Muskularitäts-Indizes beschreiben die Schlachtkörper-Qualität von Lämmern
Die Bewertung der Schlachtkörper von Lämmern erfolgt in einigen Mitgliedstaaten der EU nach einem System, das die Konformation (Fleischigkeit) und die Fettabdeckung jeweils in Stufen der (S)EUROP-Klassifizierung misst (ein entsprechendes (S)EUROP-System für Konformation und Fettauflage wird auch bei der Klassifizierung von Rindern angewendet). Diese Einstufung erfolgt subjektiv durch geschulte Klassifizierer.
Ein Nachteil des Systems besteht darin, dass bei einer Anwendung dieser Bewertung in der Züchtung Konformation und Fettabdeckung nicht unabhängig von einander sind: eine (erwünschte) Erhöhung der Konformation führte in einigen Studien auch zu einer Erhöhung der Fettabdeckung, die aber unerwünscht ist.
Eine Entzerrung dieser beiden Qualitätsmerkmale soll dadurch erreicht werden, dass an Stelle der Konformation ein „Muskularitäts-Index“ die Form des Schlachtkörpers beschreibt. Als ein geeigneter, robuster Index erwies sich das Verhältnis von Muskelgewicht zu Knochenlänge, z. B. des Hinterbeins oder der Lende.
Wird dieser Index durch Zerlegung bestimmt, ist er aber nicht für die Bewertung lebender Lämmer geeignet, was seine Anwendbarkeit in der Züchtungsforschung stark einschränkt. Doch mit Hilfe der Computer-Tomographie (CT) eröffnet sich die Möglichkeit, Muskularitäts-Indizes auch an lebenden Lämmern zu ermitteln. Die bisherigen Versuche zeigten aber nur geringe Korrelationen zwischen Indizes, die mit CT bzw. durch Zerlegung bestimmt wurden.
E. A. NAVAJAS, N. R. LAMBE, K. A. McLEAN, C. A. GLASBEY, A. V. FISHER, A. J. L. CHARTERIS, L. BÜNGER und G. SIMM ist es nun gelungen, die Berechnung eines Muskularitäts-Indexes auf Basis von CT-Aufnahmen deutlich zu verbessern (Accuracy of in vivo muscularity indices measured by computed tomography and their association with carcass quality in lambs).
Diese Verbesserung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass in einer dreidimensionalen Bildauswertung die Länge des Oberschenkel-Knochens korrekt gemessen werden konnte.
Bisherige CT-Schätzungen der Muskularität basierten auf Messungen der Muskel- und Knochen-Durchmesser in einzelnen Querschnitt-Aufnahmen, z. B. des Hinterbeins. Im Unterschied dazu erfassten NAVAJAS et al. den gesamten Schlachtkörper mit CT-Spiralaufnahmen. Dies erlaubte, vituelle Längsschnitte darzustellen, in denen die genaue Länge des Oberschenkel-Knochens gemessen werden konnte. Das Muskelvolumen wurde aus den Schnittserien ermittelt und in Muskelgewicht umgerechnet.
Der Muskularitäts-Index, der mit diesem CT-Verfahren für das Hinterbein ermittelt wurde, war sehr stark mit dem Index aus der Zerlegung korreliert (r = 0,89). Ein ähnliches Vorgehen für die Lende führte zu einem deutlich schlechteren Ergebnis (r = 0,55).
Der Muskularitäts-Index des Hinterbeins war mit der Konformation korreliert, allerdings unterschieden sich die zwei untersuchten Rassen: r = 0,50 (Texel) bzw. r = 0,67 (Scottish Blackface).
Auch das Gesamt-Muskelgewicht stand in Beziehung zu diesem Index mit r = 0,64 bzw. 0,69. Für die Lende ergaben sich schlechtere Korrelationen. Insgesamt sehen die Autoren ein großes Potential in den CT-basierten Muskularitäts-Indizes, um eine Selektion auf höhere Konformation und magere Schlachtkörper zu fördern.
Aus dem Mitteilungsblatt der Fleischforschung Kulmbach(2007) 46, Nr. 176 – Praxis-Informationen Seite 155 - Wir danken für die Genehmigung.
Das Mitteilungsblatt wird von der Förderergesellschaft für Fleischforschung in Kulmbach herausgegeben und kostenlos an die 740 Mitglieder versand. Die Fördergesellschaft setzt ansehnliche Mittel ein, die für die Forschungsarbeit der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL), Standort Kulmbach genutzt werden.
Mehr unter www.fgbaff.de
Quelle: Kulmbach [ JUDAS ]