Fakten aus der Nationalen Verzehrsstudie

Neue Ergebnisse zu den Verzehrsgewohnheiten der Deutschen

"Die Nationale Verzehrsstudie liefert zum ersten Mal einen wissenschaftlich fundierten Hintergrund für die Planung von Ernährungsstrategien für die Bevölkerung in Deutschland", sagte Prof. Gerhard Rechkemmer, Präsident des Max Rubner-Instituts, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel. Der 2. Teil der Auswertung der Nationalen Verzehrsstudie NVS II, für die insgesamt fast 20.000 Menschen im ganzen Land intensiv befragt und großteils auch gewogen und gemessen wurden, bringt neue Informationen zu den Verzehrsgewohnheiten in Deutschland.

Neu sind unter anderem Aussagen zum Ernährungsverhalten der Menschen verschiedener Schichten, den regionalen Unterschieden, viele neue Details zur Nährstoff- und Mineralstoffversorgung sowie zum Verzehr der wichtigsten Lebensmittelgruppen. So unterscheiden sich die Essgewohnheiten der Bewohner der neuen Bundesländer im Vergleich zu den alten Bundesländern unter anderem durch den vergleichsweise hohen Verbrauch an Streichfetten. Bei den Frauen ist Brandenburg mit 31 g/Tag Spitzenreiter, bei den Männern Mecklenburg-Vorpommern mit 52 g/Tag. Am sparsamsten gehen die Frauen aus Nordrhein-Westfalen mit den Streichfetten um (17 g/Tag).

Männer essen doppelt soviel Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie Frauen. Täglich essen sie 103 g davon. Bei Frauen landen täglich nur 53 g auf dem Teller. Zu Nahrungsergänzungsmittel oder zu mit Nährstoffen angereicherten Medikamenten greift fast ein Drittel der Befragten – und das obwohl bei den meisten Vitaminen die mittlere Zufuhr den Referenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entspricht oder diese sogar übersteigt. Im Alter von 35 bis 50 Jahren werden am meisten Supplemente eingenommen.

Die Ergebnisse im Detail:

Lebensmittelverzehr

Die Ergebnisse des Lebensmittelverzehrs liefern nur wenige Überraschungen. So essen Männer mehr Fleisch und trinken mehr Bier als Frauen. Fisch kommt eher selten auf den Tisch, und Wasser ist der Durstlöscher Nummer eins.

Beim Obstverzehr haben die Deutschen noch Nachholbedarf.

Obwohl es inzwischen ganzjährig ein vielfältiges Obstangebot gibt, essen immer noch 59 % aller Deutschen zu wenig Obst. Sie essen weniger als 250 g/Tag (Empfehlung der DGE). Frauen essen mit 270 g/Tag durchschnittlich mehr Obst als Männer (222 g/ Tag). Trotzdem erreichen 54 % der Frauen die DGE Empfehlung nicht. Bei den Männern sind es sogar 65 %. Bemerkenswert: Das meiste Obst essen die Teilnehmer der NVS nicht im Sommer oder Herbst, sondern in den Wintermonaten von November bis Januar.

Wichtiger Calciumlieferant

Es zeigt sich, dass junge Männer mehr Milch und Milcherzeugnisse verzehren als junge Frauen. Bei beiden Geschlechtern nimmt der Verzehr von Milch, Milcherzeugnissen und Käse mit zunehmendem Alter ab, wobei diese Abnahme bei den Frauen weniger ausgeprägt ist. Die geringere Verzehrsmenge im Alter ist im Wesentlichen auf eine Abnahme des Verzehrs von Milch und Milchmischgetränken zurückzuführen.

Männer essen gerne Fleisch

Männer essen mehr Fleisch und trinken auch mehr Milch als Frauen. Für größere Darstellung bitte anklicken. Männer verzehren doppelt soviel Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie Frauen. Täglich essen sie 103 g Fleisch, Wurstwaren oder Fleischerzeugnisse. Bei Frauen landen täglich nur 53 g auf den Teller. Bei den Männern sinkt der Verzehr von Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnissen ab der Altersgruppe von 19 bis 24 Jahren. Bei Frauen ist der Anteil an Personen, die in den letzten vier Wochen vor der Befragung kein Fleisch verzehrt haben mit 3,4 % mehr als doppelt so hoch wie bei den Männern.

Weniger Fisch als Fleisch

Die Deutschen essen im Vergleich zum Fleischverzehr kaum Fisch. Durchschnittlich essen Männer 29 g/Tag und Frauen 23 g/Tag. 16 % der Studienteilnehmer haben in den letzten vier Wochen vor der Befragung keinen Fisch bzw. Fischgerichte verzehrt.

