Generelle Einzeltierkennzeichnung beeinträchtigt Tierschutz

Sonnleitner: EU-Vorschlag bei Schafen und Ziegen vereinfachen

Schafe und Ziegen generell mit einer Einzeltierkennzeichnung zu versehen und umfangreiche Registrierungsmaßnahmen vorzunehmen, sei zur Verbesserung einer Seuchenprohylaxe nicht erforderlich und führe zu extremen Tierschutzproblemen. Das betonte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, in einem Schreiben an Bundeslandwirtschaftsministerin Renate Künast im Vorfeld der Agrarratssitzung in Brüssel. Der von EU-Kommissar David Byrne eingebrachte Vorschlag zur Einführung einer Einzeltierkennzeichnung sowie der Registrierung von Schafen und Ziegen müsse stark vereinfacht werden, forderte Sonnleitner. Ende 2002 sei bereits eine Änderung der nationalen Viehverkehrsverordnung beschlossen worden, die den Zweck der raschen Rückverfolgbarkeit von Tierbewegungen in einem Seuchenbekämpfungsfall voll erfülle. Schließlich finde in diesem Bereich kein Tiertourismus als Risikofaktor statt und Tierbewegungen seien lückenlos über Einträge von Zu- und Abgängen im Bestand  sregister nachweisbar. Zudem bedürfe es keiner über die national erfolgreich angewandten Kennzeichnungs- und Registrierungsmaßnahmen hinausgehenden Regeln, da Lämmer von der Geburt bis zur Schlachtung oder Vermarktung in der Betreuung des Ursprungsbetriebes verbleiben. Dies gelte auch beim Einsatz in der Landschafts- und Deichpflege. Anschließend würden über 60 Prozent der zur Schlachtung anstehenden Lämmer vom Hof direktvermarktet und die weiteren ca. 40 Prozent vom Ursprungshof unmittelbar zum Schlachtbetrieb verbracht.

Für verbesserungswürdig halte der DBV das Einzeltierkennzeichnungs- und Registrierungsverfahren lediglich im Zuchtbereich, der ca. 10 Prozent der in Deutschland gehaltenen Schafe und Ziegen ausmache. Daher fordere der DBV, diese Verfahren ausschließlich auf die Herdbuchzuchttiere beschränkt modernisiert und EU-einheitlich vorzunehmen. Nach Ansicht des Berufstandes sollte dies nach deutschem Beispiel auch in Herden Anwendung finden, in denen ein Scrapiefall festgestellt wurde. Dies sei die Grundlage dafür, dass anstatt der Herdenkeulung die gesamte Herde genotypisiert und ausschließlich die nicht resistenten Tiere gekeult würden.

Neben dem hohen Verwaltungsaufwand und den zusätzlichen Kosten, die mit dem EU-Vorschlag verbunden wären, müsse vor allem auch bedacht werden, dass sich Schafe und Ziegen oftmals die Ohrmarken im Gestrüpp und an Zaundrähten schmerzhaft ausreißen. Zudem seien für kleine Schaf- und Ziegenrassen die verwandten Ohrmarken faktisch zu groß und zu schwer. Begründet sei dies in der verpflichtenden Verwendung von Ohrmarken, die in der Praxis nicht auf diese speziellen Haltungsformen erprobt seien. Der statt Ohrmarken diskutierte Vorschlag, Chips oder elektronische Datenträger unter die Haut oder in den Magen zu injizieren, sei ebenso wenig eine Alternative. Dieses Verfahren verursache zu hohe Einzelkosten. Umso mehr sei ein Feldversuch der derzeit angewandten und diskutierten Kennzeichnungssysteme - auch der Tätowierung - dringend erforderlich, mahnte der DBV-Präsident.

Quelle: Bonn [ dbv ]

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