Kris Peeters hat jetzt einen Aktionsplan vorgelegt mit 22 Zielen, die sich auf vier Schwerpunkte verteilen.
V.l.n.r.: Yvan Dejaegher, Generaldirektor Belgischer Verband der Mischfutterhersteller BEMEFA, Hendrik Vandamme, Vorsitzender Allgemeines Bauernsyndikat ABS, Ministerpräsident Kris Peeters, Georges Vankeerberghen, Zweiter Vorsitzender Belgischer Bauernverband
Quelle: VILT.be
Der erste Schwerpunkt enthält Maßnahmen zur Verbesserung der brancheninternen Transparenz. "Wichtig erscheint uns hier, nicht nur auf Preistransparenz zu achten; erstellt wurde ebenfalls eine Broschüre mit Richtwerten für die Schweinehaltung in Flandern. Nur allzu oft verlassen sich Schweinehalter auf die Beratung durch kommerzielle Partner. Zur Bewertung von Investitionen und Rentabilität in der Schweinehaltung können in Zukunft objektive Daten herangezogen werden", so Peeters bei der Präsentation des Aktionsplans im belgischen Melle.
Transparenz wird es auch bei der Eichung von Klassifizierungsgeräten und Schlachtdaten geben. Der Verband der Mischfutterhersteller (BEMEFA) und die Banken werden in Sachen laufende Kredite untereinander mehr Offenheit an den Tag legen. Zusätzliche Fördermittel wird es für die Schulung der Landwirte in Sachen Terminmärkte geben, und auch für die Beratungen innerhalb der Agro-Lebensmittelkette wird eine größere Transparenz zwischen den einzelnen Beteiligten angestrebt.
Als zweiter Schwerpunkt rückt die Förderung von Absatz und Qualität in den Vordergrund. So wird es in den nächsten beiden Jahren in der Piétrain-Rasse eine Prämie von 100 Euro pro Zuchtsau geben. "Wir wollen die einmaligen Eigenschaften dieser Rasse festigen und besser vermarkten. Deshalb müssen wir den Piétrain-Bestand qualitativ und quantitativ erhalten und optimieren."
Hinzu kommen ein Codex für gute Schlachtpraxis, die Vereinfachung der Qualitätssysteme und die Förderung erzeuger- und branchenübergreifender Organisationen. In den strategischen Plänen für die Biobranche erhält der Schweinesektor ein besonderes Augenmerk. Verstärkt werden auch die Initiativen zur Förderung der Schweinefleischausfuhren. In der Absatzförderung wird der Aspekt Fleisch und Nachhaltigkeit betont. Schließlich wird es auch einen Aktionsplan zugunsten alternativer Eiweißquellen geben.
Im dritten Schwerpunkt geht es um Investitionen in Höhe von zwei Mio. € in die Errichtung eines praxisorientierten Forschungszentrums für Schweine mit eigener Informationsstelle. "Bei dieser Informationsstelle kann die gesamte Branche alle möglichen Informationen zur Schweinehaltung und der dazugehörenden Forschung einholen", erklärte Peeters. Für den Ausbau des Forschungszentrums und der Informationsstelle stellt der Minister einen Jahreszuschuss von 140.000 Euro in Aussicht.
Der vierte Schwerpunkt fasst diverse Aktionsziele zusammen. So wird es eine flankierende Politik in Sachen Tierwohlsein geben und auch zum verschärften Gülleverwertungsplan wird es flankierende Maßnahmen geben.
Im Anschluss an die "Dialogtage" hat sich die gesamte Branche verpflichtet, eine ständige Beratungsplattform einzurichten, um die strukturelle Erneuerung der Branche weiter zu überwachen und voranzutreiben.
"Innerhalb der flämischen Land- und Gartenbauwirtschaft muss die Schweinehaltung auch in Zukunft die gleiche Schlüsselrolle erfüllen, die sie seit jeher gespielt hat", betonte Peeters. Damit erinnerte er daran, dass diese Branche - mit 1,3 Milliarden Euro - ein Viertel des gesamten Produktionswertes der flämischen Land- und Gartenbauwirtschaft darstellt.
Die Mittel des Flämischen Agrarinvestierungsfonds (VLIF) werden 2012 um 2,5 Millionen Euro aufgestockt. "Ziel dieses Aktionsplanes ist es, die Schweinehaltung in Flandern auf eine höhere Ebene zu hieven. Ich bin überzeugt, dass dies uns gelingen wird: durch Zusammenarbeit, Dialog, zukunftsorientiertes Denken und Handeln", so der Ministerpräsident.
Kristophe Thijs, Geschäftsführer von Flanderns Agrar-Marketing-Büro VLAM in Köln bewertet den Maßnahmenkatalog positiv: „Dank dieses Aktionsplanes ist die flämische Schweinebranche gut für die Zukunft aufgestellt. Mehr als 90 Prozent des belgischen Schweinebestandes geht auf das Konto von Flandern. 2010 exportierte Belgien weltweit 761.216 Tonnen frisches Schweinefleisch (inkl. Fett und Innereien) für einen Gesamtwert von 1,24 Milliarden EUR. Schweinefleisch ist somit einer der Spitzenreiter im gesamten belgischen Ausfuhrpaket an Nahrungsmitteln. Deutschland ordert weiterhin rund ein Drittel seiner Einfuhrmengen an frischem Schweinefleisch in Belgien und belegt Platz eins auf Kundenliste der belgischen Fleischlieferanten.“
Quelle: Brüssel / Köln [ VLAM ]