Junge Naschkatzen lieben Süßigkeiten - ältere süße Brotaufstriche

Junge Menschen essen deutlich mehr Süßigkeiten als die älteren Teilnehmer der NVS II. Wie die Ergebnisse zeigen, verzehren die 14- bis 18-jährigen Teilnehmer der NVS II rund 35 g/Tag Süßigkeiten. Bei den Teilnehmern über 65 Jahre sind dies nur noch 10 g/Tag. Allerdings verzehren diese mehr süße Brotaufstriche als die Jungen. Insgesamt ist der Verzehr von Süßwaren bei den Jugendlichen am höchsten und nimmt mit zunehmendem Alter ab.

Der Durst stimmt

Die Empfehlungen der DGE zur Flüssigkeitszufuhr mit 1,5 Litern werden von beiden Geschlechtern mehr als erreicht. Positiv hervorzuheben ist, dass Wasser etwa die Hälfte des Getränkeverzehrs ausmacht. Kaffee sowie schwarzer und grüner Tee machen mit etwa einem Viertel den zweithöchsten Anteil der alkoholfreien Getränke aus. Ansonsten trinken Frauen mehr Kräuter- und Früchtetees, während Männern öfter zur Limonade greifen.

Männer trinken Bier – Frauen eher Wein und Sekt

Männer trinken fast 4-mal mehr Alkohol als Frauen. Für größere Darstellung bitte anklicken. Männer trinken mit rund 300 Gramm alkoholischen Getränken am Tag fast 4-mal mehr als Frauen. Während von den Männern mehr als 80 % der alkoholischen Getränke als Bier getrunken werden und nur etwa 15 % als Wein, sind bei den Frauen jeweils etwa 50 % der alkoholischen Getränke Bier und Wein. Spirituosen werden besonders von jungen Männern, vor allem in der Altersgruppe von 19-24 Jahre, getrunken.

Mineralstoffe und Vitamine

Wer sich in Deutschland ausgewogen ernährt, kann sich sicher sein, mit den wichtigsten Vitaminen und Nährstoffen versorgt zu sein. Ausnahmen gibt es vor allem für Frauen im gebärfähigen Alter, das gilt zum Beispiel für das Eisen.

Wichtige Calciumlieferanten: Milch und Milchprodukte

Bei den meisten Vitaminen entspricht die mittlere Zufuhr den Referenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die Nährstoffzufuhr. Deutlich unter den empfohlenen Werten liegt die Aufnahme von Vitamin D und Folsäure. Auch bleibt die tägliche Aufnahme von Vitamin C bei einem Drittel aller Männer und Frauen unter dem Referenzwert.

Unterversorgung mit Folsäure

79 % der befragten Männer und 86 % der Frauen unterschreiten die Empfehlung für die Folsäure-Aufnahme. Hauptquelle für Folsäure sind alkoholfreie Getränke, z.B. Multivitaminsaft.

Natrium, Kalium, Magnesium und Zink liegen über Bedarf

Kalium ist in zahlreichen Lebensmittelgruppen enthalten. Die größten Mengen des Mineralstoffes nehmen Männer wie Frauen aus alkoholfreien Getränken, etwa Obstsäften, auf – das gilt auch für Magnesium. Zink ist ebenso wie Natrium vor allem in Brot, Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukten und Käse enthalten. Die Zufuhr dieser vier Mineralstoffe - Natrium, Kalium, Magnesium und Zink – liegt über den Referenzwerten für die Nährstoffzufuhr.

Milch und Milchprodukte wichtige Calciumlieferanten

Milch und Milchprodukte (u.a. Joghurt, Käse) liefern im Durchschnitt etwas mehr als 40 % des täglichen Calciumbedarfs von 1000 mg für Erwachsene. Nur etwa 5 % der Teilnehmer decken ihren kompletten Calciumbedarf bereits durch den Verzehr von Milch und Milchprodukten. Ein weiterer wichtiger Calcium-Lieferant ist Mineralwasser.

Nahrungsergänzung meistens unnötig

27,6 % der Befragten greifen zu Nahrungsergänzungsmittel oder zu mit Nährstoffen angereicherten Medikamenten, den sogenannten Supplementen, um ihre Vitamin- und Mineralstoffzufuhr zu verbessern. Im Alter von 35 bis 50 Jahren werden am meisten Supplemente eingenommen. Personen im Alter von 19 bis 24 Jahre greifen am seltensten zu Supplementen. Es nehmen wesentlich häufiger Frauen als Männer Supplemente ein. Bei den Personen, die Supplemente einnehmen, werden die Referenzwerte für die Zufuhr für die Vitamine B1, B2 und B6 und Niacin (Vitamin B3) im Schnitt allein durch diese gedeckt.

