Ernährungsindustrie gegen bürokratische Gängelung in der Verbraucherpolitik

Finanzkrise bleibt nicht ohne Spuren in der Ernährungsindustrie

Die aktuelle Krise an den Finanzmärkten und die Abschwächung der Konjunktur wirken sich auch auf die Ernährungsindustrie aus. Mit einer weiteren Verunsicherung der Verbraucher, die sich in hoher Preissensibilität und Kaufzurückhaltung bei Lebensmitteln ausdrücken könnte, rechnet Jürgen Abraham, Vorsitzender der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE).

Diese Krise bietet aber auch die Chance der Rückbesinnung auf die reale Wirtschaft und die Vorzüge einer mittelständischen, bodenständigen Branche. So sieht Jürgen Abraham in der 2. Zukunftskonferenz Ernährungswirtschaft eine Chance, dem Wirtschaftszweig ein stärkeres Profil zu geben.

Insgesamt erwirtschafteten die 530.000 Beschäftigten in den 5.800 Unternehmen der Ernährungsindustrie im letzten Jahr (2007) einen Umsatz von fast 147 Mrd. EUR. Damit zählt die Ernährungsindustrie zu den fünf größten Industriebranchen in Deutschland und trägt wesentlich zu Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand bei.

Aktuelle Wirtschaftslage in der Ernährungsindustrie

In der ersten Jahreshälfte 2008 wurden Lebensmittel und Getränke im Wert von 76,1 Mrd. EUR Vergrößernumgesetzt. Das ist ein Zuwachs von +7,8% im Vergleich zum 1. Halbjahr 2007. Allerdings geht ein großer Teil des Zuwachses auf notwendige Preisanpassungen zurück. Im Export wurden im ersten Halbjahr 19,4 Mrd. EUR erzielt. Die dynamische Entwicklung der ausländischen Absatzmärkte schlägt sich in einem Plus von 18,3% gegenüber dem 1. Halbjahr 2007 nieder. Die Exportquote am Gesamtumsatz stieg somit auf 25,5%.

Der Verbraucherpreisindex für Nahrungsmittel und Getränke lag im September 2008 um 0,3% unter dem Vormonat. Dieser saisonbedingte Rückgang ist in den Monaten August und September nicht ungewöhnlich. Auf Jahressicht fiel die Teuerungsrate mit +6,1% zwar immer noch hoch aus, lag aber deutlich unter den Spitzenwerten von über 8% zu Beginn des Jahres.

Keine Ampelkennzeichnung für Lebensmittel

Auf der Zukunftskonferenz forderte der BVE-Vorsitzende die Abkehr von einer Verbraucherpolitik, die den Verbraucher aus falsch verstandener Fürsorge lenken will, ihn jedoch letztlich bevormundet und der Wirtschaft schwere, überflüssige Bürden auferlegt.

Die „Ampelkennzeichnung“ ist ein Beispiel für ein Verbraucherbild, das auf Bevormundung setzt. Die „Ampel“ ist aus wissenschaftlicher Sicht unhaltbar. Lebensmittel sind in ihrer Zusammensetzung und Wirkung viel zu komplex, als dass man sie vereinfachend in drei Farben einteilen könnte. Und schließlich kommt es nicht auf das einzelne Produkt, sondern auf eine ausgewogene und abwechslungsreiche Gesamternährung an, zu der jedes Lebensmittel seinen Beitrag leisten kann. Die Verbraucher verdienen eine Kennzeichnung, die ihnen bei der Beurteilung ihrer Lebensmittelauswahl mit Blick auf ihre individuellen Bedürfnisse einen echten Informationsgewinn bietet. Die Unternehmen der Lebensmittelwirtschaft erwarten, dass von einer Kennzeichnung keinerlei Diskriminierung ausgeht.

Prävention wichtigste Maßnahme der Alkoholpolitik

Zur Debatte um die Alkoholpolitik wies der BVE-Vorsitzende darauf hin, dass der Alkohohlmissbrauch bekämpft werden müsse, gerade bei Kindern und Jugendlichen. Dieses Ziel werde auch von der Wirtschaft nachdrücklich unterstützt.

Verantwortungsbewusster Alkoholkonsum ist ein Teil unseres kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens. Alkoholmissbrauch verstößt gegen die Grundüberzeugung unserer Gesellschaft. Die BVE spricht sich daher für eine Verstärkung der Präventionsmaßnahmen aus, um Jugendliche und Erwachsene zu einem verantwortungsvollen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken zu befähigen. Hingegen lehnt sie die aus dem politischen Raum geforderten Werbe- und Sponsoringverbote, Warnhinweise auf Etiketten, Abgabebeschränkungen nach Zeit, Ort und Alter sowie Steuererhöhungen als untauglich ab.

Von der Bundesregierung erwartet die BVE ein klares Bekenntnis zu ihren verbraucherpolitischen Zielen des Koalitionsvertrages. Dort heißt es:

„Wir wollen eine Verbraucherpolitik, die nicht auf bürokratische Reglementierungen setzt und stehen zum Leitbild der mündigen Verbraucher als eigenständig handelnde Konsumenten und Marktteilnehmer.“

Quelle: Berlin [ BVE ]

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