Essenszeiten verstellen "innere Uhr"

"Unsere, innere Uhr" wird nicht nur durch den Tag-Nacht-Rhythmus eingestellt, sondern auch durch bestimmte Essenszeiten". Das berichtete Dr. Etienne Challet von der Abteilung für Neurobiologischen Rhythmus der Universität Strasbourg, Frankreich auf der Tagung der Federation of European Neuroscience Societies (FENS) 2006 in Wien. Dr. Challet und seine Mitarbeiter konnten zeigen, das die "innere Uhr" sensibel auf Stoffwechseländerungen reagiert, die mit der Nahrungsaufnahme verbunden sind.

"Wir erforschen, wie Licht und andere Einflüsse die ,innere Uhr' stellen", sagte Dr. Challet. Tag und Nacht, Winter und Sommer wirken sich sehr stark auf den Rhythmus von Tier und Mensch aus. Wir haben uns an die verschiedenen Jahreszeiten angepasst und unsere Körper können die Veränderungen mit der zentralen Uhr des Körpers, der Master Clock, erspüren. Diese Uhr befindet sich im suprachiasmatischen Kern (SCN) des Gehirns, hinter den Augen, in der Nähe des Sehnervs. "Wie ein Dirigent schlägt die SCN-Uhr den Takt und übermittelt Signale, die die Tag- und Nacht-Rhythmen des Körpers steuern", sagte Dr. Challet.

Der SCN enthält Zellen, die ebenfalls einen Rhythmus haben. Über Hormone übermitteln sie dem Körper und dem Nervensystem ihren Takt.
Damit kann der Körper zum Beispiel auf Veränderungen im Stoffwechsel reagieren. Die "Innere Uhr" des SCN hat einen zirkadianischen Rhythmus von 24 Stunden (von lat. circa diem = ungefähr einen Tag). Die Uhr kann durch verschiedene Einflüsse gestellt werden, etwa durch den Hell-Dunkel-Rhythmus von Tag und Nacht. Aus diesem Grund ist der Jetlag, die Zeitverschiebung nach längeren Flügen, so unangenehm. Die "innere Uhr" kann sich nicht so rasch auf den neuen Tag- und Nacht- Rhythmus einstellen.

Neben der zentralen inneren SCN-Uhr gibt es im Körper eine weitere Zellgruppe, die eine "innere Uhr" hat und die sich in der Peripherie des Körpers, also nicht im Zentralen Nervensystem befindet. Diese peripheren Uhren werden, wie die Forschung inzwischen entdeckt hat, nicht vom SCN eingestellt. Vielmehr geben bestimmte Essenszeiten den Takt für die periphären Uhren vor. So lernen Ratten, wenn sie immer zu bestimmten Zeiten gefüttert werden, sehr schnell, wann es etwas zu fressen gibt. Sie verlieren diese Fähigkeit auch nicht, wenn sie keinen SCN mehr haben. Das bedeutet, dass es im Organismus eine andere Uhr geben muss, die nicht durch Hell und Dunkel, sondern durch Nahrung eingestellt wird.

Dr. Challets Arbeiten zeigen, dass sich damit die SCN-Uhr auch über die Nahrungsaufnahme neu einstellen und mit dem Licht synchronisieren lässt. SCN reagiert damit viel sensibler auf die Stoffwechselvorgänge, als bisher angenommen. Das ist überraschend, da SCN als Hauptschaltuhr galt, die hauptsächlich durch Licht reguliert wird. Bleibt die Frage, wie stark SCN die periphären Uhren reguliert.

Dr. Challet hofft, dass diese Erkenntnisse seiner Forschungsarbeiten den Menschen zu gute kommen werden, die unter zirkadianischen Störungen leiden. Die Betroffenen, etwa Schichtarbeiter, haben Schwierigkeiten mit einem normalen 24-Stunden-Rhythmus, da sie ständig veränderte Tag- und Nacht-Rhythmen haben. Aufbauend auf unseren Erfahrungen mit dem Umstellen der inneren Uhr suchen wir nach vorbeugenden oder therapeutischen Maßnahmen. Zur Behandlung zirkadianischer Störungen könnten etwa zeitlich genau eingehaltene Essenszeiten oder chronobiologische Arzneimittel eingesetzt werden.

ABSTRACT S17.1

Notes to Editors Das Forum 2006 der Federation of European Neuroscience Societies (FENS) wird veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Neurowissenschaften und der Deutschen Neurowissenschaftlichen Gesellschaft. An der Tagung nehmen über 5000 Neurowissenschaftler teil. Die FENS wurde 1998 gegründet mit dem Ziel, Forschung und Ausbildung in den Neurowissenschaften zu fördern sowie die Neurowissenschaften gegenüber der Europäischen Kommission und anderen Drittmittelgebern zu vertreten. FENS ist der Europäische Partner der Amerikanischen Gesellschaft für Neurowissenschaften (American Society for Neuroscience). Die FENS vertritt eine große Zahl europäischer neurowissenschaftlicher Gesellschaften und hat rund 16 000 Mitglieder.

Quelle: Wien [ FENS ]

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