Bei den Mineralstoffen wird am häufigsten zu Magnesium- und Calcium-Präparaten gegriffen, bei Vitaminen steht Vitamin C an erster Stelle, gefolgt von Vitamin E, den B-Vitaminen und der Folsäure.

Regionale Aspekte

Auffallend bei der Auswertung nach Bundesländern ist ein Unterschied im Verzehr zwischen den neuen und den alten Bundesländern. Ein deutlicher Unterschied im Ost/West-Vergleich zeigt sich beim Verzehr von Brot und Backwaren, Getreide und Getreideerzeugnissen, Obst, Streichfetten und Wurstwaren. Ausgeprägte Nord-Süd-Unterschiede kann die Studie hingegen nicht nachweisen.

Frisches Brot: Bremer Männer langen am kräftigsten zu.

Frauen aus den neuen Bundesländern verzehren mehr Brot als Frauen aus den alten Bundesländern. In Brandenburg werden etwa 150 g/Tag verzehrt, in Bayern sind es nur 120 g/Tag. Bei den Männern zeigen sich größere Unterschiede in den Verzehrsmengen. Am wenigsten Brot wird im Saarland (154 g/Tag) gegessen, am meisten in Bremen (231 g/Tag). Die meisten Backwaren werden in Sachsen-Anhalt verzehrt (Frauen: 38 g/Tag; Männer 56g/Tag).

Im Osten wird dick aufgestrichen

Die Teilnehmer aus den neuen Bundesländern zeichnen sich durch einen hohen Verzehr von Streichfetten (Butter, Margarine) aus. Bei den Frauen ist Brandenburg mit 31 g/Tag Spitzenreiter, bei den Männern Mecklenburg-Vorpommern mit 52 g/Tag. Diese Verteilung ist im Zusammenhang mit dem Brotverzehr zu sehen. Am sparsamsten gehen die Frauen aus Nordrhein-Westfalen mit den Fetten um (17 g/Tag).

Mehr Wurst im Osten – mehr Fleisch im Westen

Die Teilnehmer aus den neuen Bundesländern verzehren im Bundeslandvergleich mehr Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie Kassler oder Schinken. Spitzenreiter sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern sind dabei Sachsen und Thüringen. Männer verzehren in Thüringen zum Beispiel gut 80 g/Tag. In Rheinland-Pfalz sind es hingegen knapp 50 g/Tag. Demgegenüber sind die neuen Bundesländer beim Fleisch eher im unteren Bereich beim Ländervergleich zu finden.

Hamburg isst Fisch

Spitzenreiter beim Verzehr von Fisch, Fischerzeugnissen und Krustentieren sind sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern die Hamburger. Eine Tendenz, dass im Norden grundsätzlich mehr Fisch gegessen wird, lässt sich nicht nachweisen. Es fällt auf, dass die Frauen aus Mecklenburg-Vorpommern im Bundeslandvergleich den letzten Platz belegen.

Sachsen und Bayern trinken das meiste Bier

Das meiste Bier in Deutschland trinken Männer aus Sachsen (385 g/Tag). Ähnlich viel Bier wird von Männern in Bayern getrunken (357 g/Tag). Das wenigste Bier trinken die Männer in Schleswig Holstein mit 150 g/Tag. Frauen trinken wenig Bier, darum sind auch die Unterschiede zwischen den Bundesländern gering – vorne liegen die Thüringerinnen und Bayerinnen.

Frauen und Männer verhalten sich sehr unterschiedlich

Wein wird in der Tendenz mehr in den westlichen als in den östlichen Bundesländern getrunken. Allerdings unterscheiden sich Männer und Frauen erheblich in Sachen Weinkonsum. Am meisten Wein trinken Männer aus Rheinland-Pfalz (75 g/Tag) und Baden-Württemberg (69 g/Tag), während in Mecklenburg-Vorpommern und Bremen nur gut 20 g/Tag getrunken werden. Bei den Frauen hingegen nimmt Bremen den zweiten Platz hinter dem Saarland ein mit knapp 50 g/Tag. Am Ende der Skala rangiert überraschenderweise das Weinland Rheinland-Pfalz mit 33 g/Tag.

