Fleischerjunioren reisen nach China
Konsumgewohnheiten ändern sich nur langsam
Shanghai war das Ziel der diesjährigen Fachstudienreise des Juniorenverband des Deutschen Fleischerhandwerks e.V. 55 Teilnehmer bereisten im Oktober das „Reich der Mitte“, um einen Einblick in die dortige Fleischwirtschaft zu gewinnen und nicht zuletzt, um Land und Leute kennen zu lernen. Bereits am ersten Abend konnte der Fleischernachwuchs den Ausblick vom dritthöchsten Gebäude der Welt, dem Jin Mao-Tower genießen. Von hier aus kann man auf den zweithöchsten Fernsehturm der Welt „runterschauen“. In genau 84 Sekunden bewältigte der Aufzug die 421 Meter Höhenunterschied. Wachstum, Veränderung und Gegensätze an jeder Stelle. So verwundert es kaum, dass die Chinesen planen, das höchste Gebäude der Welt zu bauen. Aber auch die Kluft zwischen Arm und Reich ist allgegenwärtig und gegensätzlicher, als man vermutet. Direkt neben der Hochglanzfassade des 4-Sterne-Hotels, der deutschen Metzgerdelegation, liegt eines der vielen Armenviertel, in dem die Menschen auf der Straße für 5 RMB (rund 50 Cent) Grillspieße verkaufen. Für ein Bier im Hotel bezahlt man 40 RMB.
Am Anfang der Reise stand der Besuch eines Fleisch verarbeitenden Betriebes in Wuxi auf dem Programm. Unter Leitung von Dr. Jan de Graaf vom CMA-Büro in Shanghai offenbarte sich dem Fleischernachwuchs unter welchen hygienischen Bedingungen der regionale Fleischhandel und Zerlegebetrieb in China funktioniert. In Shanghai, der wohl modernsten und am stärksten westlich geprägten Stadt Chinas herrscht seit zehn Jahren rund neun Prozent Wirtschaftswachstum jährlich. In dieser Zeit wurden 4000 neue Hochhäuser erbaut: In jedem Winkel der 16 Millionen-Stadt Shanghai ist Veränderung zu spüren. Dort wurde einer der vier in Shanghai ansässigen METRO-Märkte besucht. Wobei die Geschäftsleitung der METRO-Shanghai im Anschluss an eine Firmenpräsentation zu Fragen des chinesischen Marktes mit all seinen Besonderheiten Rede und Antwort stand. Weiter ging es nach Hangzhou. Dort bereitete die Firma CDS-Crailsheim, den Junioren einen herzlichen Empfang. Sie führte ihren chinesischen Joint-Venture-Betrieb vor. Hier konnten interessante Einblicke in den Bereich der Darmsortierung gewonnen werden. Ferner wurde ein „traditioneller“ chinesischer Schweineschlachtbetrieb besichtigt. Weitere Eindrücke vom traditionellen China bekamen die Exkursionsteilnehmer bei einer Floßfahrt, zu der sie auf Ochsenkarren befördert wurden. Ebenfalls sehr Ursprüngliches war beim Besuch einer Markthalle zu sehen, in der neben allen erdenklichen exotischen Obst- und Gemüsesorten auch Fleisch und Fisch, sowie an Ort und Stelle zu schlachtendes Geflügel angeboten wurden. Dieser Besuch der Markthalle wurde von chinesischen Fernsehen begleitet. Juniorenvorsitzender Dirk Ludwig erläuterte den Reportern die Unterschiede in den Vermarktungsstrukturen und der Preisgestaltung von Lebensmitteln in Deutschland und China.
Die Akzeptanz moderner Vertriebsformen stellt sich in China erst langsam ein. Zu besichtigen war dies in einem französischen Carrefour-Markt in Shanghai. Das Einkaufsverhalten der Chinesen ist immer noch stark traditionell geprägt. Klassische Stra0enmärkte sind die beliebteste Einkaufsstätte und Lebensmittel werden zumeist täglich und in kleinen Mengen eingekauft.
Auch wenn das Wirtschaftswachstum „lockt“ – der Wettbewerb ist groß. Höchste Schnelligkeit und Flexibilität sind gefordert, um erfolgreich zu sein. Die rund 35 Kilometer lange Transrapid-Strecke einer Vorstadt von Shanghai zum Flughafen Pu-Dong beispielsweise wurde in rund einem Jahr erbaut. Vermutlich haben bis zu 10 000 Menschen gleichzeitig die Trassenstücke gefertigt. Hätte die Transrapid-Gesellschaft dieses Projekt nicht gemeinsam mit ihrem chinesischen Partner bewältigt, dann würde jetzt vielleicht ein anderer Zug dort fahren. Apropos Transrapid. Es war ein Erlebnis für die Junioren, die 35 Kilometer in rund zehn Minuten mit einer Stundengeschwindigkeit von 431 Kilometern hinter sich zu bringen.
Die Junioren nutzten die Gelegenheit ihres Aufenthalts in Shanghai, um ihren speziellen Netzwerkgedanken fortzuschreiben. Dies hat in diesem speziellen Fall dazu geführt, das die Fleischer eine Einladung eines Unternehmers aus Singapur erhielten. Dieser Einladung möchte der Nachwuchs im Frühjahr 2008 bereits nachkommen. Ein Fernsehteam aus Berlin hat sich bereits angekündigt eine halbstündige Reportage über das Interesse des deutschen Fleischernachwuchses an Asien anzufertigen.
Quelle: Schlüchtern [ Dirk Ludwig ]