Fachtagung Rückstandsanalytik
Internationale Fresenius-Fachtagung diskutierte über Fortschritte, aktuelle EU-Regelungen und die Kommunikation von Höchstwerten
Das Thema „Rückstandsanalytik“ zählt zurzeit zu den wichtigsten Handlungsfeldern für die Agrochemie, die Lebensmittelindustrie und den Handel. Einen Überblick über neue Erkenntnisse und Methoden bot die 3. Fachtagung der Akademie Fresenius „Pesticide Residues in Food“ in Köln. Am 6. und 7. Juni berichteten internationale Experten aus Politik, Praxis und Wissenschaft über die „Rückstandssituation“ in Europa und den USA. Auf dem Themenplan standen u.a. neue Analysemethoden für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln im Wasser, die Position der europäischen Lebensmittelbehörde (EFSA) und neue Ansätze zur Risikokommunikation.Meldungen über belastete Lebensmittel aus dem Mittelmeerraum bringen in regelmäßigen Abständen das Thema Pestizidbelastungen in die Schlagzeilen. Wenige Wochen vor der Fresenius-Fachtagung setzte zum Beispiel die Umweltorganisation Greenpeace mit einer Langzeitbetrachtung der Grenzwert-Politik und einem Verbraucherratgeber "Essen ohne Pestizide" das Thema erneut auf die Agenda. Auf der Fresenius-Konferenz diskutierten die Experten an diesen und anderen Beispielen den Zusammenhang von Grenzwertbestimmung und öffentlicher Wahrnehmung.
Manfred Krautter stellte die Ergebnisse der jüngsten Greenpeace-Untersuchung vor. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass seit 2001 im EU-Raum die Grenzwerte von 33 besonders gefährlichen Spritzmitteln erhöht wurden. Auch Mittel, die das Erbgut schädigen können und als krebserregend gelten, finden sich Greenpeace zufolge im "täglichen Gift-Cocktail aus dem Supermarkt". "Anstatt gefährliche Pestizide zu verbieten, erhöhen die staatlichen Verbraucherschützer die Grenzwerte", kritisiert Krautter: "Die Entscheidungsgrundlagen zur Festlegung der Pestizid-Höchstmengen bleiben undurchsichtig. Wissenschaftliche Untersuchungen, Daten und EU-interne Entscheidungsprozesse sind für die Öffentlichkeit bislang weitgehend unzugänglich."
Mit einem neuartigen Ratgeber will Greenpeace Verbraucher die Möglichkeit geben, im Supermarkt Obst und Gemüse auswählen zu können, das möglichst frei von giftigen Pestizid-Rückständen ist. Die Broschüre im Taschenformat führt für die 48 wichtigsten Obst- und Gemüsearten auf, aus welchen Herkunftsländern besonders stark gespritzte Ware kommt und bei welchen nur mit geringen Pestizidbelastungen zu rechnen ist. "Die Konsumenten haben großes Interesse an Lebensmitteln, die keine Giftstoffe enthalten", betonte Krautter.
Allerdings lassen sich die Wünsche und Vorlieben der Verbraucher nicht immer so klar definieren. Darauf wies Martin Kodde von Syngenta Crop Protection (Basel) hin: "Was der Konsument will, steht nicht immer im Einklang mit dem, was er tut." So verlangen viele westeuropäische Verbraucher Gemüse aus dem lokalen Umfeld, kaufen aber gleichzeitig das ganze Jahr über die billigsten Agrarprodukte. Trotz aller Unwägbarkeiten sieht Kodde deutliche Veränderungen im Verbraucherbewusstsein: Während die Verbraucher früher beim Obst- und Gemüsekauf vor allem auf Kalorien und Proteingehalt geachtet haben, stehen für sie heute Vielfalt, Unbedenklichkeit, Nachhaltigkeit und der Funktionswert im Vordergrund. Das Problem für die Industrie: während Kalorien und Proteine ganz genau zu messen sind, lassen sich Qualität, Sicherheit und Nachhaltigkeit nicht genau definieren. Fest steht für Kodde, dass Sicherheit auf der Prioritätenliste ganz oben steht, vor allem Sicherheit vor Pflanzenschutzmittelrückständen. Darin sieht Kodde ein Dilemma für die Lebensmittelindustrie, denn nie zuvor waren Lebensmittel „so verschieden, so sicher, so erschwinglich und so reguliert" wie heute.
Kodde ist überzeugt, dass den Bedenken der Verbraucher von der Industrie Rechnung getragen wird. Neben Verbesserungen der Transparenz der Nahrungskette und Anstrengungen, um die Rückstände so minimal wie möglich zu halten, setzt Syngenta auch auf Aufklärung und Weiterbildung. Ein Schwerpunkt der Kommunikationsmaßnahmen liegt auf der Interpretation von Höchstmengen (MRLs = Maximum Residue Limits). MRLs seien keine Sicherheitsgrenzen, sondern vielmehr Instrumente, um den Handel zwischen Ländern zu vereinfachen. Kodde geht davon aus, dass nur ein Drittel der Fälle, in denen die Höchstgrenzen um vier bis fünf Prozent überschritten würden, auf Fehlverhalten der anbauenden Betriebe zurückgeht. Die anderen zwei Drittel gehen auf das Konto uneinheitlicher Höchstwerte oder entstehen, weil keine Höchstwerte definiert sind.
Die Tagungsunterlagen mit den Skripten aller Vorträge der Fresenius-Fachtagung (in englischer Sprache) können zum Preis von 250,- EUR zzgl. Mwst bei der Akademie Fresenius bezogen werden.
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Quelle: Dortmund, Köln [ Akademie Fresenius ]