Schichtenindex

Menschen, mit geringem Einkommen und einer niedrigen beruflichen Stellung unterscheiden sich beim Essen von Männern und Frauen mit guter Ausbildung, hoher beruflicher Stellung und gutem Einkommen – allerdings sind die Unterschiede für viele Lebensmittelgruppen eher undramatisch: So trinken Frauen aus der sogenannten Unterschicht täglich ein Glas Wasser weniger als ihre Geschlechtsgenossinnen, die zur sogenannten Oberschicht gehören.

Gemüse und Obst: Frauen der sogenannten Oberschicht essen mehr Obst

Männer essen insgesamt weniger Obst und Gemüse. Für größere Darstellung bitte anklicken. Frauen aus der Unterschicht essen auch weniger frisches oder erhitztes Gemüse und Obst. In der gesamten Gruppe "Gemüse, Pilze, Hülsenfrüchte" beträgt dieses Minus 30 Gramm am Tag, bei Obst- und bei Obsterzeugnissen sind es 26 Gramm. Ganz ähnlich sieht es bei den Männern aus – nur essen sie insgesamt weniger Obst und Gemüse als Frauen.

Fleisch & Wurstwaren: Mehr Wurst für Männer mit geringerem Einkommen

Größer ist der Unterschied zwischen der sozialen Schichtzugehörigkeit, wenn es um Fleisch, Fleischerzeugnisse und Wurstwaren geht. Hier essen Männer der Oberschicht satte 20 Prozent weniger als die männlichen Befragten der Unterschicht. Bei den Frauen macht der Unterschied nur sieben Gramm täglich aus. Der gesamte Verzehr beträgt mit 57 Gramm bei den Vertretern der Unterschicht etwas mehr als die Hälfte dessen, was die Männer an Fleisch, Fleischerzeugnissen und Wurst am Tag zu sich nehmen. Bei der Oberschicht ist der Unterschied etwas weniger gravierend (Frauen 50 g/Tag, Männer 88 g/Tag). Der geringere Verzehr von Fleisch, Fleischerzeugnissen und Wurst basiert bei beiden Geschlechtern im Wesentlich auf einen Verzicht bei den Wurstwaren und Fleischerzeugnissen (z.B. Kassler oder Schinken).

Wasser/Limonade: Wer gut ausgebildet ist, trinkt mehr Wasser

Wer gut ausgebildet ist, trinkt mehr Wasser. Für größere Darstellung bitte anklicken. Beim Wasser liegen die Frauen vorn – zumindest die mit guter Ausbildung, beruflicher Stellung und höherem Einkommen. Sie trinken 1216 Gramm Wasser am Tag, Männer derselben Schicht liegen mit 1158 Gramm knapp darunter. Bei Männern wie Frauen steigt der Wasserkonsum von der Unterschicht zur Oberschicht. Groß ist der Unterschied zwischen Unterschicht und Oberschicht, wenn es um Limonade geht: Männer der Oberschicht trinken keine 100 g/Tag (95 g/Tag) von den süßen Sprudelgetränken, Männer der Unterschicht immerhin durchschnittlich 365 g/Tag. Bei Frauen zeigt sich ein ähnliches Bild auf deutlich geringerem Niveau.

Alkohol: Bier eint die Frauen aller Schichten

Bei alkoholischen Getränken muss unterschieden werden: Beim Bier zeigt sich bei Frauen kein Zusammenhang zwischen Schichtzugehörigkeit und Bierkonsum; Männer der Unterschicht trinken am Tag ein Glas Bier à 300 Milliliter mehr als ihre Geschlechtsgenossen der Oberschicht. Wein und Sekt bleiben "elitäre" Getränke: Frauen der Unterschicht trinken mit 21 g/Tag hier nicht mal ein Drittel der Menge, die Frauen der Oberschicht täglich im Schnitt zu sich nehmen. Ein Bild, das sich bei den Männern ganz ähnlich zeigt. Bei härteren Getränken liegen die Männer mit einem drei- bis sechsfachen Verbrauch deutlich vor den Frauen, bei denen es zwischen den Schichtzugehörigkeiten diesbezüglich nur geringfügige Unterschiede gibt. Dagegen trinken Männer mit geringem Einkommen und weniger guter beruflichen Stellung rund dreimal mehr Spirituosen (täglich 8 Gramm) als Männer aus der Oberschicht – das entspricht knapp drei Schnapsgläsern in der Woche.

Nationale Verzehrsstudie II - Ergebnisbericht Teil 2

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Quelle: Berlin [ bmelv ]

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