Neuropathologische Forschungen weisen erstmals infektiöse Prionen in allen Organen vom Mäusen nach
Aktuelle Publikation in "Science" zu Prionerkrankungen
Das international renommierte, amerikanische Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlichte in seiner "online- Express-Ausgabe" vom Donnerstag, den 20. Januar 2005, eine gemeinsame Arbeit von Neuropathologen der Universitäten Göttingen und Zürich unter dem Titel "Chronic Lymphocytic Inflammation Specifies the Organ Tropism of Prions".Die Forscher konnten im Experiment nachweisen, dass sich bei Prionerkrankungen in allen Organen massiv Prionen ansammeln. Auch in Niere, Bauchspeicheldrüse und Leber fanden sie Prionen-Ansammlungen, wenn bei diesen Organen vorher eine Entzündung ausgelöst worden war. Die Organe galten bislang als "prionfreie" Gewebe.
Bislang war man davon ausgegangen, dass es nach der Aufnahme von infektiösen Prionen allein in lymphoiden Organen wie den Lymphknoten und der Milz zu einer Vermehrung der Prionen kommt. Die Forscher aus Göttingen, Zürich, London und Yale konnten jetzt in ihren Experimenten zeigen, dass diese Lehrmeinung nicht mehr gültig ist, wenn Entzündungen vorliegen.
Beteiligt an den Forschungen waren außerdem Immunbiologen der Yale University School of Medicine, New Haven, USA, und der Abteilung für Neurodegenerative Erkrankungen am Institut für Neurologie der Medical Research Council Prion Unit, Großbritannien. Zu den Erst-Autoren der veröffentlichten Arbeit gehört unter anderem Privatdozent Dr. Marco Prinz, Abt. Neuropathologie des Bereichs Humanmedizin - Universität Göttingen.
In Tierversuchen mit Mäusen wurden fünf Entzündungsmodelle in drei Organen durchgespielt: Niere, Bauchspeicheldrüse und Leber. Das Ergebnis war überraschend: Nach einer experimentell ausgelösten Entzündung konnten in allen Organen massive Prionen-Ansammlungen nachgewiesen werden. "Die Prionen wandern bevorzugt dorthin, wo sie entzündetes Gewebe finden", erläutert Privatdozent Dr. Marco Prinz das Ergebnis.
Die Forscherinnen und Forscher schließen daraus, dass die gegenwärtige Risiko-Klassifikation nur dann gültig ist, wenn das betroffene Tier zwar mit Prionen infiziert ist, ansonsten jedoch gesund ist. Falls eine zusätzliche Entzündung vorhanden ist - sei es durch einen Virus, ein Bakterium oder eine Autoimmunerkrankung - erweitert sich das Spektrum der prionenhaltigen Organe wesentlich. Nach Ansicht des Göttinger Co-Autors, Privatdozent Dr. Marco Prinz, ist es daher wichtig, "die mit Mäusen gewonnenen Erkenntnisse in einem nächsten Schritt bei landwirtschaftlichen Nutztieren wie Schafen und Rindern zu überprüfen".
Im Rahmen der laufenden Kooperationen zwischen den neuropathologischen Instituten in Göttingen und Zürich werden die Forscher weitere Schnittstellen zwischen Lymphorganen und Gehirn bei Prionerkrankungen untersuchen.
Prionenerkrankungen:
Prionenerkrankungen sind bis heute unheilbar. Typisch für den Krankheitsverlauf sind Bewegungsstörungen, die sich sehr rasch entwickeln, sowie eine fortschreitende Demenz, die durch einen Nervenzellverlust hervorgerufen wird.
Als häufigste Infektionsform bei den meisten Prionerkrankungen gilt die orale Aufnahme von infizierten Stoffen. Wie bei der so genannten "Bovinen Spongiformen Enzephalopathie" (BSE) beim Rind oder "Scrapie" beim Schaf wird auch bei der neuen Variante der "Creutzfeld-Jakob Erkrankung" (vCJD) die Infektion wahrscheinlich durch den Verzehr von BSE-verseuchtem Fleisch hervorgerufen.
Angaben zur Veröffentlichung:
Die Veröffentlichung finden Sie unter: http://www.sciencexpress.org
Weitere Informationen:
Bereich Humanmedizin - Universität Göttingen
Abt. Neuropathologie
Privatdozent Dr. Marco Prinz
Telefon: (0551) 39-14340
Fax: (0551) 39-8472
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Quelle: Göttingen [ ukg ]