Transparenz über alle Produktionsstufen: Barcodetechnik und Scanner ermöglichen die Rückverfolgung
Mit der EU-Verordnung 178/2002 werden alle an der Herstellung und Verteilung von Lebensmitteln beteiligten Unternehmen verpflichtet, eine lückenlose Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. "Lückenlos" bedeutet dabei, dass die Rückverfolgbarkeit über alle Stufen der Produktion, der Verarbeitung und des Vertriebes - also bis zum Groß- und Einzelhandel - sicherzustellen ist. Somit sind hiervon denn auch alle klassischen Logistikprozesse betroffen, etwa das Transportieren, Umschlagen und Lagern sowie das Kommissionieren und Verpacken. Ein unverzichtbares Element in dieser logistischen Kette ist der klassische Barcode, der auf jedem verpackten Lebensmittel zu finden ist.
Jede Charge sicher dokumentiert
Standard im Warenfluss ist heute die Rückverfolgung der Lebensmittel mittels EAN128-Transportetiketten. Eindeutige Elemente des Etiketts sind die Nummer der Versandeinheit (NVE) und die internationale Artikelnummer (EAN), über die eine Rückverfolgung möglich ist. Bei jeder Warenübernahme werden EAN und NVE an das Lagerverwaltungssystem (LVS) übertragen, dessen Aufgabe es ist, die Warenströme zu steuern und zu verfolgen. Zentrale Komponenten des Systems sind zum einen Barcode-Drucker zum Erstellen der Etiketten. Zum anderen werden Scanner in verschiedenen Varianten als Handgeräte, stationäre Einrichtungen und als Ausführungen an den Gabeln von Flurförderzeugen benötigt, welche die Daten auslesen. Die Kommunikation zwischen den Scannern und dem Server des LVS erfolgt per Funkdatenübertragung. Vom Palettenplatz im Hochregallager über die Verladung der fertigen Produkte auf den Lkw bis hin zur Auslieferung an den Handel ist der Standort jeder einzelnen Charge genau bekannt. Tritt ein Krisenfall ein, können alle Beteiligten die betroffenen Lebensmittelchargen sofort identifizieren und entsprechend reagieren. Selbst "stille Rückholaktionen" aus dem Einzelhandel sind somit möglich.
Automatisches Erkennen dank "Smart-Labels"
Zu den neuen Technologien, welche die Warenlogistik revolutionieren sollen, gehört die RFID-Technik (Radio Frequency Identification) - kleine Chips, die ohne eigene Stromversorgung in einem niederfrequenten Feld eine Kennung auszusenden vermögen. Eine RFID-Lösung beinhaltet stets die Komponenten Datenträger und Lesegerät. Der Datenträger besteht unabhängig von seiner Bauform aus einem Chip und einer Antenne, die als Transponder miteinander verbunden sind. Das Lesegerät baut ein elektromagnetisches Feld auf, das den Datenträger über Induktion mit Energie versorgt, so dass dieser die Informationen des Chips über die Antenne an das Lesegerät zu senden vermag.
Aufwändige Datenfunkanlagen können entfallen.
Die Lebensmittellogistiker diskutieren seit einigen Jahren intensiv das Thema "RFID-Labels", bei dem ein Haftetikett als Träger des Transponders dient. Diese "Smart Labels" lassen sich mühelos auf Produkte, Kartons oder Paletten applizieren und mit Lesegeräten auf LKWs oder auf ihrem Weg durch Lagerhallen oder Logistikschleusen auslesen. Die Scanner erfassen die gespeicherten Informationen berührungslos und machen die Handarbeit bei der Strichcodeerfassung überflüssig. Die zentrale IT-Plattform bildet ein mit RFID-Technik ausgestattetes Supply Chain Management-System. Über Schnittstellen meldet es die aktuellen Bestände in die angeschlossenen Warenwirtschafts- und Lagerverwaltungssysteme. Sowohl im Lager, als auch während des Transportes oder am Point of Sale lässt sich jederzeit feststellen, wo sich ein mit RFID-Etiketten versehenes Produkt befindet. Lagerengpässen und langen Standzeiten von Transportfahrzeugen kann so vorgebeugt werden.
Der US-amerikanische Handelsriese Wal-Mart hat die Barcode-Nachfolgetechnik inzwischen erfolgreich eingeführt. Trotz allem wird die RFID-Technik die Barcodes in den kommen Jahren noch nicht verdrängen, da es noch keinen Standardansatz gibt, um RFID in ein Unternehmen zu integrieren. Darüber hinaus haben beide Techniken ihre Vorzüge: Bei klar strukturierten Logistikprozessen sehen Experten den Barcode im Vorteil, während RFID vor allem bei mobilen und eher chaotischen Prozessen aufzutrumpfen vermag.
Integration von Sicherheitstechnik
Die RFID-Technik soll die Logistik nicht nur effizienter machen, vielmehr bringt sie darüber hinaus neue Möglichkeiten zur Selbststeuerung. In Zukunft wird eine Palette "wissen", wo sie hin muss und wird selbstständig ihren Platz im Hochregallager finden. Auf Gabelstaplern wird RFID bereits heute als Fahrerassistenzsystem genutzt. Nähert sich ein Fahrer beispielsweise einem Tor, so findet automatisch eine Kommunikation des Fahrzeugs mit einem aktiven Transponder statt, der in der Nähe der Gefahrenstelle angebracht ist. Dieser sendet Funksignale an das Fahrzeug, die dazu führen, dass auf dem Bildschirm in der Kabine ein entsprechender Warnhinweis angezeigt wird.
Künftig dürften alle Möglichkeiten einer derartigen Positionserkennung ausgeschöpft werden. Informationen über Höhe, Last, Geschwindigkeit, Hydraulikbedienung und andere Fahrzeugzustände werden über ein spezifiziertes Datenprotokoll verfügbar sein. An Kreuzungen, also potenziellen Gefahrenpunkten, wird das Fahrzeugtempo reduziert, beim Verlassen des Kreuzungsbereichs wieder erhöht. Eine Fahrtrichtungskontrolle sorgt für die Sperrung von sensiblen Bereichen - fährt das Fahrzeug dennoch in eine entsprechende Richtung, kann das System den Stillstand herbeiführen. Insgesamt ergibt sich auch hierdurch ein Gewinn in Sachen Sicherheit.
Für die breit gefächerten Anwendungsmöglichkeiten der neuen RFID-Technik bildet die vom 4. bis 7. April 2006 in Köln stattfindende Anuga FoodTec mit ihrem Prozess und Branchen übergreifenden Ansatz eine ideale Informationsplattform.
Quelle: Köln [ Anuga FoodTec ]