Bio-Betriebe mit Vorbildcharakter

Sechs Bio-Unternehmen wurden auf der Anuga mit dem Innovationspreis Bio - Lebensmittel - Verarbeitung ausgezeichnet

Die Bio-Branche ist dynamisch und innovativ: Das zeigt die Verleihung des Innovationspreises Bio-Lebensmittel-Verarbeitung, der auf der Anuga in Köln zum dritten Mal vergeben wurde – dieses Mal von der Parlamentarischen Staatssekretärin Ursula Heinen. Auf den Preis, der alle zwei Jahre von der Münchner Schweisfurth-Stiftung in Kooperation mit der Anuga ausgelobt wird, hatten sich insgesamt 51 Unternehmen aus ganz Deutschland beworben; 11 kamen in die engere Wahl. In der Kategorie Kleinbetrieb siegte die Meierei des Ökodorfes Brodowin in Brandenburg, den zweiten Platz errang das Riedenburger Brauhaus aus Bayern. In der Kategorie Mittelstand gewann die Berliner Bäckerei Märkisches Landbrot; der zweite Platz wurde gleich zweimal vergeben: an Tofutown aus der Eifel und an die Bohlsener Mühle in der Lüneburger Heide. In der Kategorie Großunternehmen lag die Großmetzgerei Bauerngut aus Bückeburg klar vorn; ein zweiter Preis wurde nicht verliehen.

Die Meierei des Ökodorfes Brodowin, Sieger in der Kategorie Kleinbetrieb, wurde für ihr ganzheitliches Konzept geehrt: Der 11-Mann-Betrieb, der pro Tag 10.000 Liter Frischmilch zu Trinkmilch, Butter und Käse verarbeitet, liegt nur wenige Schritte vom Kuhstall entfernt. Kurze Wege seien in Hinsicht auf den Klimaschutz vorbildlich, lobte die Jury. Seit Februar 2007 wird Milch auch im Schlauchbeutel angeboten. Er besteht aus einem reißfesten, extrem leichten Material, das in der Herstellung weit weniger Öl, Energie und Wasser verbraucht als etablierte Verpackungen. 180.000 Euro haben die Brodowiner in die neue Technologie gesteckt – ein beachtlicher Kraftakt für einen Kleinbetrieb.

Das Riedenburger Brauhaus, zweitplatziert in der Kategorie Kleinbetrieb, wurde als „Dauerinnovator“ ausgezeichnet. Seit nunmehr zehn Jahren erzeugt die Kleinbrauerei aus fast vergessenen Getreidesorten wie Einkorn, Emmer und Dinkel ökologische Bierspezialitäten. Obwohl die Biere grundsätzlich naturtrüb und daher von höherem Nährwert sind, zeichnen sie sich durch gute Lagerstabilität aus – Ergebnis einer eigens angepassten Mälztechnologie. Aktuelle Innovation ist ein glutenfreies Bier auf Hirsebasis, das auch Zöliakie-Patienten unbeschwert genießen können. Weil herkömmliche Brauanlagen mit der kleinkörnigen Hirse nicht zurechtkommen, musste das Brauverfahren modifiziert werden.

Bei der Demeter Biobäckerei Märkisches Landbrot würdigte die Jury die starke regionale Vernetzung. Der Betrieb, in dessen Backstube täglich 33 Brotsorten und ebenso viele Brötchen-Variationen gebacken werden, betreibt Feldstudien mit alten und neuen Getreidesorten. Im „Brodowiner“, einem regionalen Vollkorn-Roggenbrot, werden Bergroggen, eine langstrohige Wildsorte, und die ökologische Neuzüchtung Lichtkornroggen zu einem innovativen Produkt verbacken. Das Unternehmen hat ein vorbildliches Umweltmanagementsystem etabliert, mit dem Stoff- und Energieströme kontinuierlich optimiert werden. Mit Hilfe von Solarenergie und einem Blockheizkraftwerk wurde der Energieverbrauch nahezu halbiert.

