Humana zieht Konsequenzen aus Fehlern bei der Produktion von Säuglingsnahrung für Israel
1. Personelle Konsequenzen
Vier verantwortliche Mitarbeiter wurden heute entlassen und mit sofortiger Wirkung freigestellt. Es handelt sich hierbei um die leitenden Mitarbeiter aus der Produktentwicklung, dem chemischen Zentrallabor und dem Qualitätsmanagement. Die Positionen sind zunächst kommissarisch besetzt worden.
2. Organisatorische Konsequenzen
Humana hat zusätzliche Sicherungen in das eigene, ohnehin engmaschige Qualitätsmanagementsystem eingebaut. Diese reichen über die üblichen Kontrollstandards bei der Herstellung von Babynahrung hinaus.
Ab sofort wird bei sämtlichen Neurezepturen und Rezeptänderungen von Humana-Produkten vor der Freigabe zur Erstproduktion eine labortechnische Vollanalyse der Inhaltsstoffe zwingend vorgeschrieben. Erst wenn das externe Labor bestätigt, dass die Angaben zu den Inhaltsstoffen korrekt sind, darf das Produktionsverfahren freigegeben werden.
Zusätzlich müssen bei jeder Neurezeptur und Rezeptänderung in Zukunft die verantwortlichen Geschäftsführer sowohl der Produktentwicklung als auch der Qualitätssicherung die Einhaltung des Qualitätskontrollverfahrens schriftlich bestätigen. Vorher erfolgt keine Freigabe der Produkte zur Auslieferung.
Enge Zusammenarbeit mit den Behörden
Sollten es die zuständigen Behörden ihrerseits für erforderlich halten, bei Neurezepturen und Rezeptänderungen entsprechende Untersuchungen und Registrierungen obligatorisch einzuführen, würde das von Humana ausdrücklich unterstützt werden. Bis dahin greift unsere Selbstverpflichtung.
Die Verantwortlichen von Humana werden heute bei einem Gespräch mit der Ministerin für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, Bärbel Höhn, dieses Thema erörtern. Humana arbeitet bei den derzeit laufenden Ermittlungen eng mit Staatsanwaltschaft, Landes- und Bundesbehörden zusammen.
Aktuelle Untersuchungsergebnisse – keine Gefährdung durch andere Humana-Produkte
"Wir können definitiv garantieren, dass in allen anderen vergleichbaren Humana-Produkten Vitamin B1 in der deklarierten Menge vorhanden ist", betont Albert Große Frie. Aufgrund von Nachfragen besorgter Verbraucher und um jeden Zweifel in der Öffentlichkeit auszuräumen hat Humana insgesamt 53 Babynahrungsprodukte auf den Vitamin B1-Gehalt durch zwei akkreditierte Untersuchungsinstitute untersuchen lassen.
Ein Teil der Ergebnisse liegt bereits vor und bestätigt die absolute Unbedenklichkeit der Säuglingsnahrung in Bezug auf Vitamin B1. Die restlichen Ergebnisse werden in den nächsten Tagen erwartet.
Verantwortung und Mitgefühl
Wir bekennen uns zu den Fehlern, die in unserem Hause gemacht wurden.
"Wir können zur Zeit ist nicht ausschließen, dass die von uns produzierte Sojanahrung möglicherweise zum Tod und zur Erkrankung der Säuglinge in Israel geführt hat. Das macht uns alle sehr betroffen. Wir empfinden tiefes und ehrliches Mitgefühl mit den betroffenen Familien", sagt Albert Große Frie im Namen aller Humana-Mitarbeiter. Humana werde von sich aus Verbindung zu den israelischen Behörden aufnehmen, um geeignete Möglichkeiten der Unterstützung für die betroffenen Familien zu sondieren.
Die Ergebnisse der betriebsinternen Untersuchungen im Detail:
Der erste Fehler wurde in der Produktentwicklung der neuen Sojanahrung gemacht. Wie bereits bekannt gegeben, sind bei der Entwicklung der neuen Sojanahrung Analysedaten falsch interpretiert worden. Dies hatte zur Folge, dass fälschlicherweise auf die übliche Vitamin B1-Supplementierung verzichtet wurde. Diese Entscheidung wurde von den Verantwortlichen einsam und ohne Information der Unternehmensleitung gefällt. Allein der Umstand an sich hätte zu einer nochmaligen Überprüfung der Vitaminberechnungen führen müssen.
Der zweite Fehler geschah im Bereich der Qualitätskontrolle. Obwohl gesetzlich nicht vorgeschrieben, sah das Humana-Qualitätsmanagement eine labortechnische Untersuchung der Inhaltsstoffe als Kann-Bestimmung vor. Dies wurde üblicherweise bei Rezeptänderungen auch so gehandhabt und ist auch im Falle der für Israel bestimmten Sojanahrung geschehen.
Bei den Labordaten, die von der LUFA-ITL GmbH in Kiel Mitte Mai zurückgeschickt wurden, fehlten sämtliche Vitaminanalysen. Dennoch wurde das Untersuchungsergebnis von den wissenschaftlichen Mitarbeitern von Humana als vollständig akzeptiert.
Der Vorgang ist um so unverständlicher, da angesichts der in diesem Fall offenkundigen Abweichung von der erforderlichen Praxis, in Bezug auf die Beimischung von Vitamin B1, die fehlenden Vitaminanalysen nicht erneut angefordert wurden.
Der dritte Fehler geschah, als das Fehlen der Vitamindaten im September zufällig auffiel. Eine entsprechende Nachfrage bei der LUFA erfolgte am 22.09.03. Dort wurde bestätigt, dass die Vitamine insgesamt nicht untersucht wurden. Eine notwendige Intervention unterblieb.
Quelle: Herford [ humana ]