Kampf den Lücken im Regal

Wirtschaftswissenschaftler der Universität Jena klären Ursachen von Engpässen im Einzelhandel

Nach einem langen Arbeitstag noch schnell etwas einkaufen: Die quengelnden Kinder im Schlepptau, die Schlange an der Kasse bereits im Blick, drängt man sich durch den überfüllten Supermarkt. Wenn dann statt des Lieblingsjoghurts oder der favorisierten Cornflakes im Regal eine Lücke klafft, ist die Enttäuschung oftmals groß. "Dass Produkte zu jeder Zeit in ausreichender Menge in Handelsfilialen vorrätig sind, ist für Hersteller wie Händler bis heute eine Herausforderung", weiß Prof. Dr. Roland Helm von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Der Inhaber des Lehrstuhls für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre insbesondere Absatzwirtschaft, Marketing und Handel hat ein gerade abgeschlossenes Forschungsprojekt geleitet, das genau dieses Problem untersucht hat.

"Advanced Optimal Shelf Availability" (AdOSA) heißt die Projektplattform, in der Wirtschaftswissenschaftler des Jenaer Lehrstuhls und der Universität St. Gallen gemeinsam mit zwölf namhaften internationalen Unternehmen in den zurückliegenden eineinhalb Jahren den Ursachen für die Lücken im Regal auf den Grund gingen. "Fast 90 Prozent der Lücken entstehen in den Verkaufsstellen selbst", erläutert Prof. Helm das Ergebnis der Studie. Während Lieferschwierigkeiten nur eine untergeordnete Rolle spielten, seien vor allem Fehlprognosen bei der Bestellung, die fehlerhafte Listung von Produkten und Probleme bei der Regalbefüllung für das Fehlen von Artikeln verantwortlich. Auch unsachgemäße Eingriffe der Filialmitarbeiter in das Bestellsystem führten zu Lücken in den Regalen.

Deren wirtschaftliche Folgen seien nicht zu unterschätzen. "Lücken im Regal enttäuschen die Kundenerwartungen und führen zu erheblichen Umsatz- und Ertragseinbußen", warnt Prof. Helm.

Wie eine im Rahmen von AdOSA durchgeführte umfangreiche Kundenbefragung ergab, entgehen beispielsweise allein dem Kaffeehersteller Melitta jährlich Umsätze von bis zu einer halben Million Euro, weil Kunden nicht die gewünschten Produkte im Regal vorfinden.

Die aus den AdOSA Analysen hervorgehenden Erkenntnisse bilden nun die Grundlage für ein Folgeprojekt. Die Wissenschaftler um Prof. Helm werden im Herbst 2007 gemeinsam mit den Kollegen der Universität St. Gallen das "Kompetenzzentrum AdOSA" ins Leben rufen. In diesem Zentrum wird die Arbeit der Wirtschaftsforscher vor allem darauf gerichtet sein, die Prozesse in den Handelsfilialen zu verbessern, etwa durch Mitarbeiterschulungen und der automatischen Identifikation von Bestandslücken. Auch neue Ansätze für die Ableitung von integrativen Logistikkonzepten sowie zur Entwicklung und Markteinführung innovativer Produkte sind geplant.

Quelle: Jena [ FSU ]

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