Viana und Soyatoo!, zweitplatzierter Mittelstandsbetrieb, stellt unter dem Dach von Tofutown.com innovative Soja-Produkte her, die mit Humor vermarktet werden. Beispielsweise als „Holzfäller-Hacksteaks“ oder „Wiener Weizenschnitzel“. Neben Fleischalternativen stellt die Firma auch Sojadrinks, Brotaufstriche und Käse-Ersatz her – alles auf rein pflanzlicher Basis. Gemeinsam mit der Universität Hamburg entwickelt Tofutown neuartige Verfahren zur Herstellung pflanzlicher Lebensmittel, wie z.B. – erstmalig gelungen – Schlagsahne. Pluspunkte brachte auch der Beitrag zum Klimaschutz: Viehzucht verursacht 18 Prozent des globalen Klimagas-Ausstoßes. Wer auf Fleisch verzichte, schone das Klima, urteilte die Jury. „Die Produkte von Tofutown erleichtern Fleischessern den Einstieg in einen fleischarmen Lebensstil.“

Die Bohlsener Mühle, ebenfalls Zweite in der Kategorie Mittelstand, wurde geehrt, weil sie in der strukturschwachen Lüneburger Heide den Ökolandbau in Schwung gebracht hat. Die Mühle erzeugt mit einer ungewöhnlich langen Backstraße Brot, Kekse und Konditoreiwaren – oft aus alten Getreidesorten wie Einkorn, Emmer und Dinkel. Eine Kooperation mit der Fachhochschule Osnabrück soll das bruchstückhafte Wissen über diese Urgetreide vervollständigen. Mittelfristig will die Bohlsener Mühle CO2-neutral produzieren. Anfang 2008 wird deshalb eine Pelletieranlage in Betrieb gehen, die aus den jährlich 1.000 Tonnen Dinkelabfällen Heizpellets presst. Zwei Kilo dieser Presslinge ersetzen einen Liter Heizöl – effektiver lässt sich Abfall kaum recyceln.

An Bauerngut Fleisch- und Wurstwaren, dem Sieger bei den Großbetrieben, hat die Jury der integrale Ansatz aus regionaler Struktur, Ökolandbau und Landschaftserhalt beeindruckt. Das Unternehmen zeigt Kompetenz von der landwirtschaftlichen Produktion bis zur Theke. Das ist innovativ für eine Großmetzgerei, die täglich 2.400 Schweinehälften und 250 Rinderviertel verarbeitet. Fünf Prozent ihrer Fleisch- und Wurstwaren produziert die Metzgerei in Bio-Qualität; die Schweine und Rinder stammen von niedersächsischen Biomästern. Um weitere Biobetriebe zu rekrutieren, veranstaltet Bauerngut regelmäßig Seminare. Auf dem Hof, von dem die Rinder stammen, werden außerdem 50 Wasserbüffel gehalten. Sie beweiden ein wertvolles Feuchtgebiet am Steinhuder Meer und verhindern damit dessen Verlanden.

Der vom Bundeslandwirtschaftsministerium initiierte Innovationspreis Bio-Lebensmittel-Verarbeitung wurde erstmals im Jahre 2003 vergeben. 2007 schrieb die Schweisfurth-Stiftung, München, den Preis in Kooperation mit der Anuga, Köln, zum dritten Mal aus. Bewertet wurden Neuerungen in fünf Innovationsfeldern: Rohstoff & Technologie, Ernährung & Gesundheit, Kooperation & Kommunikation sowie Unternehmenskultur. In diesem Jahr wurde der Preis um das Inno¬vationsfeld Klimaverantwortung erweitert und stand unter der Schirm¬herrschaft von Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer. Zur Bewerbung waren Klein-, Mittel- und Großunternehmen aufgefordert, die ökologische Rohstoffe nach der Öko-Verordnung verarbeiten.

Die Leistungen der drei erstplatzierten Preisträger wurden mit spannenden Filmreportagen geehrt, die das Bundesprogramm Ökologischer Landbau finanzierte.

Weitere Informationen unter www.innovationspreis-bio-verarbeitung.de.

Quelle: Köln [ modem conclusa ]

Kommentare (0)

Bisher wurden hier noch keine Kommentare veröffentlicht

Einen Kommentar verfassen

  1. Kommentar als Gast veröffentlichen.
Anhänge (0 / 3)
Deinen Standort teilen