Sportverletzungen und Sportschäden im Kindesalter nehmen zu

Training oft nicht kindgerecht

Sei es zuhause oder in der Schule, auf dem Spielplatz oder auf der Straße: Immer häufiger verletzen sich Kinder beim Sport. Neben Knochenbrüchen und anderen Akutverletzungen nimmt auch die Zahl der orthopädischen Sportschäden zu. Denn im Training werde oft zu wenig Rücksicht auf die Grenzen der Belastbarkeit während des Wachstums genommen, beklagen Experten im Vorfeld des Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin.

Die Häufung von Sportverletzungen führt Professor Dr. med. Ingo Marzi, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie an der Universität Frankfurt, auf die zunehmende Beliebtheit riskanter Sportarten bei Kindern und Jugendlichen zurück: Inline-Skating, Skate- und Snowboardfahren, BMX- und Mountainbikesport gingen leider nicht nur mit Prellungen und Knochenbrüchen einher, die bald wieder verheilen. Immer häufiger komme es auch zu schweren Schädel-Hirn-Verletzungen mit bleibenden Schäden oder sogar tödlichem Ausgang.

Die meisten Verletzungen ließen sich vermeiden, wenn die Kinder Schutzkleidung tragen würden. Professor Marzi: "Seit Einführung der gesetzlichen Helmpflicht für Radfahrer sind in einigen Regionen der USA und Australiens die schweren Kopfverletzungen um bis zu 90 Prozent zurückgegangen." Leider gelten Helme gerade bei den am meisten gefährdeten Kindern als "uncool", auch weil Eltern und Trainer selber nicht mit gutem Beispiel vorausgingen, so Marzi, der in diesem Zusammenhang das abgeschlossene bundesweite Projekt "Safer-Skating" hervorhob. Hier würden Schüler im Sportunterricht lernen, wie sie das Verletzungsrisiko auf ein Normalmaß senken können.

Neben der Verletzungsgefahr besteht für Kinder auch ein erhöhtes Risiko von Sportschäden, die Professor Dr. med. Rüdiger Krauspe, Direktor der Orthopädischen Klinik der Universität Düsseldorf, für vermeidbar hält. Sportschäden entstehen, wenn ein intensives Training keine Rücksicht auf das wachsende Skelett nimmt. Auch ohne Sport komme es bei einigen Kindern in unterschiedlichen Lebensabschnitten zu Verknöcherungsstörungen.

Krauspe nennt hier schmerzhafte Durchblutungsstörungen in der Fußwurzel (Morbus Köhler), am Kniegelenk (Morbus Osgood Schlatter) oder auch an Wirbelsäule (Morbus Scheuermann) und Hüfte (Morbus Perthes). Von ehrgeizigen Eltern und Trainern würden ihre Beschwerden oft als normale Folge des Trainings fehlgedeutet. Diese Unkenntnis kann laut Professor Krauspe bleibende Schäden am Skelett zur Folge haben. Beide Mediziner raten deshalb Kindern, die intensiv Sport betreiben, sich von einem Orthopäden mit sportmedizinischer Zusatzqualifikation betreuen zu lassen.

Quelle: Berlin [ Medizin-Kommunikation ]

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